Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga:Siegesserie von Frank Arnesen hält

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Zum siebten Mal springt der Däne Frank Arnesen in seiner Karriere als Interimstrainer ein und feiert den siebten Sieg. Dabei gewinnt er mit dem Hamburger SV sehr glücklich beim SC Freiburg 2:1. In Köln führt Lukas Podolski mit zwei Knallern sein Team zum Sieg gegen Hannover.

Es sind nur 72 Kilometer von Basel nach Freiburg im schönen Breisgau, es wäre demnach ein Leichtes gewesen für Thorsten Fink, seine künftige Mannschaft während der Umzugsdurchreise von seinem bisherigen Schweizer Standort nach Hamburg live zu begutachten. Aber Fink, 43, hat sicher andere Dinge zu tun gehabt, er muss sich schließlich in Basel ordentlich verabschieden und zudem auch gut vorbereiten auf den Problemfall HSV, bei dem er an diesem Montag seinen Dienst als neuer Cheftrainer antritt.

Jubel in Freiburg: Frank Arnesen feiert das 2:1 für den Hamburger SV: Am Montag begrüßt er seinen neuen Trainer Thorsten Fink. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Er wird wohl irgendwo am Fernseher zugeschaut haben, und wahrscheinlich freute er sich bereits mit hanseatischer Zurückhaltung über das 2:1 (1:0) beim SC Freiburg. Der HSV bleibt damit zwar Letzter, aber der Vorletzte Freiburg und der Tabellen-16. Augsburg sind nach Punkten eingeholt.

Auf der Hamburger Bank saß diesmal Sportchef Frank Arnesen, der zuletzt in der Kritik stand wegen der zähen Nachfolgersuche für den schon vor einer kleinen Ewigkeit entlassenen Michael Oenning. Im Jahr 1991 hatte der Däne schon einmal eine derartige Interimsrolle übernommen, damals beim PSV Eindhoven, als er den erkrankten Coach Bobby Robson ersetzte - und sämtliche sechs Spiele gewann (mit einem Co-Trainer namens Huub Stevens).

"Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs und ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat", sagte Arnesen nach dem Spiel. "Das Glück muss man sich erarbeiten. Das Glück war auf unserer Seite. Das war ein Sieg von uns allen, nicht von Frank Arnesen."

In Freiburg hatte nicht nur seine persönliche Serie auf dem Spiel gestanden, sondern auch die Ausgangslage seines Wunschkandidaten. Aber die Sache ließ sich gut an: Zunächst setzte Mladen Petric einen Freistoß ans Aluminium, ehe der Südkoreaner Heung Min Son zur Führung traf: Er profitierte im Anschluss an eine Ecke von der Unordnung in der SC-Deckung; beim 0:1 sah auch Keeper Oliver Barmann unglücklich aus (12.).

Die Gastgeber waren dennoch die besser Elf, Torjäger Papiss Cissé hätte zehn Minuten nach dem Rückstand fast den Ausgleich erzielt - doch nach seiner Abnahme innerhalb des Strafraums landete der Ball knapp neben dem Torpfosten. Anschließend konnte sich HSV-Keeper Jaroslav Drobny auszeichnen, der gegen Cissé (30.) und kurz darauf gegen Cedrick Makiadi parierte und damit die schlechten Eindrücke der Vorwochen korrigierte. Insgesamt spielte der HSV jedoch zu umständlich, zudem ging auf das Konto seines Profis Gojko Kacar die peinlichste Szene des Spiels: Der Serbe kassierte nach einer geradezu grotesken Schwalbe im Freiburger Strafraum völlig zu Recht die gelbe Karte (21.).

Der Ausgleich war dagegen eine seriöse Auftragsarbeit, die Cissé mit jener Verlässlichkeit erledigte, die den Senegalesen zu einem begehrten Transferobjekt gemacht haben. Linksverteidiger Felix Bastians wagte von außen eine flache Hereingabe in den HSV-Strafraum, niemand hielt den langen Ball auf, auch nicht Innenverteidiger Slobodan Rajkovic, der im Grunde an der Kugel vorbeitrat - Cissé stand plötzlich allein vor dem Tor und verwandelte nur 100 Sekunden nach Wiederbeginn kühl zum 1:1.

Obwohl auch der HSV immer wieder Vorstöße wagte, ging der SC konsequenter auf das 2:1. Nach einem schönen Konter, an dem wieder Cissé beteiligt war, zirkelte Yacine Abdessadki den Ball jedoch am Torwinkel vorbei (64.); und Makiadi beweis abermals, dass aus ihm nie mehr ein Torjäger wird (65.).

