Novak Djokovic:Politische Botschaft

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Novak Djokovic (Foto: Clive Mason/Getty Images)

Der serbische Tennisspieler kommentiert bei den French Open die Unruhen in Kosovo, muss aber wohl nicht mit einer Sanktionierung rechnen.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Der 22-malige Grand-Slam-Gewinner Novak Djokovic erlebte sportlich einen weitgehend reibungsfreien Auftakt bei den French Open. Beim 6:3, 6:2, 7:6 (1) gegen den Amerikaner Aleksandar Kovacevic, 24, am Montag machte er sich nur Ende des dritten Satzes das Tennisleben etwas schwer. Als der Serbe den Hauptplatz, den Court Philippe-Chatrier verließ, schrieb er kurz noch, wie es alle Sieger in solchen Momenten in den großen Arenen tun, eine Botschaft auf die Scheibe einer Fernsehkamera. Erst mit etwas Verzögerung wurden seine Zeilen entschlüsselt, und nun gibt es beim Grand-Slam-Turnier in Paris eine kleine Debatte darüber, ob das angemessen war, was Djokovic tat. Er hat nämlich eine politische Aussage getätigt.

"Kosovo ist das Herz Serbiens. Stoppt die Gewalt!", lautete sein Text, der sich auf jüngste Vorfälle in Kosovo bezog. In einer von vier Gemeinden, die von Serben dominiert sind, war es zu Tumulten gekommen. In der Stadt Zvecan hatten Serben versucht, einen neu gewählten ethnischen albanischen Bürgermeister am Betreten seines Büros zu hindern. Daraufhin war es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Serben und Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Schutztruppe Kfor gekommen, mit vielen Verletzten auf beiden Seiten.

"Das ist das Mindeste, was ich hätte tun können. "Vielleicht werde ich bestraft, aber ich fühlte mich verpflichtet, Unterstützung zu leisten", sagte Djokovic in Paris in einem Gespräch mit serbischen Journalisten. Zu einer Sanktion wird es aber nach dieser Aktion offenbar nicht kommen. Der französische Tennisverband (FFT) teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, es gebe "keine offiziellen Grand-Slam-Regeln dazu, was Spieler sagen oder nicht sagen können". Die FFT werde auch selbst nichts in diesem Fall unternehmen. Der Tennisverband Kosovos kündigte an, eine offizielle Protestnote zu Djokovics Botschaft an die Tennisorganisationen wie den Weltverband (ITF) und die Tour (ATP) zu übermitteln. Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit erklärt, die serbische Regierung betrachtet dieses Gebiet als autonome Region Serbiens.

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