Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga:Bedauernswerter Baumann

Lesezeit: 4 min

Pechvogel des Tages: Freiburgs Torwart Oliver Baumann. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der schwärzeste Tag in seiner Karriere: Dem sonst so starken Freiburger Torwart Oliver Baumann unterlaufen gegen den Hamburger SV drei kapitale Fehler - am Ende steht es folgerichtig 0:3. Nach einem turbulenten Beginn kontert Borussia Mönchengladbach die Gäste aus Frankfurt fachgerecht aus und springt auf Platz vier in der Tabelle.

Der Albtraum des Oliver Baumann schien kein Ende zu nehmen. Dreimal hatte der ansonsten so zuverlässige Torhüter des SC Freiburg heftig gepatzt, dreimal musste er darauf den Ball aus seinem Tor holen, die Fans des Hamburger SV applaudierten ihm höhnisch - und es waren erst 63 Minuten gespielt! 27 Minuten später folgte die beste Nachricht für den 23-Jährigen an diesem rabenschwarzen Sonntag: Das Spiel war vorbei.

"Wie sieht das aus?", sagte Baumann, als ihm nach dem 0:3 (0:1) im Kellerduell die Szenen im Fernsehen vorgespielt wurden: "Den ersten Ball habe ich falsch eingeschätzt, auch beim zweiten hat's nicht geklappt, den dritten wollte ich dann festhalten - und auch das ist noch schiefgegangen. Das war ein Mistspiel." Vom Gegner gab es Mitleid. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte HSV-Regisseur Rafael van der Vaart.

Der Unglücksrabe Baumann schlüpfte nach dem Abpfiff in eine Winterjacke, die Freiburger Kurve feierte ihren Torhüter, denn der heiße Abstiegskandidat wird Oliver Baumann noch brauchen. "Er ist ein Riesentyp, ein super Torwart", sagte Mitspieler Julian Schuster. Die Lage für die noch sieglosen Breisgauer ist durch die Aussetzer aber prekärer geworden, der Tabellen-17. hat nach zwölf Spielen nur fünf Punkte auf dem Konto.

Der HSV nahm den auf dem Silbertablett servierten Sieg dankbar an. "Wir haben verdient gewonnen, aber Glück gehabt mit den Toren", sagte Trainer Bert van Marwijk, der in vier Spielen mit seiner neuen Mannschaft noch ungeschlagen ist. Die Hamburger (12 Punkte) verschafften sich Abstand zur Gefahrenzone und fanden Anschluss ans breite Mittelfeld der Liga.

Bundesliga 10. Spieltag
:Hoffenheim zerlegt Hannover 96

Hannover 96 nimmt sich durch ein undiszipliniertes Spiel selbst die Chance auf einen Sieg gegen Hoffenheim. Die Mannschaft verliert zwei Spieler durch Platzverweis und das Spiel 1:4. Leverkusen dreht einen Rückstand gegen Augsburg und festigt Tabellenplatz drei. Wolfsburg klettert nach einem 3:0 gegen Bremen in der Tabelle.

Die insgesamt durchschnittliche Partie mit hoher Fehlerquote fand ihre erste Aufsehen erregende Szene in der 37. Minute, als Maximilian Beister (37.) Baumanns ersten Blackout zur Führung nutzte. Der Freiburger Schlussmann unterschätzte und unterlief einen langen Pass - Beister schob in das verwaiste Tor ein. Nach einer ähnlichen Situation erhöhte Pierre-Michel Lasogga (47.) direkt nach dem Seitenwechsel, vor van der Vaarts Tor (63.) ließ Baumann einen Schuss nach vorne prallen.

Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw hatten die Gastgeber bis dahin Licht und Schatten gezeigt. Eine halbe Stunde lang waren die mutigen Freiburger tonangebend und hätten durch Matthias Ginter (3.) und Francis Coquelin (17.) in Führung gehen müssen. Deren Kopfbälle aus kürzester Distanz landeten aber nur auf dem HSV-Tor - und der Fehlerteufel begann allmählich, sich ins Freiburger Spiel einzuschleichen.

Die Gäste hielten sich ihrerseits in Sachen Spielgestaltung bis dahin vornehm zurück. Vielmehr lauerte der Hamburger SV auf die Fehler des Gegners vor allem im Spielaufbau - als die Hamburger besser ins Spiel fanden und die Kräfteverhältnisse zurechtrückten, unterlief Baumann sein erstes Missgeschick.

