SSV Jahn Regensburg:Schuss für Schuss in die zweite Liga

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Bloß gut, dass ich nicht geschossen habe: Jahn-Trainer Joe Enochs freut sich nach dem Spiel im Mannschaftskreis über den gewonnenen Punkt. (Foto: Sascha Janne/Imago)

Durch einen späten Elfmetertreffer zum 1:1-Unentschieden halten die Regensburger Verfolger Dresden im Aufstiegsrennen auf Abstand. Das klare Ziel ist nun der direkte Aufstieg.

Von Linus Freymark

Aus gut unterrichteten Kreisen war aus Regensburg kürzlich Folgendes zu vernehmen: Joe Enochs, seit einem Jahr Übungsleiter in der Oberpfalz, soll im Training in der vergangenen Woche spaßeshalber an einem Elfmeterschießen teilgenommen haben. Die Pointe des Ganzen: Der Coach soll gleich zweimal verschossen haben. Diese Erzählung darf als verbürgt gelten, denn der Informant ist in diesem Fall identisch mit dem Protagonisten dieser Anekdote.

Enochs berichtete am Samstagnachmittag freimütig über seine Fehlversuche vom Punkt. Sein SSV Jahn Regensburg hatte Dynamo Dresden kurz zuvor ein 1:1 abgerungen. Der Ausgleich für die Oberpfälzer war kurz vor Schluss durch einen Strafstoß gefallen, und weil die Regensburger nicht Enochs, sondern Christian Viet an den Punkt geschickt hatten, konnte der Übungsleiter wenig später über seine Fehlschüsse plaudern. Und weil Viet sicher verwandelt hatte, sich obendrein darüber freuen, dass seine Mannschaft den Verfolger aus Sachsen auf Abstand gehalten und Dresden wohl die letzte Hoffnung auf Platz drei genommen hat.

Das Remis kam für den Jahn ein wenig glücklich zustande, Verteidiger Florian Ballas sprach zu Recht davon, der Zähler sei "ein gewonnener Punkt". Dem einstigen Dresdner kam dabei eine Schlüsselrolle zu: Nach einer halben Stunde tauchte Ballas bei einer Ecke am gegnerischen Strafraum auf und hämmerte den Ball an die Latte - es war die einzige ernst zu nehmende Gelegenheit der Jahnelf in der ersten Hälfte. Ansonsten beschäftigte sich Ballas vor allem damit, den für seine Kopfballstärke gefürchteten Stefan Kutschke zu bewachen. Das klappte auch relativ gut - bis Ballas kurz nach der Pause unter einer Flanke hindurchsegelte und Kutschke den Ball per Kopf im Regensburger Tor versenkte.

Die nächsten beiden Reiseziele klingen beinahe angenehm

Die Führung der Gäste brachte den Jahn kurzzeitig so aus dem Konzept, dass sogar der direkt anschließende Anstoß misslang und Dynamo wegen eines Regensburger Doppelkontakts gleich wieder in Ballbesitz kam. Allerdings fingen sich die Oberpfälzer kurz darauf wieder etwas, vorwiegend die eingewechselten Bryan Hein und Max Meyer setzten die Dresdner Verteidigung unter Druck. Klare Torchancen blieben jedoch auch in der Schlussphase rar. Erst nachdem Noah Ganaus im Strafraum gefoult worden war und weil Enochs darauf verzichtet hatte, selbst zur Tat zu schreiten, konnte Viet den Ball unten links ins Tor schieben - und seinen Trainer in Plauderlaune versetzen.

Enochs zeigte sich nach Abpfiff äußerst angetan vom Kampfgeist seiner Mannschaft. Er sei "stolz auf diese Mentalität", erklärte er, die Spieler seien über ihre Grenzen hinausgegangen. Auch Konrad Faber, der die rechte Außenbahn beackert hatte, freute sich über die Herangehensweise seiner Kollegen. Man habe nach dem Gegentor "Gesicht gezeigt" und sich so einen extrem wichtigen Punkt erkämpft.

Für die Jahnelf stehen nun zwei Auswärtsfahrten hintereinander auf dem Plan. Zunächst geht es zur bereits abgestiegenen Reserve des SC Freiburg, danach treten die Oberpfälzer bei Viktoria Köln an. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen, in denen ein Topspiel das nächste jagte und die Regensburger mit Münster, Ulm und eben Dresden gegen drei direkte Konkurrenten im Aufstiegsrennen bestehen mussten, klingen die nächsten beiden Reiseziele beinahe angenehm. Faber warnte deshalb vorsorglich davor, diese Gegner zu unterschätzen. "Wir haben in Lübeck auch schon verloren", erinnerte er an die verschenkten Punkte, die die Jahnelf dort im März liegengelassen hatte. Soll der zweite Platz gehalten werden, können sich die Regensburger solche Ausrutscher nicht mehr leisten. Bei der Vermeidung solcher Zwischenfälle dürfte der ein oder andere Elfmeter sicher behilflich sein. Einzige Voraussetzung: Der Schütze heißt nicht Joe Enochs.

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