Marek Mintal wusste genau, was auf ihn zukommt, er selbst hatte sich ein "Verlieren verboten" auferlegt vor der Regionalliga-Partie der SpVgg Bayreuth gegen den Tabellenletzten Buchbach. Als dann in Minute 66 sein Torwart Lucas Zahaczewski einen Ausflug aus dem Sechzehner wagte und zum 0:1 überlupft wurde, als in der Nachspielzeit obendrein Tobias Stoßberger für den oberbayerischen Dorfklub zum 2:0 traf, hatte der 46-jährige frühere Nürnberger Bundesliga-Torjäger Gewissheit. Nach der Niederlage gab er selbst auch gar nicht mehr die Statements ab, ins Mikrofon des BFV sprach der Torwarttrainer Tobias Fuchs Sätze, die tief blicken ließen: "Momentan ist aus der Mannschaft kein Aufbäumen zu spüren. Es ist traurig, wie sich die Mannschaft präsentiert, und wir Trainer sind da genauso sauer wie die Zuschauer, das muss man in der Phase auch mal ganz deutlich so sagen." Das hörte sich stark danach an, dass die Mannschaft zumindest etwas von einem Mintal-Ultimatum geahnt hatte - und dann trotzdem gegen einen Gast verlor, der auswärts bislang ein einziges Pünktchen geholt hatte.
Offiziell gab die Altstadt die Beurlaubung des Trainers am Morgen des Ostersonntags bekannt. Fürs Erste wird Co-Trainer Lukas Kling die Mannschaft anleiten, die sich jetzt, als Drittliga-Absteiger und unter Profibedingungen, bedrohlich nah am Tabellenende wiederfindet - zwei Punkte sind es nur noch auf den oberen Relegationsplatz. "Ich bin einfach nur traurig über die Situation", so wird Mintal zitiert, "mir war klar, dass es bei einer Niederlage gegen Buchbach nicht weitergehen kann wie bisher, auch wenn mir der Abschied von der Mannschaft schwerfiel und es sehr emotional war."
Die Drittliga-Saison war Ende Mai 2023 noch gar nicht zu Ende gewesen, da hatten sie Mintal schon als nächsten Trainer präsentiert. Der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig und slowakische Nationalspieler sei ein "Sinnbild für Neuanfang und Aufbruch", hieß es damals. Er sollte mit seinem Netzwerk dazu beitragen, die "Oldschdod" möglichst bald wieder in den Profifußball zu hieven. Doch jetzt fällt seine Entlassung in eine Zeit, in der sie beim Traditionsklub aus finanziellen Gründen über eine Verschlankung des Betriebs nachdenken. Gesellschafter Wolfgang Gruber beklagte jüngst die hohen Kosten für die Berufsgenossenschaft.
Dem Vernehmen nach ist möglich, dass noch ein sogenannter Feuerwehrmann verpflichtet wird
Mit einem Abstieg der SpVgg und einem Aufstieg der Würzburger Kickers würde die Regionalliga Bayern ihre einzigen echten Profiteams verlieren - und zudem jene beiden Klubs, die mit Abstand am meisten für den Zuschauerschnitt tun. Selbst gegen den Tabellenletzten Buchbach waren am Samstag über 1600 Zuschauer ins Hans-Walter-Wild-Stadion gekommen. Am Samstag tritt die Mannschaft bei der formstarken U23 von Greuther Fürth an. Sollte sie dort immer noch keine gewünschte Reaktion zeigen, ist es dem Vernehmen nach möglich, dass für die Restsaison noch ein sogenannter Feuerwehrmann verpflichtet wird.