Freiburgs Trainer Christian Streich hatte überraschend auf Julian Schuster verzichtet. Der Kapitän, der am Donnerstag in der Europa League gegen Estoril (1:1) eine schwache Vorstellung geboten hatte, wurde im defensiven Mittelfeld von Ginter ersetzt.

Mit der besten Heimsieg-Startserie seit 26 Jahren eroberte Borussia Mönchengladbach wieder den vierten Tabellenplatz. Das 4:1 (2:1) gegen die europa-müde Frankfurter Eintracht war der fünfte Erfolg im Borussia-Park in dieser Spielzeit. Juan Arango (11. Minute), Oscar Wendt (18.), Patrick Herrmann (59.) und Raffael (66.) trafen vor 53.418 Zuschauern für die Gladbacher und weckten Erinnerungen an die Spielzeit vor zwei Jahren, als die Borussia mit Offensivpower auf den vierten Champions-League-Rang gestürmt war.

Erster Streich: Juan Arango schießt das 1:0 für Borussia Mönchengladbach per Freistoß. (Foto: dpa)

Die Frankfurter konnten durch ein Tor von Stefan Aigner (15.) nur zwischenzeitlich ausgleichen und erleben das Schicksal der Borussia aus dem Vorjahr. Dem wunderbaren Erlebnis Europa League folgte ein erneuter Rückschlag in der Bundesliga. Nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie rutschte die Eintracht auf Platz 14 und hat nur drei Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone.

Mehr als fünf Heimsiege zum Saisonstart hatte die Borussia letztmals 1987 geschafft. Gegen Frankfurt stehen nun sechs Siege aus den letzten sieben Spielen zu Buche. Nur für Max Kruse ging eine Serie zu Ende. Der Zugang hatte bislang in jedem Heimspiel getroffen. Echter Wermutstropfen war aber, dass in Roel Brouwers (77.) schon wieder ein Innenverteidiger verletzt raus musste.

Im strömenden Regen setzten beide Mannschaften auf Offensive. Sebastian Rode konnte nach zehn Minuten Jungnationalspieler Kruse nur mit einem Foul stoppen. Arango zirkelte den Freistoß aus gut 20 Metern gekonnt zu seinem dritten Saisontreffer ins Eintracht-Tor. Kevin Trapp monierte zurecht, dass Stürmer Miroslav Kadlec in der Mauer nicht hochgesprungen war.

Gladbachs in Abwesenheit von vier potenziellen Innenverteidigern personell modifizierte Defensive geriet wenige Minuten später in den Blickpunkt. Aigner fing Marc-André ter Stegens Abschlag ab, passte auf Alexander Meier, der spielte Kadlec frei. Der Tscheche wurde von ter Stegen gefoult, doch Aigner schoss ein. Referee Felix Zwayer erkannte das Tor völlig zurecht an, hätte ter Stegen aber für dessen hinfällig gewordenes Foul dennoch verwarnen müssen.

Viel Zeit zum Nachdenken über die ungewöhnliche Szene blieb nicht, denn Gladbach legte wieder nach. Wendt flitzte unbehelligt durch die Eintracht-Abwehr, sein Flachschuss rutschte Trapp über die Hände ins Tor. Die Borussia beherrschte nun das Geschehen und hatte Pech, dass Zwayer zweimal fälschlicherweise auf Abseits erkannte und Chancen von Raffael und Herrmann (36.) verhinderte.

Die Frankfurter fielen durch einige harte Fouls auf. In ihrem Spiel fehlte die konstruktive Linie. Trainer Armin Veh reagierte und brachte Johannes Flum für Marco Russ (39.), der sich zuvor einen krassen Fehlpass erlaubt hatte und hadernd auf der Bank Platz nahm. Ein Kopfball von Kadlec (43.) blieb die einzige Chance vor der Pause. Das erste Ausrufezeichen des zweiten Abschnitts setzte der junge Julian Korb (46.), der erstmals in der Startelf stand, und einen mutigen Schuss über das Tor setzte. Hauchdünn strich ein Schuss von Granit Xhaka (59.) am Eintracht-Gehäuse vorbei. Eine Minute später ließen die Frankfurter Herrmann in zentraler Position entwischen. Der 22-Jährige ließ sich die Chance zu seinem zweiten Saisontreffer nicht nehmen. Als Raffael kurz darauf nachlegte, war die Partie endgültig entschieden.

© SZ vom 28.10.2013/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: