SpVgg Greuther Fürth:Dürftiges vor dem Derby

Lesezeit: 2 min

Am Boden: Die SpVgg Greuther Fürth, hier Armindo Sieb, unterliegt auch gegen Hannover 96. (Foto: Melanie Zink/Sportfoto Zink/Imago)

Keine spielerische Linie und dazu noch schwaches Zweikampfverhalten: Gegen Hannover muss das Kleeblatt eine 1:3-Niederlage hinnehmen, deren Zustandekommen besorgniserregend ist.

Von Christoph Ruf

Es kommt nicht oft vor, dass unmittelbar nach dem Halbzeitpfiff eines Zweitligaspiels Stille in einem mit vielen tausend Menschen gefüllten Stadion herrscht. Am Sonntag, bei der Fürther 1:3-Niederlage gegen Hannover 96, war es so. Nur einige der gut 1000 Gästefans applaudierten dezent, die 9000 anderen Besucher schwiegen. Nicht aus einer Protesthaltung heraus, schien es. Eher aus tiefer Ratlosigkeit angesichts des Zwischenstandes von 0:2 nach Treffern von Nicolo Tresoldi (16.) und Derrick Köhn (22.). Und die war mehr als gerechtfertigt, wie sich eine Stunde später nach dem Ende der Partie endgültig zeigen sollte. Nach fünf Spielen hat Fürth vier Zähler auf dem Konto. Noch deprimierender als die nackten Zahlen ist aus Sicht der Fürther indes das Zustandekommen dieser Heimniederlage: Nicht zuletzt spielerisch war der Fürther Vortrag extrem dürftig.

Flanken aus dem Halbfeld waren vor allem im ersten Durchgang fast durchweg das Mittel der Wahl, die gar nicht so wenigen Chancen resultierten meist aus purem Zufall oder Einzelleistungen. Letzteres bei zwei Distanzschüssen von Julian Green, wovon ein besonders schöner zum zwischenzeitlichen 1:2 im Tor endete (49.). Ersteres bei einem ungefährlichen Schuss von Jomaine Consbruch, den Dennis Srbeny mit dem Bauch unabsichtlich so abfälschte, dass er gefährlich wurde. Stefan Kleineheismann und Rainer Widmayer, die in Vertretung des gelb-rot-gesperrten Alexander Zorniger das Coaching an der Seitenlinie übernehmen mussten, taten, was sie konnten. Doch auch nach dem Doppelwechsel in der Offensive (69.) wurde es nicht besser bei den Angriffsbemühungen.

Kurzum: Eine spielerische Linie, wie sie seit vielen Jahren in erfolgreichen und schwächeren Perioden zur Fürther Identität gehörte, war am Sonntag nicht auszumachen. Das, nicht der individuelle Unterschied zu teuren Hannoveraner Spielern wie Derrick Köhn oder Marcel Halstenberg, war bemerkenswert. Wenn dazu noch Defensivleistungen wie beim dritten 96-Tor kommen, muss man sich um das Kleeblatt wirklich Sorgen machen, die über den Spieltag hinausreichen: Weder beim letztlich erfolgreichen Kopfball von Halstenberg (56.), noch bei der Vorbereitung durch Fabian Kunze, ebenfalls per Kopf, war effiziente Gegenwehr zu erkennen. "Ich fand unser Zweikampfverhalten nicht zweitligatauglich", sagte Zorniger nach dem Spiel - und meinte dabei nicht zuletzt diese Szene.

Logische Folge war eine 1:3-Niederlage, die auch ohne die Spiele der jüngeren Vergangenheit besorgniserregend wäre. In der hatte es Fürth am vergangenen Wochenende irgendwie geschafft, 0:5 bei einer Berliner Hertha zu verlieren, die im Spiel zuvor 0:3 und im Spiel danach 4:6 verloren hat. Gegen Hannover, den mutmaßlich einzigen Zweitligisten, der noch unberechenbarer ist als die Fürther selbst, hatte sich die Niederlage so früh abgezeichnet, dass die Fürther Ultras viel Zeit hatten, um das Team auf das Franken-Derby in zwei Wochen einzustimmen.

Da gehe es darum, "besser Fußball zu spielen und zu "zeigen, dass ihr geil seid auf den Sieg", ließen die Fans die Spieler wissen. Genau das hätte man auch im gerade abgelaufenen Spiel erwarten dürfen, fand Zorniger, der das Spiel überhaupt ohne Schönfärberei analysierte: "Wir haben uns heute viel vorgenommen in Sachen aggressiv, haben es aber in vielen Bereichen nicht aggressiv gemacht. Das war schon ein bisschen ernüchternd. Wir sind im fünften Spiel."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: