Schall-Attacke gegen BVB-Fans:Lautsprecher in Untersuchungshaft

Lesezeit: 3 min

1,30 Meter groß, rollbar und mit 60 Metern Kabel ans Stromnetz angeschlossen: 1899 Hoffenheim bestreitet zwar weiterhin die Mitwisserschaft an der Lautsprecher-Aktion gegen Dortmunder Fans, gibt jedoch zu, dass die ominöse Schallanlage bereits in der vergangenen Saison zum Einsatz kam. Fanvertreter klagen den Klub und seine Angestellten weiter massiv an.

Freddie Röckenhaus

Die Schmonzette von Sinsheim geht in die nächste Runde. Am Dienstag hat ein Angestellter der TSG Hoffenheim bei der zuständigen Polizeidirektion eine "schallerzeugende Apparatur" abgeliefert, mit der er - laut eigener Aussage eigenmächtig - am Samstag im Hoffenheimer Bundesliga-Stadion die Gästefans von Borussia Dortmund mit lauten, offenbar quälenden Tönen unter Druck gesetzt hatte.

Hoffenheim: Mitarbeiter hat Fans 'eigenmaechtig' beschallt

Zwar dunkel, jedoch ansatzweise erkennbar: die ominöse Schall-Anlage in den Hoffenheimer Katakomben.

(Foto: dapd)

Der Angestellte war von der TSG Hoffenheim am Montagabend als angeblich alleiniger Übeltäter präsentiert worden, offenbar unter dem Eindruck einer ersten Anzeige wegen Körperverletzung, die ein Borussia-Fan aus Pforzheim bei der Heidelberger Polizei erstattet hatte.

Unter dem Druck der Ereignisse hat die TSG Hoffenheim inzwischen auch auf ihrer Homepage eingestanden, dass die Akustik-Anlage bereits in der vergangenen Saison im Hoffenheimer Stadion jeweils unter dem Gästeblock positioniert worden war, und zwar bei Spielen gegen Mainz 05, Eintracht Frankfurt und den 1. FC Köln. Wie bei Borussia Dortmund sind auch die Anhänger von Mainz, Frankfurt und Köln als besonders aggressiv und kritisch gegenüber Hoffenheims Geldgeber, dem SAP-Mitbegründer und Milliardär Dietmar Hopp bekannt.

Die Schallwerfer-Anlage, die hochfrequente, extrem störende Geräusche erzeugt, wurde gegen die Dortmunder Gästefans immer dann hochgefahren, wenn Schmährufe auf Mäzen Hopp oder auf den Klub Hoffenheim aufkamen. Die TSG-Klubführung gab jedoch an, dass sie keine Kenntnis gehabt habe von dem Betrieb der Anlage.

Ralf Köttker, Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes, gab bekannt, dass der DFB-Kontrollausschuss aus Hoffenheim eine "Stellungnahme" zur Affäre angefordert habe. Je nachdem, wie diese ausfalle, werde entschieden, ob der Kontrollausschuss in ein Verfahren gegen den Klub einsteigt. Die TSG Hoffenheim vertritt die Linie, dass der Klub-Angestellte die akustischen Störaktionen "eigenmächtig" und in "scherzhafter Absicht" durchgezogen habe.

Unmittelbar nach dem Spiel hatte ein Pforzheimer Zuschauer, der am Samstag im BVB-Block der Rhein-Neckar-Arena gestanden hatte, als Erster Anzeige bei der Heidelberger Polizei erstattet. Am Montag und Dienstag sollen mindestens zehn weitere Anzeigen von Fans eingegangen sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema