"Kuss-Eklat":Spaniens Fußballverband droht Jenni Hermoso

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Jennifer Hermoso (re.) und Luis Rubiales: Der Übergriff des spanischen Verbandspräsidenten beschäftigt die Welt - aber was ist mit weiteren Missbrauchsfällen im Sport? (Foto: John Cowpland; Rfef/dpa)

Die Spielerin habe gelogen und müsse mit einer Klage rechnen. Sie sei mit dem Kuss von Präsident Luis Rubiales einverstanden gewesen, erklärt der Verband. Hermoso bestreitet dies vehement.

Im "Kuss-Eklat" hat der spanische Fußballverband RFEF Weltmeisterin Jennifer Hermoso der Lüge bezichtigt und ihr rechtliche Schritte angedroht. Der Verband bezeichnete in einer Erklärung die Darstellung von Hermoso, der Kuss des umstrittenen Präsidenten Luis Rubiales auf ihren Mund bei der Siegerehrung in Sydney sei nicht in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, als Lüge.

Um dies zu untermauern, veröffentlichte der Verband vier Fotos, die belegen sollten, Hermoso habe Rubiales im Überschwang des Jubels hochgehoben, ihn an sich gezogen und dem Kuss zugestimmt. Auch Rubiales selbst hatte sich bei einer Rede vor der außerordentlichen Generalversammlung des Verbandes am Freitag in Madrid als Opfer dargestellt und den von vielen geforderten Rücktritt verweigert.

Reaktionen im Fall Rubiales
:"Zu keinem Zeitpunkt in den Kuss eingewilligt"

Die Spielerin Jenni Hermoso äußert sich zum "Kuss-Eklat", ihre Kolleginnen verkünden einen Boykott - und auch Real Madrid fordert die Absetzung von Fußballverbandschef Luis Rubiales.

Von Javier Cáceres

Der RFEF reagierte mit der nächtlichen Erklärung auf Hermoso, die am Freitagabend in einer Mitteilung der Spielerinnengewerkschaft FutPro bekräftigt hatte, sie habe dem Kuss auf keinen Fall zugestimmt. "Ich fühlte mich verletzlich und Opfer einer Aggression, eines impulsiven Verhaltens, eines Machos, fehl am Platz und ohne meine Zustimmung", hieß es in der Mitteilung.

"Soweit es von uns abhängt, sind es die letzten Stunden von Rubiales", sagt der Sportminister

Der Verband betonte, die veröffentlichten Fotos würden diese "Lügen" entlarven, die "entweder im Namen oder von der Spielerin selbst" verbreitet worden seien. Dagegen würden der Verband und Rubiales gerichtlich vorgehen.

Sportminister Miquel Iceta sagte, die Regierung werde sich um eine rasche Entfernung von Rubiales aus dem Amt bemühen. "Soweit es von uns abhängt, sind es die letzten Stunden von Rubiales", sagte er der Zeitung El País. Die oberste spanische Sportbehörde CSD beantragte beim nationalen Sportgerichtshof Tad die Suspendierung von Rubiales. "Herr Rubiales hat in seiner Reaktion enttäuscht, er hat nicht getan, was er hätte tun sollen", sagte CSD-Chef Víctor Francos im Hinblick auf die Rede des höchsten Funktionärs des spanischen Fußballs.

Am Freitagabend hatten sich zudem zahlreiche Teamkolleginnen mit Hermoso solidarisiert. Rund 80 spanische Fußballerinnen erklärten, dem Nationalteam nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen, wenn Rubiales bleibt. Weltmeister Spanien steht also faktisch ohne Nationalteam da.

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