Auch wenn es Stimmen gab wie die der mittlerweile als TV-Expertin tätigen Olympiasiegerin Kati Wilhelm, die hofften, dass Sachenbacher-Stehle weitermachen würde, so schien eine schweigende Mehrheit ihrer Rückkehr mit Unbehagen entgegenzusehen.
Zwar hat man sich im Deutschen Skiverband (DSV) offenbar auf die Sprachregelung geeinigt, wonach ihr Fall auf "Dummheit" und "Blauäuigkeit" basiere; der Ärger über den Imageschaden, den sie angerichtet hatte, blieb aber. Sachenbacher-Stehle hat wohl gespürt, dass sie nicht bedingungslos willkommen gewesen wäre bei einem Comeback.
Sportlich wäre das ohnehin problematisch geworden für eine Frau, die seit ein paar Tagen 34 Jahre alt ist und zuletzt wegen ihrer Sperre keinerlei Unterstützung von Verbandsseite erhalten durfte. "Drei Monate Training fehlen", erklärte sie in der Sportschau: "Ich fühle mich nicht in der Lage, den Winter so zu bestreiten, dass ich meinen Ansprüchen genüge."
In ihren Abschiedsworten klingt viel Bitterkeit durch
Hätte es das Cas-Urteil über die Verkürzung der Sperre schon im Mai gegeben, "wäre sicherlich einiges anders gelaufen", sagte sie: "Aber jetzt ist November, es ist zu spät für die Saison, und deswegen ist meine Entscheidung auch so ausgefallen."
In den Abschiedsworten von Evi Sachenbacher-Stehle klingt viel Bitterkeit durch und wenig Reue. Über das Vergehen von Sotschi sagt sie: "Das war in dem Moment mein Fehler, den habe ich teuer bezahlt." Dass es nicht ihr erster Fehler war, verschweigt sie lieber. Vor den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin wurde sie mit einer sogenannten Schutzsperre belegt, weil ihr Blut einen zu hohen Hämoglobinwert aufwies - 16,4, wo nur 16,0 erlaubt sind.
Ein so hoher Wert ist kein Beweis für Blutdoping, aber ein Indiz. In einer tränenreichen Pressekonferenz beteuerte Evi Sachenbacher-Stehle damals ihre Unschuld; eine überzeugende medizinische Erklärung blieb sie schuldig. Dass sie nach dieser Vorgeschichte nicht sensibel geworden ist im Umgang mit allen Arten von Nahrungsergänzungsmitteln, nehmen ihr einige Menschen in den Biathlon-Zirkeln übel.
Evi Sachenbacher-Stehle sieht das natürlich etwas anders: "Durch so eine blöde Sache rausgerissen zu werden, das ist unbefriedigend für mich", sagte sie am Sonntagabend noch: "Ich möchte diese schwere Zeit und wie manchmal mit einem umgegangen wird, nicht mehr erleben." Was sie künftig tun will, weiß sie noch nicht.