Sonntagsspiele der Bundesliga:Die Krux mit den fehlenden fünf Prozent

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Borussia Mönchengladbach kassiert beim 1:2 in Hannover die nächste Niederlage und muss erkennen, dass es nicht mehr so gut läuft wie vor einigen Wochen - Trainer Lucien Favre bleibt dennoch gelassen. Die Niedersachsen schieben sich mit dem Erfolg weiter nach vorne. Schalke kann den Ausrutscher der Gladbacher nur bedingt nutzen, weil es in Hoffenheim lediglich zu einem 1:1 reicht.

Eigentlich spielt Borussia Mönchengladbach eine überraschend gute Saison. Der Klub, der normalerweise von Sorgen geplagt in unteren Tabellenregionen herumkriselt, glänzte in dieser Spielzeit oft mit gehobenen Fußball-Darbietungen. Bisher. Jetzt könnte sich diese Wahrnehmung leicht verändern, denn der Verein vom Niederrhein verliert im Rennen um die direkte Qualifikation zur Champions League immer mehr Punkte - Trainer Lucien Favre bleibt trotzdem betont gelassen.

Einen Moment eher am Ball: Jan Schlaudraff gegen Gladbachs Roman Neustädter.  (Foto: dapd)

"Wir müssen die fünf Prozent, die gerade fehlen, wiederfinden", sagte der Schweizer Trainer nach dem 1:2 (0:0) bei Hannover 96 und beruhigte die Gladbacher Fans, die zum ersten Mal in dieser Saison zwei Liga-Niederlagen in Folge verfolgen mussten: "Das wird wiederkommen." Eine Woche nach dem 1:2 gegen 1899 Hoffenheim ließ der fünfmalige deutsche Meister im Fernduell mit Schalke 04 weitere Zähler liegen und verpasste den - zumindest vorübergehenden - Sprung auf Platz drei.

Nach dem Sieg in Leverkusen vor zwei Wochen sei es schwer für sein Team gewesen, sagte Favre, die unglückliche Pokalniederlage im Elfmeterschießen gegen Bayern München zu verdauen: "Und dann verlierst du unnötig gegen Hoffenheim - aber das gehört halt dazu." Immerhin, die Reaktion seines Youngsters Tony Jantschke wird Favre gefallen haben. "Naja, jetzt werden wir halt zurückkommen", sagte der 21-Jährige. Während die Borussen demonstrative Zuversicht zeigten, herrschte bei den Niedersachsen verhaltener Optimismus.

"Wir sind vorgerutscht auf Platz fünf, aber es bleibt alles ganz eng, ganz schwer", erklärte Coach Mirko Slomka mit Blick auf den Kampf um die erneute Europa-League-Qualifikation: "Jetzt konzentrieren wir uns zunächst auf Donnerstag." Dann werden die Niedersachsen versuchen, gegen Atletico Madrid trotz des 1:2 aus dem Hinspiel das Halbfinale im "kleinen" Europacup zu erreichen. Am Sonntag erzielten Didier Ya Konan in der 57. und Mame Diouf in der 77. Minute die Tore für 96. Gladbach kam nur noch zum Anschlusstreffer durch Havard Nordtveit (78.). In der Nachspielzeit rettete Nationaltorwart Ron-Robert Zieler mit glänzenden Paraden gegen Marco Reus und Filip Daems den Sieg. Hannover bleibt dagegen zu Hause eine schier unbezwingbarer Widersacher. Die Niedersachsen sind als einzige Mannschaft in der Bundesliga im eigenen Stadion in dieser Saison ungeschlagen.

Das Slomka-Team holte in der Arena am Maschsee zuletzt 13 von 15 möglichen Punkten. "Die erste Halbzeit war zäh, wir sind nicht gut reingekommen. Es war sehr schwer, sich Torchancen zu erarbeiten. In der zweiten Halbzeit ist es einfach sehr gut gelaufen für uns", sagte Slomka, während Favre bemängelte, sein Team habe "zu spät angefangen zu spielen". In der Tat war Gladbach lange Zeit harmlos: kaum Ideen in der Offensive, mangelnde Präzision im Abspiel und zu wenig Zug zum Tor.

Ein Flachschuss von Kapitän Daems, den Zieler ohne Probleme aufnehmen konnte (14.), und ein Distanzschuss von Nordtveit, der weit über den Kasten segelte (34.) - mehr hatte Gladbach im ersten Abschnitt nicht zu bieten. Die Stürmer Reus und Igor De Camargo, der anstelle von Mike Hanke in die Startelf gerückt war, kamen gegen Hannovers Innenverteidiger kaum zum Zug. Weil auch Hannover zunächst nur wenig Elan im Angriffsspiel zeigte, sahen die 49.000 Zuschauer eine langweilige erste Halbzeit. Lediglich ein abgefälschter Versuch von Jan Schlaudraff (33.) und ein Fernschuss aus 35 Metern von Geburtstagskind Christian Schulz (40.) sorgten für einen Hauch von Gefahr.

