Sport kompakt:Nerlinger kritisiert "Transferaktionismus"

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Der Bayern-Manager kritisiert Schalkes Transferpolitik, Hollands Trainer kann Robbens Verletzung nicht erklären - und macht van Bommel zum Kapitän, ein 16-Jähriger testet Formel-1-Boliden.

Christian Nerlinger hat den Last-Minute-Kaufrausch beim Bundesliga-Rivalen Schalke 04 heftig kritisiert. "Wenn ich sehe, was sich in den letzten 24 Stunden auf Schalke getan hat. Das ist für mich ein noch nie dagewesener Transferaktionismus", sagte der Sportdirektor von Fußball-Rekordmeister Bayern München auf der Website des Vereins. Vizemeister Schalke hatte in letzter Minute Klaas-Jan Huntelaar (AC Mailand), Jose Manuel Jurado (Atletico Madrid) und Nicolas Plestan (OSC Lille) für rund 27 Millionen Euro verpflichtet. Der FC Bayern erwirtschaftete dagegen einen Transferüberschuss und verpflichtete keinen einzigen neuen Spieler. "Ich finde, wir haben einen guten und ausgeglichenen Kader und ein schlagkräftige Mannschaft, mit der wir diese Saison wieder sehr erfolgreich sein können", sagte Nerlinger: "Wir können nicht sagen, dass wir die Bundesliga mit fünf oder sechs Punkten Vorsprung dominieren wollen. Unser Ziel muss es sein, nach der Winterpause noch in allen drei Wettbewerben dabei zu sein." Nerlinger begrüßte den Verbleib der aus dem Ausland umworbenen Bankdrücker Martin Demichelis und Mario Gomez: "Mario hat sehr gut daran getan, das Kapitel FC Bayern nicht schon nach einem Jahr zu beschließen." Er werde beim Trainer-Unikat Louis van Gaal seine Chance bekommen. Schließlich fällt Superstar Arjen Robben wegen einer "sehr ungewöhnlichen Muskelverletzung mit sehr ungewöhnlichem Verlauf" noch länger aus: "Es kann durchaus sein, dass Arjen in diesem Jahr nicht mehr spielt."

Christian Nerlinger, Manager des FC Bayern München, verurteilt die Transferpolitik Felix Magaths als "noch nie dagewesenen Transferaktionismus". (Foto: Bongarts/Getty Images)

Für den niederländischen Bondscoach Bert van Marwijk ist die schwere Oberschenkelverletzung von Fußball-Nationalspieler Arjen Robben vom deutschen Meister Bayern München "mysteriös". Der ehemalige Cheftrainer von Borussia Dortmund wies die Kritik des deutschen Rekordchampions zurück, der königlich-niederländische Verband KNVB sei fahrlässig mit der Blessur des Bayern-Stars umgegangen, die dieser im Vorfeld der WM in Südafrika erlitten hatte. Bei Robben war nach der Rückkehr aus dem Urlaub von Bayern-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt ein Muskelriss im linken Oberschenkel diagnostiziert worden, der den Offensivspieler mehrere Monate außer Gefecht setzt. "Ich kann zur Verletzung nichts sagen. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass wir sehr vorsichtig mit ihm während der WM umgegangen sind. Es ist mysteriös, was mit ihm passiert ist", sagte van Marwijk. Robben hatte sich die Blessur im WM-Test am 5. Juni gegen Ungarn (6:1) zugezogen. Trotz eines zunächst festgestellten Muskelfaserrisses blieb er im Oranje-WM-Aufgebot, reiste allerdings nach intensiver Reha in den Niederlanden erst verspätet nach Südafrika. Van Marwijk schonte Robben zunächst und verzichtete in den ersten beiden Vorrundenspielen auf den ehemaligen Spanien- und England-Legionär. Robben gehörte dann allerdings zu den niederländischen Leistungsträgern auf dem Weg ins WM-Finale gegen Spanien (0:1 n.V.).

Beförderung für den Schwiegersohn Mark van Bommel: Der Kapitän des deutschen Fußballmeisters Bayern München ist jetzt auch Spielführer von Vize-Weltmeister Niederlande am Freitag im EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino. Sein Schwiegervater, Bondscoach Bert van Marwijk, bestimmte den Mittelfeldspieler zum Nachfolger von Giovanni van Bronckhorst, der im WM-Finale gegen Spanien (0:1 n.V.) sein letztes Länderspiel für Oranje bestritten hatte. "Wir haben es kurz im Trainerstab diskutiert und dann entschieden. Mark ist im richtigen Alter und in der richtigen Position, außerdem macht er den Job auch bei Bayern München und früher bei der PSV Eindhoven", sagte der ehemalige Dortmund-Trainer van Marwijk. In der voraussichtlichen Start-Elf der Niederländer werden außer van Bommel auch die Bundesliga-Profis Joris Mathijsen, Eljero Elia (beide Hamburger SV) und Schalkes neuer 14-Millionen-Star Klaas-Jan Huntelaar stehen. Rückkehrer Ruud van Nistelrooy (ebenfalls HSV), der den verletzten Robin van Persie (FC Arsenal) ersetzt, muss sich voraussichtlich zunächst mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen.