Diese Verschwendung bester Chancen bestrafte der effektive HSV: Die SC-Abwehr ließ eine kleine Hamburger Abordnung gewähren, der eingewechselte Ivo Ilicevic wurde per Doppelpass von Gökhan Töre bedient und traf mit Wucht zum 1:2 (74.).

Das verdiente Remis verschenkte dann Cissé geradezu, als er einen zweifelhaften Strafstoß (Bruma an Reisinger) recht deutlich daneben setzte. Ob Fink gejubelt hat? Die Freiburger dagegen reagierten betroffen, sie befinden sich in diesem Jahr wieder im Abstiegskampf. "Wir haben Riesenchancen, aber machen sie nicht rein. Normalerweise darfst du so ein Spiel nicht verlieren", sagte der frühere Nationalspieler Andreas Hinkel, der im Freiburger Trikot ein ordentliches Debüt gegeben hatte.

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Das Duell des 1. FC Köln und Hannover 96 war die dritte Partie am neunten Spieltag, in der ein halbwegs plausibler Verfolger des FC Bayern ermittelt werden sollte. Aber wie Gladbach und Schalke hat es auch 96 nicht vollbracht, sich für ein paar Tage im Windschatten der Großmacht zu profilieren - was in Anbetracht des Besuchs der Münchner am nächsten Wochenende doppelt schade ist. Umso mehr freuten sich die Kölner über ihren hart erkämpften, aber nicht unverdienten 2:0 (1:0)-Sieg, den Lukas Podolski mit zwei Toren ermöglichte.

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Hannover begann imponierend selbstsicher und erspielte sich einige halbe Torgelegenheiten, mit denen die beiden Spitzen Abdellaoue und Ya Konan ziemlich verträumt umgingen. Danach übernahmen die Kölner, die freilich ein großes Handicap beklagten. Podolski führte das anschaulich vor, als er in der 23. Minute den idealen kurzen Steilpass auf Novakovic gab - der jedoch verletzt auf der Tribüne saß. Formell sollte Podolski die vakante Position in der Spitze besetzen, tatsächlich tauschte er die Rolle häufig mit seinen flexiblen Zuarbeitern Chihi und Peszko. Die Trauer über den Fehlpass auf das Phantom Novakovic wähnte im Übrigen nur kurz: Zwei Minuten später hob Podolski einen Freistoß über die lethargische Abwehrmauer der 96er zum 1:0 ins Netz (27.). Die Führung hielt bis zur Halbzeit, weil Rensing einen Kopfball von Schulz glänzend abwehrte (35.).

Nach der Pause brachten erhebliche Umbauten Unruhe ins Müngersdorfer Stadion. Der Kölner Rechtsverteidiger Brecko musste verletzt raus, aber sein Stellvertreter Andrezinho verletzte sich, kaum zehn Minuten später ebenfalls. Dabei hatten die Kölner mit Jemal und Sereno ohnehin eine nie erprobte Besetzung in der Innenverteidigung aufbieten müssen.

Hannovers Treffer zählt nicht

Die elementare Frage bestand nun darin, ob Hannover die dreifach umformierte Kölner Abwehr überwinden kann oder die Kölner einen Konter landen. In der 66. Minute schien Letzteres zu passieren. Chihi passte zu Peszko, der am Elfmeterpunkt ein Luftloch trat, was Podolski in die Lage brachte, ebenso freistehend einen satten Linksschuss zu setzen - der Ball ging trotzdem vorbei. Kurz darauf konterten die Gäste perfekt über rechts, ein Blitzangriff aus dem neuen Standardrepertoire der 96er. Pinto beendete ihn mit einem sauberen Flachschuss, doch der Linienrichter monierte die - allerdings extrem passive - Abseitsstellung von Ya Konan. Pinto hatte am Sonntag Geburtstag, seinen 31., aber Gnade gab's trotzdem nicht, sein Treffer zählte nicht. "Ich kann das nicht verstehen, dafür gibt's kein Verständnis", klagte er später - und das nicht zu Unrecht. "Die Mannschaft fühlt sich ein wenig bestohlen", berichtete Trainer Mirko Slomka.

Die endgültige Antwort auf alle Fragen gab dann Podolski durch einen Schuss aus spitzem Winkel, der mit Tempo Mach 2 ins Netz jagte (85.). Zuvor hatte er Pinto, das unglückliche Geburtstagskind, getunnelt. ( Philipp Selldorf)

© SZ vom 17.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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