Viel war nicht zu hören in diesem Sommer von Evi Sachenbacher-Stehle. Zu ihrem Dopingfall hatte sie nur knappe Sätze formuliert und meist über ihren Anwalt Marc Heinkelein oder ihren Ehemann und Manager Johannes Stehle verbreiten lassen. Auch gesehen hatte sie aus dem bekannten Biathlon-Umfeld in Ruhpolding kaum jemand, sie durfte ja wegen ihrer Sperre seit dem 17. Februar nicht mehr mit der Mannschaft trainieren.
Und auch jetzt, da vielleicht doch wieder alles gut wird, lässt sich Evi Sachenbacher-Stehle, einst die "Strahle-Frau des Wintersports", die "Gold-Evi", nur knapp zitieren. Über die Reduzierung ihrer Zweijahressperre auf sechs Monate durch den Sportgerichtshof Cas sei sie "überglücklich", hieß es in einem Statement. Aber sie müsse über ihre Biathlon-Zukunft erst mal nachdenken. Vielleicht deshalb, weil doch nicht so leicht alles gut wird.
In den nächsten Tagen will Evi Sachenbacher-Stehle ihre Entscheidung bekanntgeben, das kann schnell gehen, aber auch noch etwas dauern, sie will alles "im Kreis der Familie" besprechen. Es gibt ja einiges abzuwägen, Pros und Contras, ganz offensichtliche Argumente.
Es gilt aber auch den Unterton zu bedenken, der in den zustimmenden Kommentaren von Vertretern des Deutschen Skiverbandes zum Cas-Urteil vom Freitag zu hören war. Dieser Unterton enthielt eine gewisse Skepsis. Und darüberhinaus sind auch die Diskussionen um ihr Vergehen bei den Olympischen Spielen in Sotschi im Februar so schnell nicht totzukriegen.
Sachenbacher-Stehle ist ja nicht "reingewaschen" seit Freitag, sondern sie hat nur das Strafmaß erhalten, das andere unabsichtliche Doper auch bekamen. Nicht alle Anti-Doping-Experten finden das korrekt. Der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke bezweifelte etwa beim Fernsehsender Sky die Version, dass die Spuren des Aufputschmittels Methylhexanamin in Sachenbachers Power-Tee "Schisandra" auf bloße Verunreinigung zurückzuführen seien: "Das ist unmöglich. Das ist zugesetztes Zeug. Chemisch ist es nicht möglich, dass ein solches Aufputschmittel einfach so in ein Nahrungsergänzungsmittel gelangt."
Die Internationale Biathlon Union hatte Sachenbacher-Stehle zwar keine direkte, aber eine ähnlich schwerwiegende indirekte Absicht unterstellt, als sie die Zwei-Jahres-Sperre aussprach: Zu sorglos sei Sachenbacher-Stehle mit dem Mittel umgegangen, das sie von Experten nicht gründlich überprüfen ließ, sondern offenbar nur einem groben Google-Check unterzog.