Sport kompakt:Nick Heidfeld verliert Cockpit

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Renault ersetzt den Formel-1-Fahrer schon in Belgien mit Bruno Senna, Fenerbahçe Istanbul wird von der Champions League ausgeschlossen. Die Bayern verzichten nach Olics Verletzung auf weitere Einkäufe, Schalke kündigt Albert Streit fristlos.

kompakt

Für Nick Heidfeld ist die Formel-1-Saison 2011 höchstwahrscheinlich vorzeitig beendet. Der 34 Jahre alte Mönchengladbacher hat sein Cockpit bei Renault vier Tage vor dem Großen Preis von Belgien in Spa an den Brasilianer Bruno Senna verloren. Sehr wahrscheinlich gilt dies auch für den Rest der Saison. Details kündigte Renault für Donnerstag an. "Quick Nick" hatte bei Renault zu Beginn der Saison den nach einem Rallye-Unfall schwer verletzten Polen Robert Kubica ersetzt, die Erwartungen des Teams aber nicht vollends erfüllt. Senna, Neffe des 1994 tödlich verunglückten dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna, war seit Saisonbeginn Ersatzfahrer bei Renault und zuletzt in Budapest erstmals in diesem Jahr am Freitag im freien Training zum Einsatz gekommen. Heidfeld könnte 2012 eine Zukunft in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft bei seinem früheren Arbeitgeber BMW suchen, der in die DTM zurückkehrt. In der Formel 1 fuhr Heidfeld bislang 184 Rennen, blieb aber ohne Sieg. Damit ist er der dienstälteste Fahrer der Königsklasse, der nie ein Rennen gewann.

Nick Heidfeld. (Foto: dapd)

Der türkische Vizemeister Trabzonspor ersetzt den suspendierten Landes-Champion Fenerbahce Istanbul in der Gruppenphase der Champions League. Dies entschied die Dringlichkeitskommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Mittwochabend wenige Stunden nach dem Ausschluss von Fenerbahce wegen der Verstrickung in den Betrugsskandal in der Türkei. Trabzonspor hatte in der 3. Qualifikationsrunde zur europäischen Königsklasse gegen Benfica Lissabon den Kürzeren gezogen und war in die Europa League gerutscht. Dort wurde das Team gegen Athletic Bilbao gelost. Die Basken werden nun den Platz von Trabzonspor in der Europa League einnehmen. Das für diesen Donnerstag angesetzte Playoff-Rückspiel zwischen beiden Clubs wurde abgesagt.

Trotz des Ausfalls von Angreifer Ivica Olic wird der FC Bayern München keinen weiteren Spieler verpflichten. "Wir alle, Vorstand, Sportdirektor und Trainer, sind sicher, dass wir mit unserer jetzigen Mannschaft die in dieser Saison anvisierten Ziele erreichen können", betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge laut einer Mitteilung des Vereins. "Ich habe vollstes Vertrauen in unseren bestehenden Spielerkader", bekräftigte auch Trainer Jupp Heynckes. "Zudem ist unsere medizinische Abteilung überzeugt, dass Ivica Olic nach seiner Verletzung in absehbarer Zeit wieder zur Mannschaft zurückkehren wird."

Schalke 04 hat die jahrelange Farce um Albert Streit beendet: Der Fußball-Profi erhielt am Mittwoch die fristlose Kündigung. Das berichtet die Bild-Zeitung. Anlass sei ein Vorfall im Training der zweiten Mannschaft gewesen, der 31-Jährige soll Spieler und Trainer beschimpft haben. Streit gehörte einst zum Perspektivkader "Team 2006" der deutschen Nationalmannschaft, bekam aber auf Schalke keinen Fuß auf den Boden. Nach seiner Suspendierung durch Felix Magath 2009 kündigte er an, seinen Vertrag (bis 2012) "auszusitzen", und wurde dafür teils wüst beschimpft. Zuvor war er bereits an den Hamburger SV ausgeliehen worden. Für Schalke II hat Streit in drei Saisons insgesamt 26 Liga-Spiele bestritten (2 Tore), zwölf mehr als für die erste Mannschaft.

Angelique Kerber hat als zweite deutsche Tennisspielerin nach Sabine Lisicki das Viertelfinale beim WTA-Turnier in Dallas erreicht. Die 23-Jährige aus Kiel gewann am Mittwoch (Ortszeit) gegen die US-Amerikanerin Melanie Oudin mit 6:3, 6:2. Kerbers nächste Gegnerin bei der mit 220 000 Dollar dotierten Hartplatzveranstaltung ist Johanna Larsson. Die Schwedin setzte sich mit 6:2, 6:4 gegen Shahar Peer aus Israel durch.

Mit markigen Sprüchen haben die Medaillenkandidaten Robert Harting und Malte Mohr ihrem Ärger im Vorfeld der am Samstag beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu (27. August bis 4. September) Luft gemacht. Diskus-Weltmeister Harting kritisierte den Stellenwert der Leichtathletik in Deutschland: "Ein polnischer Olympiasieger kriegt nach Karriereende 2000 Euro monatlich bis ans Lebensende. Da braucht man in Polen gar nicht mehr arbeiten zu gehen. Wir kriegen als Olympiasieger eine Kiste Bier - ein Jahr lang. Wie behämmert ist das? Da müsste man sich lieber etwas einfallen lassen, wie man Olympiasieger besser absichern kann."

