Frank Arndt hat ein Problem. Der 47-Jährige aus Gelsenkirchen ist Vorsitzender des Schalker Fan-Club Verbandes - und zwei Dinge mag er überhaupt nicht: Borussia Dortmund und den FC Bayern. Ausgerechnet diese beiden Mannschaften spielen jetzt am Samstag im Champions-League-Finale. Was tun?
Herr Arndt, wen feuern Sie an am Samstagabend?
Frank Arndt: Aus dem Bauch heraus tippe ich 3:1 für Bayern. Sympathien habe ich aber für beide Mannschaften keine, überhaupt gar keine. Die Schalke-Anhänger aus dem Pott sagen: "Alle, nur nicht Dortmund." Und die, die weiter im Süden leben, finden: "Bloß nicht Bayern." Meine Meinung ist, wenn schon, dann lieber die Bayern. Für uns Schalker lohnt es sich finanziell, wenn die Münchner den Henkelpokal holen, weil Schalke bei jedem Titelgewinn der Bayern mitverdient - wegen des Transfers von Manuel Neuer 2011. Das ist vertraglich so festgeschrieben.
Wo schauen Sie das Spiel an?
Ein Rudelgucken hat natürlich kein Schalker Fanklub organisiert. Ich werde zu Hause sein. Hoheit über die Fernbedienung hat bei uns allerdings meistens meine Frau. Ab und zu werde ich sie aber sicher überreden können, mal rüberzuzappen. Und wenn es spannend wird, bleiben wir vielleicht sogar länger hängen.
Warum können eigentlich die Schalker die Dortmunder nicht ausstehen?
Es liegt an der Rivalität im Ruhrgebiet. Früher war Essen der Feind, heute Dortmund. Als ich ein kleiner Junge war, sagte mein Opa immer: "Wenn die Gelben kommen, geh weg." Rumstänkern gehört dazu - solange es im Rahmen bleibt.
Aber eigentlich ist der BVB doch gar nicht so unsympathisch - mit den vielen jungen Spielern, mit dem lockeren Trainer.
Dazu sage ich nichts. Aber es ist beeindruckend, was die Dortmunder aufgebaut haben in den vergangenen fünf Jahren. Sie haben wirklich alles richtig gemacht - und vielleicht noch das nötige Glück gehabt. Jürgen Klopp passt zum Verein, alle Transfers haben gesessen. Wenn einer gegangen ist wie Kagawa, haben sie den eins zu eins kompensieren können. Vor ein paar Jahren waren wir den Dortmundern Lichtjahre voraus, jetzt haben sie uns eingeholt. Sie stehen nicht unverdient im Finale. Auch wenn es mir schwerfällt, das auszusprechen.
Ihre Antipathie dem FC Bayern gegenüber ist nicht weniger stark. Waren Sie 2001 dabei, bei der Meisterschaft der Herzen, als die Münchner Schalke in der Nachspielzeit des letzten Spieltages noch den Titel entrissen?
Ich war im Stadion, ja. (Pause. Er spricht mit gedämpfter Stimme weiter.) Ich versuche immer, diesen Tag zu verdrängen. Immerhin war ich einer von den wenigen im Parkstadion, die noch nicht gefeiert haben. Ich habe das entscheidende Tor der Bayern auf der Leinwand gesehen und mitbekommen, dass es keine Wiederholung war, wie viele dachten. Alle haben gefeiert - nur ich nicht. Deswegen war ich ein bisschen weniger enttäuscht. Ich fahre seit 33 Jahren nach Schalke, da ist man vieles gewohnt. Wir hatten schon so oft die Hand an der Schale, aber im letzten Moment fehlte das nötige Glück, die Cleverness, die Abgezocktheit.
Der Weg des FC Bayern ins Finale:Erst Stolpern, dann Staunen
David Alaba wird der neuntschnellste Torschütze, Jérôme Boateng foult ungestüm und der FC Barcelona wird entthront. Der FC Bayern kann auf eine erfolgreiche Champions-League-Saison zurückblicken. Zum Stolperstein wurde beinahe ein Außenseiter aus Weißrussland, der FC Arsenal ärgerte die Münchner gewaltig.
Hat Schalke es deswegen auch in diesem Jahr nicht bis ins Champions-League-Finale geschafft?
Da müsste ich ja Ahnung vom Fußball haben, um das zu beantworten. Aber fest steht: Es war bei Schalke eine durchwachsene Saison - eine Zeit lang ging gar nichts, dann kam auch noch der Trainerwechsel. Wenigstens gab es nun einigermaßen ein Happy End - wir haben mit Hängen und Würgen Platz vier gerettet und spielen nun Champions-League-Qualifikation. Jetzt gilt es, die Mannschaft zu stärken, den Trainer zu stärken und dann schauen wir, was nächste Saison rauskommt.
Vielleicht der Einzug ins Champions-League-Finale?
(Seufzt.) Das wäre natürlich schön. Vor zwei Jahren standen wir im Halbfinale, das hatte was. Aber jetzt wäre es schon eine gute Sache für den Verein, wenn wir uns überhaupt wieder für die Champions League qualifizieren könnten. Wenn wir dann aber im Finale stehen sollten, bitte nicht gegen eine deutsche Mannschaft. Schon gar nicht gegen Bayern oder Dortmund.