Auch im zweiten Abschnitt bot sich zunächst das gleiche Bild. Bis auf zwei zaghafte Versuche von Reus (68. und 70.) passierte vor dem 96-Tor kaum etwas. Hannover blieb durch Konter stets gefährlich. Die Strapazen des Spiels am vergangenen Donnerstag in Madrid waren den Gastgebern allerdings anzumerken. Oft fehlte es beim finalen Pass an der nötigen Genauigkeit. Zudem machte sich das verletzungsbedingte Fehlen des zuletzt starken Lars Stindl (Adduktoren) bemerkbar. Doch die Niedersachsen verfügen mit Ya Konan und Diouf eben über zwei äußerst treffsichere Stürmer - und wenn man es sich genau überlegt, spielt auch Hannover erneut eine überraschend gute Saison.

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Schalke 04 hatte zuletzt ungewöhnlich viele Tore kassiert, was für Trainer Huub Stevens gewiss ein Grund für schlechten Schlaf gewesen sein muss. Der Mann, der wie kaum ein anderer gerne die Null beim Gegner stehen sieht, erlebte gegen Athletic Bilbao mit seinem Team unter der Woche einen ziemlichen Reinfall. 2:4 hatte seine Mannschaft verloren, was schon fast das Aus in der Europa League bedeutet. Drei Tage nach dieser Enttäuschung lief es nun um einiges besser: Immerhin kamen die Gelsenkirchener zum Abschluss des 28. Spieltages zu einem 1:1 (0:1) bei 1899 Hoffenheim.

Die Szene, die zum 1:0 führte: Lars Unnerstalls vermeintliches Foul am Hoffenheimer Schipplock.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Hoffenheimer warten ihrerseits damit seit dem 22. Oktober 2011 auf einen Heimsieg, dürften bei nunmehr sechs Punkten Vorsprung auf den 1. FC Köln auf dem Relegationsrang aber nichts mehr mit dem Abstieg zu tun bekommen. Klaas-Jan Huntelaar rettete Schalke mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 80. Minute das Remis, nachdem der eingewechselte Ex-Hoffenheimer Chinedu Obasi von Andreas Beck gefoult worden war. Sejad Salihovic hatte Hoffenheim nach einer halben Stunde ebenfalls per Strafstoß in Führung gebracht.

Schiedsrichter Markus Schmidt hatte nach einer Attacke von Lars Unnerstall gegen Sven Schipplock auf den Punkt gezeigt. Es war eine strittige Entscheidung und für Unnerstall, der sechs Wochen nach seiner erlittenen Schultergelenkecksprengung überraschend wieder zwischen den Pfosten stand, war es ein unglückliches Comeback.

Beide Elfmeter-Szenen fanden später Kritik: "Das sieht man ja, eindeutig. Da brauche ich nicht einmal eine Zeitlupe. Das ist lächerlich", kommentierte Hoffenheims Trainer Markus Babbel die Situation, die zum Ausgleich für Schalke geführt hatte. Schalkes Schlussmann Unnerstall sah sich beim Elfmeter für die Gastgeber ebenfalls ungerecht behandelt: "Ich kann mich nicht erinnern ihn berührt zu haben. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir viel investiert und zurecht einen Elfmeter bekommen."

Die schnelle Rückkehr des 21-Jährigen war auch der Not geschuldet, da Timo Hildebrand gegen Bilbao eine Bänder- und Kapselverletzung im rechten Ellenbogen erlitten hatte. Schalke war nach den Patzern gegen Bilbao zunächst auf Sicherheit und Stabilität bedacht. In der Offensive konnten der Spanier Raul und Torjäger Huntelaar zunächst nur wenige Akzente setzen. Allerdings hatte Huntelaar in der 18. Minute die beste Chance. Doch nach einem Fehler von Jannik Vestergaard lupfte der Niederländer den Ball über das Tor und verpasste seinen 23. Saisontreffer.

Bei einer Möglichkeit von Raul kurz vor der Pause (42.) war Hoffenheims Schlussmann Tom Starke auf der Hut. Bei Hoffenheim hatte Babbel dem Niederländer Ryan Babel einen Platz auf der Bank verordnet. Für den Stürmer, der seit 1.754 Spielminuten nicht mehr getroffen hat, bekam Schipplock eine Chance von Beginn an - und holte gleich den Foulelfmeter zur 1:0-Führung heraus. Sebastian Rudy (34.) und Robert Firmino (45.) hatten vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim Gelegenheiten, um die Führung vor der Halbzeit auszubauen.

Nach dem Seitenwechsel hatte Schalke innerhalb von einer Minute gleich zweimal die Chance zum Ausgleich. Nach guter Vorarbeit von Raul scheiterte Jefferson Farfan am glänzend parierenden Starke (56.). Bei der anschließenden Ecke klärte Fabian Johnson nach einem Kopfball von Jermaine Jones kurz vor der Linie. Auch auf der Gegenseite ging es turbulent zu. Unnerstall entschärfte nach einer Stunde einen Schuss von Salihovic, Raul lenkte nach dem folgenden Eckstoß einen Versuch von Vestergaard um den Pfosten.

n der 78. Minute hatte Huntelaar bereits den Ausgleich auf dem Fuß, traf aus kurzer Distanz aber nur die Latte. Zwei Minuten später machte es der niederländische Nationalstürmer vom Elfmeterpunkt besser. So schafften es die Gelsenkirchener zumindest, dass bei ihnen selbst nicht die Null stand.

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