Sport:Wie LoL-Spieler mit Kommentaren aus der Community umgehen

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Die Fans sind ein wichtiger Teil der LoL-Ligen LEC und LCS. (Foto: picture alliance / dpa)

Egal ob Sieg oder Niederlage, in den League-of-Legends-Ligen LEC und LCS ist das Echo der Fans riesig. Doch häufig läuft das Feedback aus dem Ruder - die...

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Berlin/Los Angeles (dpa) - Egal ob Sieg oder Niederlage, in den League-of-Legends-Ligen LEC und LCS ist das Echo der Fans riesig. Doch häufig läuft das Feedback aus dem Ruder - die Position von Spielern wird in Frage gestellt, nicht selten kommt es zu Beleidigungen.

Dem ehemaligen Fnatic-Jungler Mads „Broxah“ Brock-Pedersen war das irgendwann zu viel. „Es ist etwas, das jeden Spieler verfolgt“, sagt er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „So viele meiner Teamkollegen fühlten sich deswegen mental bereits schlecht, auch mich hat das schon betroffen.“

Nach der vergangenen Saison sprach sich der Spieler, heute bei Counter Logic Gaming in Nordamerika, während eines Streams gegen unfaire und beleidigende Kommentare aus der Community aus. „Selbst wenn es nichts verändert, wollte ich zeigen, dass der aktuelle Weg nicht in Ordnung war und es weiterhin nicht ist“, sagt Broxah.

Dass sie besonders betroffen sind, sagen allerdings nur wenige Profis. Im Gespräch mit der dpa gab von sechs interviewten Spielern nur Broxah an, sich persönlich betroffen gefühlt zu haben. Viele gaben jedoch zu, dass der Ton in der Community zu kritisch und beleidigend sei – besonders gegenüber Spielern, die wegen schlechterer Leistungen stärker unter Beschuss stehen.

Unabhängig davon, wie stark sich Spieler von Fankommentaren beeinflussen lassen, bleibt der Druck auf die Profispieler daher immens. Die Spieler haben meist auch enorme Erwartungen an sich selbst. Einige Teams beschäftigen daher Sportpsychologen, die sich um die mentale Gesundheit der Spieler kümmern.

Ismael Pedraza ist seit 2019 Performance Coach beim LEC-Team Rogue. „In der Gesellschaft gibt es bereits viele Probleme mit mentaler Gesundheit und sozialen Medien“, sagt er im Gespräch mit der dpa. „Im E-Sport sind Spieler dem Ganzen noch mehr ausgesetzt, ohne die Hilfsmittel zu haben, damit umzugehen.“

Aufgrund der häufig negativen Stimmung meiden auch viele Spieler die sozialen Medien. Laut Fabian Broich, Sportpsychologe bei Excel, können diese starken Einfluss auf Spieler haben: „Wenn du 100 Kommentare bekommst als Spieler, und du sie nach den positiven fragst, könnten sie dir keine sagen. Fragst du nach den negativen, können sie die wahrscheinlich Wort für Wort wiederholen.“

Soziale Medien deswegen aber komplett zu verlassen, könne nicht die Lösung sein, sagt Broxah: „Es sollte nicht so funktionieren, dass Spieler sich von sozialen Medien oder dem Internet fernhalten müssen, nur weil das, was sie lesen, so inakzeptabel ist.“

Denn zumindest die positiven Seiten der Community können Spielern auch helfen, berichtet MAD-Lions-Support Norman „Kaiser“ Kaiser aus der Zeit nach dem frühen Aus bei der WM im vergangenen Jahr. „Nach den Play-Ins wurden wir natürlich haushoch kritisiert. Dass man auch positive Nachrichten kriegt und wiederaufgebaut wird, das war sehr wichtig für uns.“

Spielern zu verdeutlichen, welchen Wert unfaire Kommentare überhaupt haben, könnte bei der Bewältigung helfen. „Man muss ihnen klarmachen, was sie da lesen: Das sind Fans, keine Experten“, sagt Pedraza. Auch die Spieler weisen darauf hin. „Wer nicht auf hohem Niveau spielt, und das Spiel nicht auf diesem Level versteht, kann da nicht wirklich drüber reden“, sagt Kaiser.

Vieles spiele sich jenseits der Kameras ab, sagt TSM-Midlaner Tristan „PowerOfEvil“ Schrage. Wenn ein Spieler schlecht spiele, könne das viele Gründe haben. „Musste er Druck für seine Teamkollegen auf sich nehmen, oder ist die Kommunikation nicht gut gewesen? Das kann man als Fan nicht wissen.“

Ob das Lesen von negativen Kommentaren einen Einfluss auf die Leistung hat, hängt aber auch vom Spieler ab. „Manche Leute sind so selbstsicher, dass es ihnen egal ist, was da passiert. Andere sind sehr emotional an die Fans gebunden, und wollen, dass die glücklich sind“, sagt Broich zum Umgang mit Spielern. „Ich rede mit Spielern, die sehr gut sind, aber nicht unbedingt gut mit Kritik umgehen können. Dann ist es manchmal gut, jemand neutrales zu haben, bei dem sie sich öffnen können und wissen, dass es vertraulich bleibt.“

Sich gegenüber der Community auszusprechen, sei daher ein guter Weg, das Problem anzugehen. „Es ist wichtig, dass Spieler sich öffnen und ihre Erfahrungen teilen, damit die Community mehr Empathie entwickelt“, sagt Pedraza. „Sie müssen verstehen, dass sie zwar als Spieler beurteilt werden, aber eben auch Menschen dahinterstehen.“

Auch für Broxah müsse die Veränderung am Ende von den Fans kommen: „Alle dürfen im Internet sagen, was sie möchten. Meine Intention war vor allem, dass Leute über ihr Verhalten nachdenken und sich zum Besseren verändern.“

© dpa-infocom, dpa:210324-99-951083/2

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