Krawall in Südfrankreich:Kater vor der Party

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Appell an die Vernunft: FC-Kapitän Jonas Hector spricht zu den Fans. (Foto: Norbert Scanella/PanoramiC/Imago)

Anfangs friedlich, später fatal: Deutsche und französische Hooligans nutzen das Gastspiel von Köln in Nizza für Provokationen und tätliche Auseinandersetzungen. Spieler und Verantwortliche äußern sich angewidert.

Es sollte ein Fußball-Festtag werden und begann als große Party an der Cote d'Azur, doch dann legte sich ein dunkler Schatten über das Europapokal-Comeback des 1. FC Köln: Wegen schwerer Ausschreitungen wurde das Conference-League-Spiel des Bundesligisten beim OGC Nizza am Donnerstag erst mit 55 Minuten Verspätung um 19.40 Uhr angepfiffen. (Es endete 1:1.)

Nach einem Sicherheitsmeeting entschied die Uefa, dass das für 18.45 Uhr angesetzte Spiel stattfinden soll. Bei einem weiteren Zwischenfall werde die Partie aber sofort abgebrochen. "Ich bin fassungslos", sagte Kölns Geschäftsführer Christian Keller bei RTL. "Von unseren 8000 Fans haben sich 7900 top verhalten, von Nizza waren es auch nicht viel mehr als ein paar Dutzend Vollchaoten. Wobei Chaoten ein zu schwaches Wort ist. Da fallen mir nur Schimpfwörter ein, die hier nicht hergehören."

Angeblich soll ein Fan von der Tribüne gestürzt, ein weiterer mit einem Messer attackiert worden sein. "Das habe ich auch beides gehört", sagte Keller. "Wie es den beiden geht, dazu kann ich nichts Valides sagen. Es zeigt, dass das, was hier passiert ist, pervers ist." Den Ablauf schilderte Keller so: "Mein Informationsstand ist, dass zuerst Hooligans aus Nizza in unseren Fanblock eingedrungen sind. Daraufhin sind Hooligans aus unserem Fanblock, die größtenteils aus Paris kommen sollen und als Kölner verkleidet waren und natürlich ein paar aus Köln hinterher", sagte er. Die Leute, die das gemacht haben, müsse man ausfindig machen und ohne jeden Kompromiss und mit voller Härte betrafen. "Sie dürfen nie, nie wieder ins Stadion kommen, zumindest nicht ins Kölner."

Nizzas Bürgermeister zeigt sich entsetzt, auch über das "unhöfliche" Gebaren der Kölner Reisegruppe

Kölns Spielführer Jonas Hector und Nizzas Kapitän Dante traten mit Mikrofonen vor ihre Fan-Blöcke. "Wir wollten mit euch ein Fußball-Fest feiern. Wir wollen immer noch spielen, aber das können wir natürlich nicht gutheißen", sagte Hector: "Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen. Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben."

Ungehindert ins gegnerische Territorium vorgedrungen: "Von unseren 8000 Fans haben sich 7900 top verhalten", sagte Kölns Geschäftsführer Christian Keller - der Rest leider nicht. (Foto: Daniel Cole/AP)

Am Mittag waren Tausende FC-Fans durch die Stadt gezogen und hatten mit Karnevalshits und einem großen Umzug die Rückkehr ihres Vereins in den Europapokal gefeiert. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi war verärgert über die Hinterlassenschaft und das Verhalten von FC-Anhängern. "Ich bedauere das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und den mangelnden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich empfängt", twitterte er mit Fotos von Müllresten in der Stadt. "Die Rechnungen für Schäden und die Reinigung öffentlicher Plätze werden wir an den Kölner Verein schicken", kündigte er an. Der Stellvertretende Bürgermeister Pierre-Paul Léonelli twitterte ebenfalls Bilder und schrieb: "Wer sagt, dass die Deutschen diszipliniert sind?" Er verwies darauf, dass die Ordnungskräfte den Place Masséna von dem "schäbigen" Dreck umgehend gesäubert hätten.

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