Skispringen:WM-Titel, Krankheit, Frust: Tandes turbulentes Jahr

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Oberstdorf (dpa) - Im Sommer hatte Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande ganz andere Sorgen als die Weitenjagd und den Kampf um Medaillen.

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Oberstdorf (dpa) - Im Sommer hatte Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande ganz andere Sorgen als die Weitenjagd und den Kampf um Medaillen.

Während seine Olympiasieger-Kollegen auf den Schanzen trainierten, lag der Norweger für eineinhalb Wochen in einem Krankenhaus und kämpfte gegen eine Krankheit an, die immer wieder auch tödlich endet. „Die Wahrscheinlichkeit am Stevens-Johnson-Syndrom zu erkranken ist geringer, als im Lotto zu gewinnen. Das ist meine Art von Glück“, hatte Tande damals der norwegischen Nachrichtenagentur NTB gesagt.

Tandes Organismus spielte verrückt, sein Immunsystem griff die eigenen Zellen an, der Mund war eine „große Wunde“ und essen konnte der heute 25-Jährige auch nicht. Der Norweger hatte Glück, dass er die Symptome schnell realisierte und einen Arzt aufsuchte.

Statt ernsthafter Lebensgefahr blieb es bei einem ordentlichen Gewichtsverlust und einer Trainingspause. „Er hat eine Behandlung mit Medikamenten bekommen, die auf der Dopingliste stehen. Dementsprechend war er nicht wettkampftauglich“, begründete sein Trainer Alexander Stöckl den langen Ausfall. Mit Ehrgeiz kämpfte sich der manchmal wie ein Popstar gefeierte Tande zurück und formulierte vor dem Winter ehrgeizig das Ziel, entweder die Vierschanzentournee oder den Gesamtweltcup gewinnen zu wollen.

Mit beidem, so viel ist bereits klar, wird es diese Saison nichts werden. Bei der Tournee belegte Tande die Plätze 44, 34, 43 und 36, danach stieg er aus dem Weltcup aus. Seine Rückkehr feiert er nun ausgerechnet auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf, wo er im Vorjahr nach einem Abbruch im Aufwärmraum Weltmeister wurde und gar nicht mehr aufhörte zu weinen.

„Er startet jetzt mit einer ganz anderen Ausgangsposition“, sagte Stöckl der Deutschen Presse-Agentur, für Tande geht es um den Anschluss und nicht um Siege. „Es ist ein positiver Trend da, er wirkt stabiler“, sagte Stöckl, der Tande für die WM in Seefeld (ab 19. Februar) trotzdem keinen Bonus für die Vorjahre gewähren will.

Tande verkörpert Emotionen und inszeniert gerne die große Show. Die Tournee hätte er 2017 beinahe schon gewonnen, dann löste sich im letzten der acht Sprünge ein Teil der Bindung. Das kostete Tande, der nur mit viel Mühe einen Sturz abwenden konnte, nicht nur den Triumph, sondern auch viele Tränen. Den krassen Gegensatz erlebte er in Pyeongchang: Nach Team-Gold tauchte Tande mit seinen Kollegen in feinen Anzügen im Deutschen Haus auf, vollkommen losgelöst spielte der tanzende Blondschopf auf der Bühne den Alleinunterhalter. Nach all den Ereignissen der vergangenen zwölf Monate würde es Tande schon reichen, mal wieder ein paar gute Wettkampf-Sprünge zu machen.

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