12 000 Schalke-Fans sollen es angeblich gewesen sein, die sich am Ostersonntag Karten für das Auswärtsspiel in Sinsheim gesichert hatten. Im Stadion fühlte und hörte sich das allerdings anders an. Denn obwohl die Hoffenheimer Fankurve ihr Bestes gab, hatte Schalke ein Heimspiel im Badischen. Nach dem Schlusspfiff änderte sich die Atmosphäre dann allerdings zumindest akustisch: Der Hoffenheimer 2:0-Sieg wurde angemessen lautstark gefeiert. Dass die TSG-Kurve dabei "Auswärtssieg" skandierte, zeugte von der in Fankurven leider seltenen Fähigkeit zur Selbstironie.
Dabei hatte man beiden Mannschaften anfangs angemerkt, dass sie in dieser entscheidenden Saisonphase jeden einzelnen Punkt dringend brauchen, um am Ende doch noch irgendwie die Klasse zu halten. Den Zuschauern, die von beiden Teams in dieser Saison nicht immer gut unterhalten worden waren, konnte das nur recht sein. Denn so kamen sie in den Genuss eines spannenden Kellerduells, das manchmal so schnell hin- und herwogte, dass es einzelnen Spielern zu schnell wurde.
Zumindest ging es dem Schalker Alexander Král so, als er eine Hereingabe von Angeliño ins eigene Netz schoss (1:0/22.). Kurz danach landete ein Kopfball von Schalkes Maya Yoshida an der Latte. Der starke TSG-Torwart Oliver Baumann konnte dabei in seinem 400. Bundesligaspiel nur überwältigt zuschauen (24.). Es war der zweite Schalker Lattentreffer des Abends, nachdem Angreifer Marius Bülter bereits in den Anfangssekunden einschlägig aufgefallen war.
Doch das doppelte Aluminiumpech täuschte über die Kräfteverhältnisse hinweg: Schalke war im ersten Durchgang krass unterlegen, im zweiten nur noch deutlich. "Wenn man vom Kampf um den Klassenerhalt spricht, habe ich da heute nur eine Mannschaft gesehen. Wir haben die Leute einfach laufen lassen", klagte Schalkes Trainer Thomas Reis später über den Auftritt seiner Elf, "es war zum Teil unterirdisch. Kaum jemand ist an seine Leistungsgrenze gekommen.". Zur veränderten Tabellensituation sagte er: "Wir brauchen gar nicht nach hinten zu schauen - denn da ist schon wieder keine (andere) Mannschaft mehr."
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Dass Hoffenheim über einen Kader mit fußballerischer Klasse verfügt, war in der Hinrunde meist verborgen geblieben. Doch spätestens bei den beiden März-Niederlagen in Mainz und Freiburg war bereits nicht mehr zu übersehen gewesen, dass es aufwärts ging. Und seit den jüngsten Siegen gegen Hertha BSC und Bremen, denen nun der dritte in Serie folgte, wirkt Hoffenheim endgültig nicht mehr wie ein Absteiger - eigentlich nicht mal mehr wie ein Abstiegskandidat.
Dass das auch mit dem neuen Trainer zu tun hat, betonen die Hoffenheimer derzeit so leidenschaftlich, dass man es nur glauben kann. "Sympathisch und kommunikativ", sei Pellegrino Matarazzo, sagte beispielsweise Torschütze Ihlas Bebou, der auch von Mannschaftssitzungen berichtete, bei denen "er die Dinge klar ansprach und jedem klar wurde, worum es jetzt geht."
Ralf Fährmann erklärt das Heimspiel gegen Hertha BSC am Freitag zum "Endspiel"
Die deutlich größere individuelle Qualität sorgte auch gegen Schalke für immer klarere Verhältnisse. Finn-Ole Becker (33.) und Christoph Baumgartner (29./34.) vergaben gute Möglichkeiten, ehe Bebou im zweiten Anlauf einen Elfmeter zum 2:0 versenkte (70.). Beim ersten Versuch hatte Schalke-Torwart Ralf Fährmann zu früh ein Schrittchen nach vorne gemacht, seine Parade zählte nicht. "Die paar Zentimeter", klagte darüber Schalkes Tim Skarke nach dem Spiel - "aber klar, wenn da ein Videoassistent draufschaut, greift er halt ein."
Tatsächlich war die Partie damit entschieden. Für Schalke, den neuen Tabellenletzten, dürfte es kein Trost sein, dass man gegen jene Hoffenheimer, die man von August bis Februar hatte erleben müssen, wohl nicht verloren hätte. Immerhin sind die Verhältnisse jetzt eindeutig: Für die nächste Partie gegen den Vorletzten Hertha BSC am kommenden Freitag versprach Skarke einen besseren Auftritt als in Hoffenheim. Sein Torwart Fährmann rief die Partie gar schon zum "Endspiel" aus.