Serie A:Eine Drohung wie von der Mafia

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Fabio Lucioni von Benevento Calcio kann nicht nur Fußball spielen - er spricht auch filmreife Drohungen aus. (Foto: Getty Images)

Der italienische Fußballer Fabio Lucioni wird wegen Dopings gesperrt und wünscht seinen Gegnern einen Abtransport in Mahagonisärgen. Sein Traum ist dahin - und Schuld allein ist der Dottore!

Glosse von Birgit Schönau

Man kennt solche Drohungen aus dem alten Mafia-Schinken "Der Pate". Damals pflegten sie als freundlicher Gruß geschmackssicher an einem Pferdekopf oder an einer toten Ratte zu kleben, heute reicht ein Instagram-Account: "In der Hoffnung, dass ihr morgen früh kaltgefroren seid und man für euren Abtransport Mahagonisärge braucht...", stand da am späten Dienstagabend in weißen Buchstaben auf schwarzem Grund auf der Seite des Fußballprofis Fabio Lucioni zu lesen. Und weiter: "Gute Nacht, ihr versteht schon, wer gemeint ist." Nun, viele der 8033 Leser hatten da zumindest spontan eine Idee.

Denn wenige Stunden zuvor war der Verteidiger Lucioni, 30 Jahre alt und Kapitän des Erstligisten Benevento, vom Anti-Doping-Gericht des Olympischen Komitees zu einem Jahr Sperre verurteilt worden. Bereits im September hatte man den Profi positiv auf das Steroid Clostebol getestet. Lucioni erhielt umgehend eine 90-Tages-Sperre; weil die Dopingrichter aber nicht rechtzeitig zu einem rechtskräftigen Urteil kamen, durfte er danach ein paar Spiele absolvieren. Spiele, in denen der Aufsteiger Benevento seine sensationelle Negativserie beendete. Der Klub aus Kampanien hatte seit Saisonbeginn 14 Begegnungen in Serie verloren, eine derart hartnäckige Verteidigung der Nullpunkte-Position war einmalig in Europas Fußball-Landschaft. Zuletzt hatte Manchester United vor 88 Jahren schlappe zwölf Niederlagen hintereinander geschafft. Bis Benevento kam, der Verein mit der reitenden Hexe im Wappen.

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Lucioni singt ein Lied von finsteren Mächten

Das 70 Kilometer nordöstlich von Neapel gelegene, uralte Städtchen gilt als Austragungsort der italienischen Walpurgisnacht. Am 3. Dezember hatte der Oberste Hexenrat offenbar den Zauberstab für Benevento geschwungen. Mit einem 2:2 gegen Milan wurde der erste Punkt erobert, der entscheidende Treffer kam von - Torwart Alberto Brignoli! Der Schlussmann als Torschütze: Abrakadabra. Auch Kapitän Lucioni kann ein Lied von finsteren Mächten singen. Er habe doch gar nicht gewusst, dass jenes Spray, mit dem der Vereinsarzt eine Zerrung behandelte, das Teufelszeug Clostebol enthalten habe. Allein der Dottore sei schuld! Tatsächlich wurde dieser Fußball-Faust für vier Jahre gesperrt, kann also seine Zaubertränke so gut wie endgültig einpacken. Zu spät für den armen Lucioni, der laut klagte, er fühle sich um die Erfüllung seines Kindheitstraums betrogen. Endlich in der Serie A, und nun das!

Als die Mahagonisärge von seiner Instagram-Seite grüßten, träumte der Fußballer schon wieder. Am Morgen ging er an den Computer und sah die Bescherung. "Erst Stunden später habe ich gemerkt, welche Sätze auf meinem Instagram-Account stehen", schrieb er schnell. "Sie wurden sofort gelöscht. Ich entschuldige mich persönlich und lege Wert auf die Feststellung, dass der Account von Dritten betrieben wird." Von wem, traut man sich ja gar nicht zu fragen. Erst das Teufelszeug im Spray und dann die diabolischen Paten-Fantasien im Internet: Es ist doch wirklich wie verhext.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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