Stabhochspringer Malte Mohr leidet derweil unter der Langeweile in der Vorbereitung auf der Urlaubsinsel Jeju: "Da geh ich dran kaputt", sagte der Hallen-Vizeweltmeister. Mohrs Kritik richtete sich direkt gegen den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). "Ich bin Gegner von solchen Situationen hier. Es ist zwar sehr schön hier mit dem Meer, aber im Prinzip langweile ich mich den ganzen Tag zu Tode. Das ist nicht die Motivation oder die Power, die ich eigentlich mitnehmen wollte in eine WM. Die geht dann hier ein bisschen verloren", sagte Mohr.

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Carsten Eberts, Zürich

In der sogenannten Akustik-Affäre geht der Deutsche Fußball-Bund nun gegen den verantwortlichen Mitarbeiter des Erstligisten 1899 Hoffenheim vor. "Der Kontrollausschuss hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Mitarbeiter der TSG Hoffenheim eingeleitet und wird ihn zu den Vorkommnissen anhören", teilte der DFB am Mittwochabend. Der Angestellte des Fußball-Bundesligisten hatte beim Heimspiel der Kraichgauer gegen Borussia Dortmund am 13. August (1:0) mit einem selbst gebauten Gerät Hochfrequenztöne gegen Anhänger des deutschen Meisters eingesetzt, um die Schmähgesänge der BVB-Fans gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp zu übertönen. Der Mann hatte seine Tat wenige Tage später gestanden und sich bei der Polizei gemeldet. Insgesamt soll das Gerät bei vier Heimspielen der Hoffenheimer zum Einsatz gekommen sein.

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Die deutschen Hockey-Männer haben die Vorrundenspiele bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach als ungeschlagener Sieger der Gruppe A abgeschlossen. Im dritten Match setzte sich der Olympiasieger erwartungsgemäß klar mit 7:0 (3:0) gegen Russland Außenseiter durch. Jan-Marco Montag (2., 6.), Moritz Fürste (32., 61.), Thilo Stralkowski (48.), Christopher Wesley (50.) und Florian Fuchs (61.) sorgten für das Schützenfest gegen die überforderten Russen. In den ersten beiden Partien gewann Deutschland jeweils 3:1 gegen Belgien und Spanien, die am Abend den zweiten Halbfinalisten aus der Gruppe A ermittelten. Im Halbfinale am Freitag (21.00 Uhr) ist entweder England oder die Niederlande Gegner der Deutschen.

Nach harscher Kritik von Führungsspielern des Fußball-Bundesligisten Bayern München an ihrem ehemaligen Coach Louis van Gaal hat Arjen Robben den Trainer verteidigt. "Für mich gehört er noch immer zu den besten Trainern der Welt", sagte der Flügelstürmer der Sport Bild. Zuletzt hatten Bayern-Kapitän Philipp Lahm und Franck Ribery van Gaal kritisiert. Ribery beklagt, der Niederländer habe ihm den Spaß am Fußball genommen. Lahm wirft dem 60-Jährigen vor, die Mängel seiner Spielphilosophie nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Robben bleibt dabei: "Viele Spieler, ich auch, können ihm dankbar sein." Aber auch unter dem neuem Trainer Jupp Heynckes fühle er sich sehr wohl in München. Einen Treueschwur will der 27-Jährige aber nicht leisten: "Man kann nicht sagen, ich bleibe zu 100 Prozent." Allerdings sieht er nur eine Alternative zu München: "Barcelona ist der einzige Verein, von dem man sagen kann: Wenn die noch mal interessiert sind, wäre das eine Super-Option."

Der Hamburger SV hat Slobodan Rajkovic verpflichtet. Der 22 Jahre alte serbische Nationalspieler, der vom FC Chelsea kommt und einen Vierjahresvertrag erhält, soll die Innenverteidigung des Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga verstärken. "Er ist groß und ein unbequemer Gegenspieler, der im richtigen Moment auch mal dazwischen haut. Er ist einer, der auch mal Angst und Schrecken verbreiten kann", wird Trainer Michael Oenning auf der HSV-Homepage zitiert. Rajkovic könnte schon im Punktspiel am kommenden Samstag gegen den 1. FC Köln sein Debüt im HSV-Trikot geben. Mit Rajkovic, der Spekulationen zufolge rund 1,5 Millionen Euro Ablöse kosten soll, hat der neue HSV-Sportchef Frank Arnesen schon den fünften Spieler vom FC Chelsea verpflichtet. Zuvor holte der Däne Jeffrey Bruma, Gökhan Töre, Michael Mancienne und Jacopo Sala von seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft hat Welt- und Europameister Spanien nach einem Jahr an der Spitze der Weltrangliste abgelöst. Die Niederlande, im WM-Endspiel 2010 0:1 nach Verlängerung den Spaniern unterlegen, führt jetzt das Klassement mit 1596 Punkten vor den Spaniern (1563) und dem WM-Dritten Deutschland (1330) an. Die Spanier verloren ihren Spitzenplatz durch das 1:2 im Testspiel vor zwei Wochen in Italien. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) behauptete den dritten Platz und weist 25 Zähler mehr auf als noch im Juli.

Der FC Barcelona muss voraussichtlich drei Wochen auf Gerard Pique verzichten. Der Innenverteidiger erlitt am Dienstag im Training eine Muskelverletzung in der linken Wade, wie sein Klub mitteilte. Damit fehlt Pique dem Champions-League-Sieger am Freitag (20.45 Uhr) in Monaco im Spiel um den europäischen Supercup gegen den FC Porto. Auch bei den Länderspielen der spanischen Auswahl gegen Chile (2. September) und in der EM-Qualifikation gegen Liechtenstein (6. September) wird der 24-jährige Weltmeister nicht dabei sein.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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