SSV Jahn Regensburg:Der gute Luthe

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Mindestens ebenbürtig: Mehrere Siegchancen von Jahn Regensburg gegen Kaiserslautern werden pariert, darunter eine von Sarpreet Singh (am Ball). (Foto: Sascha Janne/Imago)

Die Oberpfälzer holen in Unterzahl einen Punkt gegen Kaiserslautern. Sie müssen weiterhin um den Klassenverbleib bangen, und das Restprogramm hat es in sich.

Von Linus Freymark, Regensburg

Es gibt im Leben eines Torwarts wenig Schöneres, als dem gegnerischen Stürmer den Tag zu vermiesen. Das Spektrum der Möglichkeiten dafür ist breit, ein gehaltener Elfmeter eignet sich beispielsweise bestens, oder eine gewonnene Eins-gegen-eins-Situation. Besonders schön ist es auch, einen Ball aus dem Winkel zu kratzen. Und am Allerschönsten ist es, wenn sich das dann auch noch in der letzten Minute des Spiels einrichten lässt. Und so dürfte Kaiserslauterns Schlussmann Andreas Luthe einen äußerst positiv gestimmten Reisebericht vom Ausflug nach Regensburg abgeben. Zwar hat sein Team durch das 0:0 beim SSV Jahn nur einen Punkt aus Ostbayern mitgenommen. Dass die Lauterer aber überhaupt etwas Zählbares im Gepäck hatten, das lag vor allem an Torhüter Luthe, der in der Nachspielzeit einen Schuss von Regensburgs Prince Osei Owusu aus dem Kreuzeck fischte und seiner Mannschaft so das torlose Unentschieden rettete.

Nicht nur Luthes Trainer Dirk Schuster zeigte sich nach der Partie begeistert von seinem Keeper, auch die Regensburger waren angesichts von Luthes Tat angemessen ehrfürchtig. "Überragend" habe der frühere Augsburger den Ball gehalten, befand Owusu nach Abpfiff. Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic bediente sich mit Blick auf Luthe desselben Adjektivs. "Den hält nicht jeder", fügte er hinzu.

Bei seiner eigenen Mannschaft hingegen nahm Selimbegovic das Wort "überragend" nicht in den Mund. Das wäre auch ein bisschen zu viel des Guten gewesen. Dennoch präsentierte sich der Jahn wie schon in den vergangenen Spielen nicht wie ein potenzieller Absteiger. Die Regensburger hatten häufiger den Ball, sie gewannen mehr Zweikämpfe als die Pfälzer und schossen öfter auf das Tor. Das einzige Problem: Bis auf Owusus Aktion in der Nachspielzeit wurde es nur selten gefährlich. Einen Distanzschuss von Sarpreet Singh lenkte der glänzend aufgelegte Luthe an die Latte (30.), ein Kopfball von Maximilian Thalhammer ging nach 70 Minuten knapp am Tor vorbei.

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Kurz darauf machte sich der Jahn wie schon so oft in dieser Saison das Leben selbst schwer: Nach einem völlig überflüssigen Foul sah Benedikt Saller die rote Karte, in Unterzahl verlegten sich die bis dahin spielbestimmenden Regensburger darauf, das Unentschieden über die Zeit zu retten, und kamen bis auf Owusus Schuss nicht mehr nach vorne. Die Durchschlagskraft habe ein wenig gefehlt, konstatierte dann auch Selimbegovic. Hinten dagegen ließ der Jahn wenig zu, was allerdings auch daran lag, dass die Lauterer mit einer durch Verletzungen und Gelbsperren ausgedünnten Offensivabteilung antraten und die Regensburger kaum in Bedrängnis brachten. Auch deshalb erklärte der Gästetrainer Schuster, sein Glas sei halb voll, der Jahn habe es seiner Mannschaft schwer gemacht.

Auf Regensburger Seite hingegen führte der Punktgewinn zu keinen großen Freudensprüngen. Es sei mehr drin gewesen, befanden Owusu und seine Kollegen Jan Elvedi und Benedikt Gimber unisono. "Wir waren deutlich dominant", befand Verteidiger Elvedi - bis zum Platzverweis sei ein Tor machbar gewesen. "Das wäre natürlich Gold wert gewesen heute." Kapitän Gimber war der Meinung, man hätte das Spiel trotz des Platzverweises eigentlich gewinnen müssen.

Die verbleibenden Heimspiele halten mit Heidenheim und dem Hamburger SV zwei Aufstiegsaspiranten bereit

Auch der Blick auf das Restprogramm ließ die Laune der Jahn-Spieler nicht gerade besser werden. Mit den kommenden beiden Auswärtsspielen in Sandhausen und Rostock stehen Duelle gegen direkte Konkurrenten an, die verbleibenden Heimspiele halten mit Heidenheim und dem Hamburger SV zwei Aufstiegsaspiranten bereit. Von Woche zu Woche befinde man sich nun im Finalmodus, gab Selimbegovic die Marschrichtung für den Saisonendspurt vor. "Das Rennen ist noch nicht vorbei", erklärte er. Ausdauer, Ruhe und Mut seien nun gefragt - und auch ein bisschen Glück. Der Auftritt gegen Kaiserslautern aber stimmte den Trainer positiv: "Wir können der Mannschaft nicht viel vorwerfen."

Auch seinen Spielern ist der Ernst der Lage bewusst. "Große Spiele" habe man nun vor der Brust, gab Kapitän Gimber zu bedenken: "Die müssen wir meistern." Auch Angreifer Owusu gab sich mit Blick auf die nächsten Wochen zuversichtlich. "Jetzt kommt die Crunchtime", sagte er. Das Gute für Owusu und den Jahn: Die Regensburger Crunchtime findet ohne Andreas Luthe statt.

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