Rosberg und Hamilton in der Formel 1:Einer gut, einer weltmeisterlich

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Zwei, die derzeit in der Formel 1 dominieren: Nico Rosberg und Lewis Hamilton. (Foto: AFP)

In der Formel 1 zeigt sich, dass Mercedes mit dem Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton in dieser Saison nur schwer zu schlagen ist. Für den Rennstall ist das eine schöne Nachricht - Rosberg droht im internen Duell mit seinem enorm starken Kollegen aber entscheidend zurückzufallen.

Von René Hofmann

Nico Rosberg hält das oft so: Wenn er merkt, dass er gerade etwas gesagt hat, was gegen ihn ausgelegt werden könnte, versucht er, die Worte wieder einzufangen. Nach dem Großen Preis von China am Sonntag in Shanghai zeigte er den Reflex erneut.

Als der einstige Formel-1-Fahrer Martin Brundle ihn auf dem Siegertreppchen zu dem zweiten Platz befragte, den er mit fast 20 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton belegt hatte, sagte Rosberg als Erstes, was er gleich nicht sagen werde: "Ich will nicht sagen, dass ich noch in der WM-Wertung führe, weil das klingt, als werde das bald nicht mehr der Fall sein", sagte Rosberg. Und damit war schon viel zu diesem Grand Prix gesagt.

Rosberg oder Hamilton - die Zeichen, dass sich das Titelrennen auf diese Frage zuspitzt, verdichten sich weiter. Im vierten Rennen der Saison gelang der Mercedes-Mannschaft der vierte ungefährdete Sieg. Es war nun schon der dritte Doppelschlag nacheinander - eine Serie, die zuletzt Ferrari glückte, vor einer Dekade, in den seligen Schumacher-Barrichello-Jahren.

Der schnellste Nicht-Mercedes-Fahrer, Fernando Alonso im Ferrari, war erneut fast eine halbe Minute zurück. Bis zum nächsten Rennen Mitte Mai in Barcelona haben die Konkurrenten nun zwar drei Wochen Zeit, um etwas aufzuholen. Zu erwarten, die Dominanz der Silbernen könne sich so schnell auflösen, ist aber vermessen.

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Eine Aneinanderreihung von Tiefschlägen: Beim Formel-1-Rennen in Shanghai geht bei Titelverteidiger Sebastian Vettel außer dem Start alles schief. Trotz Stallorder lässt er seinen Red-Bull-Kollegen Ricciardo nur widerwillig vorbei. Nach dem Rennen degradiert er sein Auto.

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"Verdammt schnell" sei sein Formel-1- Mercedes derzeit, hat Rosberg zum Abschied aus Shanghai den Jägern ausgerichtet. Neben der Tatsache, dass er in der Fahrerwertung mit 79 Punkten weiter auf Platz eins notiert wird, war das seine frohe Osterbotschaft. Die aber wird getrübt von vielen weit weniger heiteren Nachrichten.

Zum dritten Mal nacheinander kam Rosberg hinter Hamilton an, der beim ersten Rennen ausfiel. Der Erste bekommt sieben Punkte mehr als der Zweite. Setzt sich der Trend fort, muss Rosberg die Nummer eins im Fahrerklassement beim Spanien-Grand-Prix an den Rivalen weiterreichen, der ihm am nächsten steht und aktuell 75 Punkte hat. Dass es so kommen könnte, ahnt nicht nur Rosberg.

Wer genau hinhörte, konnte nach dem China-Auftritt in den Aussagen von Niki Lauda vielsagende Zwischentöne hören: "Der Lewis, ein Start-Ziel-Sieg, wie er im Buch steht, weltmeisterlich", lobte der Chef des Aufsichtsrats des Formel-1- Teams von Mercedes in seinem üppig dotierten Zweitjob als Experte am RTL- Mikrofon. Der 29 Jahre alte Brite befinde sich, so Lauda, "in Höchstform". Zu dem ein Jahr jüngeren Rosberg fiel Lauda ein: "Der Nico ist auch in guter Form."

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Gut und weltmeisterlich - das genau ist der entscheidende Unterschied. In Malaysia und in Bahrain hatten Rosberg und Hamilton sich sehr unterschiedliche Duelle geliefert. Das in Sepang war über drei Tage durch Training, Qualifikation und Rennen sehr einseitig zu Hamiltons Gunsten verlaufen, das in der Wüste hatte sich auf ein Ausscheidungsfahren auf den letzten Kilometern zugespitzt, das Hamilton durch seine bis an die Grenzen der Rücksichtslosigkeit reichende Entschlossenheit für sich entscheiden hatte. Der China-Grand-Prix bot nun eine neue Variante des Gegeneinander.

Während der Trainingsfahrten hatte sich keineswegs angedeutet, dass Hamilton am Sonntag weit vorauseilen sollte. Er und Rosberg hatten sich belauert. Mal hatte der eine eine beeindruckende Rundenzeit gezeigt, mal der andere. Die erste entscheidende Wendung gab es in der Qualifikation, vor der sich Regenwolken über die Strecke geschoben hatten. Hamilton unter Regenwolken - das ist eine besondere Geschichte.

Wenn es dunkel wird am Himmel, glänzt Hamilton oft. So war es auch dieses Mal. Pole Position. Rosberg durfte lediglich als Vierter an die Startampel. Weil ihm zwei Ausrutscher unterlaufen waren (einer davon wegen einer irreführenden Anzeige auf seinem Lenkrad), war er mehr als 1,2 Sekunden langsamer geblieben als Hamilton. Zwischen gut und weltmeisterlich liegen in der Formel 1 manchmal Nuancen, manchmal aber auch Welten. Und manchmal auch schlichtes Pech.

Das hatte Rosberg unmittelbar vor dem Start: Seine Telemetrie fiel aus. Dies bedeutete, seine Ingenieure blickten in der Box auf mattschwarze Monitore. Rosberg fehlte das Feedback, um seine Kupplung exakt zu justieren. Auf den ersten Metern verlor er deshalb viel Zeit und etliche Plätze.

Während Hamilton an der Spitze unbedrängt davonstürmte und einem vergleichsweise geruhsamen Nachmittag entgegenstrebte, hatte Rosberg nicht nur alle Hände voll zu tun, sich aus dem Mittelfeld wieder zurück an die Spitze zu wühlen; damit seine Ingenieure ihm die richtige Taktik vorgeben konnten, musste er ihnen beim Passieren der Start- und Zielgeraden regelmäßig den Stand der Benzinanzeige vorlesen. Ein nerviges Prozedere, gegen das Rosberg spät opponierte. Am Ende glückte ihm immerhin noch ein klitzekleiner Triumph: Zumindest die schnellste Rennrunde drehte er. Und nicht Hamilton.

© SZ vom 22.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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