Fußball-Regionalliga:Gespannter Geduldsfaden

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In Schieflage: SpVgg-Trainer Marek Mintal. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Nach dem Abstieg aus der dritten Liga entschied sich die SpVgg Bayreuth, einen Profi-Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Nun ist sie seit fünf Spielen ohne Sieg und steht auf Rang zehn - Trainer Mintal steht aber nicht zur Debatte.

Von Christoph Leischwitz

Einer der wenigen Lichtblicke ist Mintal, der Mann mit dem bekanntesten Namen. Beim Heimspiel der SpVgg Bayreuth gegen Greuther Fürth II vor gut zwei Wochen etwa, da gelang dem Angreifer ein Doppelpack, Endstand 2:2. Es handelt sich allerdings nicht um Marek Mintal, sondern um seinen Sohn Jakub. Bei dessen zweitem Treffer jubelte der Papa ausgiebig an der Seitenlinie. Es ist sicher ein Privileg, den eigenen Nachwuchs auf jener Position spielen zu sehen, die man einst selbst bekleidete. Jakub Mintal, 18, führt mit vier Treffern die interne Torjägerliste an. Es ist aber auch so, dass Marek Mintal, 46, darüber hinaus zurzeit wenige Lichtblicke hat.

Am vergangenen Sonntag setzte Marek Mintal ein deutliches Zeichen. Es stand im Regionalliga-Auswärtsspiel bei Türkgücü München noch 0:0, der ehemalige slowakische Nationalspieler war mit dem Gezeigten nicht zufrieden. Und so wechselte der Trainer nach nur 36 Minuten dreifach. Vom Feld gingen Nico Moos, Vincent Ketzer und David Ismail, allesamt nicht gerade Ergänzungsspieler, die nur auf dem Feld standen, weil die "Oldschdod", wie die SpVgg genannt wird, gerade von Verletzungssorgen geplagt wird.

Übrigens musste in Josue Mbila einer der Eingewechselten in der 72. Minute wieder runter. "Wenn etwas nicht läuft, wieso soll ich bis zur 45. oder 60. Minute warten, bis ich reagiere", sagte Mintal später. Spieler stünden doch auf dem Feld, weil sie etwas zeigen wollten. Wenn sie das nicht tun, reagiert der ehemalige Profi mittlerweile sehr schnell. Der Geduldsfaden scheint stark gespannt.

Der Absteiger aus der dritten Liga hatte sich entschieden, in der Regionalliga Bayern einen Profi-Spielbetrieb aufrecht zu halten. Dass dies kein automatischer Erfolgsgarant ist, weiß auch der FC Schweinfurt 05. Dort standen sie in der vergangenen Saison nach 30 Spieltagen auf einem Abstiegsrelegationsplatz, schafften den Ligaverbleib doch noch und entschlossen sich nach mehrjährigem Anlauf, wieder auf Amateurbetrieb umzustellen. Aktuell haben die Unterfranken nach 14 Spielen so viele Punkte wie im vergangenen Jahr.

Sein Ziel sei es, "einfach eine gute Rolle zu spielen", sagt Mintal. "Bis jetzt ist das nicht der Fall."

In Bayreuth war der Umbruch nach dem Abstieg enorm, 21 neue Spieler mussten sich unter einem neuen Trainer einarbeiten. Dieser Prozess ist offenbar alles andere als abgeschlossen: Die Bayreuther konnten erst vier ihrer 14 Partien gewinnen, seit fünf Spielen sind sie sieglos und stehen auf Rang zehn; seit dem 0:1 gegen Türkgücü, wo auch die Einwechslungen wenig bewirkten. Der Plan war, sich in dieser Saison zu konsolidieren, um 2024/25 wieder um den Aufstieg zu spielen. Auch hinter dieser Erwartung bleibt die SpVgg zurück - und hinter Teams wie Vilzing, Aubstadt und Illertissen.

"Vielleicht war das bei dem einen oder anderen im Kopf", sagt Mintal auf die Frage, ob da nicht doch Aufstiegsgedanken herumspukt waren. Sein Ziel sei es, "einfach eine gute Rolle zu spielen. Bis jetzt ist das nicht der Fall". Er sagt aber auch: "Keine Panik." Eigentlich müsse die Mannschaft nur endlich mal die Trainingsleistung ins Spiel übertragen. Bedenklich findet er allerdings, dass sie etwa gegen Türkgücü nicht nur fußballerisch wenig überzeugte, sondern auch Zweikampfwillen und Laufbereitschaft nachließen. "Wir treten auf der Stelle", sagt der 46-Jährige, der eindeutig das Team in der Pflicht sieht. Er weiß die Verantwortlichen hinter sich. Geschäftsführer Jörg Schmalfuß kritisierte nach dem Spiel in München die Einstellung der Spieler. Auch aus dem näheren Umfeld des Klubs ist zu hören: Trainer Mintal steht nicht zur Debatte.

Am Sonntag kehrte der drittligaerfahrene Angreifer Jann George in den Kader zurück. Vielleicht gerade rechtzeitig, denn am kommenden Samstag empfängt die Oldschdod die anderen Vollprofis der Liga: den Würzburger Kickers. Die Spitzenreiter sind noch ohne Niederlage und haben schon doppelt so viele Punkte (36) wie Bayreuth. Ein Sieg würde also kaum noch helfen, schon nächstes Jahr aufzusteigen. Nur dem Ziel, eine gute Rolle zu spielen, könnte man näherkommen.

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