Nabil Jeffri aus Malaysia ist seit Mittwoch der jüngste Testfahrer in der Geschichte der Formel 1. Der 16-Jährige war bei Aerodynamik-Tests auf einer Landebahn des Flugplatzes in Duxford vor den Toren von Cambridge für Lotus im Einsatz. "Er hat einen großartigen Job gemacht", sagte der finnische Stammpilot Heikki Kovalainen über den Youngster, der im Oktober 17 wird. Als bislang einziger Fahrer aus Malaysia war Alex Yoong im Formel-1-Zirkus dabei, er fuhr in den Jahren 2001 und 2002 für Minardi. Der bis dato jüngste Grand-Prix-Fahrer der Geschichte ist der Spanier Jaime Alguersuari, der bei seinem Debüt im Toro Rosso 2009 in Ungarn 19 Jahre und 125 Tage alt war.

Die deutschen Hockey-Frauen haben bei der Weltmeisterschaft in Argentinien Kurs auf das Halbfinale gehalten. Mit dem mühevollen 2:1 (0:0) gegen Japan gelang dem Team von Trainer Michael Behrmann im zweiten Vorrundenspiel der zweite Sieg. Die DHB-Auswahl liegt punktgleich hinter Olympiasieger und Titelverteidiger Niederlande sowie Vize-Weltmeister Australien auf Rang drei. "Wir haben unsere sechs Punkte und müssen nun gegen Indien den nächsten Schritt machen, um dann wirklich zwei Entscheidungsspiele gegen Holland und Australien zu haben", sagte Behrmann mit Blick auf die verbleibenden drei Gruppenspiele. Nächster Gegner der deutschen Mannschaft ist am Freitag (19.30 Uhr MESZ) Indien.

Vize-Europameisterin Christina Obergföl l hat beim Leichtathletik-Meeting im italienischen Rovereto den dritten internationalen Sieg in Serie gefeiert. Mit 64,38 Meter gewann die Olympiadritte wie zuvor in Zürich und Berlin den Speerwurf vor der Australierin Kimberley Mickle (60, 14). Zweite im Stabhochsprung wurde Carolin Hingst (Mainz) mit 4,41 Metern hinter der höhengleichen Amerikanerin Lacy Jansen. Nach Platz drei am Freitag in Brüssel landete 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya in 2:07,16 Minuten nur auf Rang neun, wurde dabei aber offenbar stark von einer Erkältung beeinträchtigt. "Sie war total müde und hat die ganze Zeit nur gehustet", erklärte ihr Manager Jukka Harkonen. Jamaikas Sprinter Yohan Blake gewann das 100-Meter-Duell in 10,06 Sekunden gegen Justin Gatlin (USA), der seine Saisonbestzeit auf 10,09 steigerte. Gatlin, Doppel-Weltmeister 2005 in Helsinki, war nach vierjähriger Dopingsperre wieder auf die Bahn zurückgekehrt. Rovereto war sein vierter Start seit dem 3. August.

Jamaikas Sprinter laufen den USA den Rang ab. 2010 blieben erstmals seit Einführung der elektronischen Zeitmessung sechs Athleten von der Karibikinsel über 100 Meter unter 10,00 Sekunden. Fünf der 13 schnellsten Männer der Welt stellen die USA. Hinzu kommen noch Frankreichs Europameister Christophe Lemaitre als erster Weißer unter zehn Sekunden (9,97) und der Brite Dwain Chambers (9,99). Zumindest die Spitzenposition teilen die USA noch mit Jamaika: In 9,78 Sekunden führen Tyson Gay und Nesta Carter, der am Mittwoch das letzte Saisonduell mit dem Jamaikaner im kroatischen Zagreb in 9,92 Sekunden gewann, die Weltrangliste an. Dahinter folgen in jeweils 9,82 Sekunden in seinem selbsterklärten Zwischenjahr Weltrekordler Usain Bolt und sein Vorgänger Asafa Powell. Die beiden Jamaikaner beendeten die Saison wegen Rückenproblemen Mitte August.

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