Tor zum Champions-League-Sieg:Der vielleicht beste Sechser Europas zieht ab

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Darf sich nun Champions-League-Sieger nennen: Rodrigo Hernández Cascante. Oder auch: Rodri. (Foto: Shaun Botterill/Getty Images)

Rodrigo Hernández Cascante, genannt Rodri, erzielt das goldene Tor im Endspiel der Königsklasse - und begleicht damit eine Rechnung mit der Vergangenheit.

Von Javier Cáceres, Istanbul

Es gab nicht gerade wenige Spieler von Manchester City, die von Tränen übermannt wurden, als sie den Sieg im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand (1:0) eingefahren hatten. Im Gegenteil. Aber kaum einer schluchzte so dramatisch wie der Siegtorschütze Rodri, der mit bürgerlichem Namen Rodrigo Hernández Cascante heißt und vor fast 27 Jahren in Madrid geboren wurde.

Als die Partie abgepfiffen wurde, lag Rodri bäuchlings auf dem Rasen, und sein Riesenkörper zuckte unkontrolliert vor Emotion, das Gesicht hatte er in den Händen vergraben. Wer weiß, ob er da auch nur irgendeinen Gedanken fassen konnte. Später aber, als er vor den Mikrofonen stand, war er klar wie sonst auch. "Ich habe einst davon geträumt, auf höchstem Niveau zu spielen, aber nicht in einem Champions-League-Finale - und noch weniger von einem Endspieltor", sagte er.

Sein Treffer aus der 68. Minute - ein präziser, wohlüberlegter Schuss mit dem Innenrist aus 14 Metern - hätte sich zur Pause kaum vorhersagen lassen. "Mal ehrlich: In der ersten Halbzeit habe ich scheiße gespielt ... Schrecklich!", sagte Rodri. Und wenn schon: Er darf sich nun Champions-League-Sieger nennen. Und eine Rechnung der Vergangenheit darf er als beglichen ansehen.

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Zwölf Jahre lang jagte Pep Guardiola den Henkelpott. In Istanbul gewinnt er mit Manchester City die Trophäe, die er mehr als alle anderen ersehnte - und die ihn nun erst recht zu einem einzigartigen Trainer macht.

Von Javier Cáceres

Denn vor zwei Jahren, beim Finale, das Manchester City gegen den FC Chelsea 0:1 verlor, hatte er nicht eine einzige Minute spielen dürfen, weil Trainer Josep Guardiola ohne nominellen defensiven Mittelfeldspieler antrat. Auch Fernandinho saß damals auf der Bank - ein folgenschwerer, für die Niederlage wohl ursächlicher Fehler. Nun konnte Rodri seiner Freundin Laura die Siegermedaille um den Hals legen: "Sie ist aus Gold, steht dir gut", sagte er. Ihm stand sie auch.

Rodri wuchs als Fan und Jugendspieler von Atlético Madrid auf - ein Klub, der dem Henkelpott seit Jahrzehnten vergeblich hinterherjagt. Doch er verließ den Verein seines Herzens als 16-Jähriger, weil er bei Atlético kein Fortkommen sah, angeblich galt er als zu schmächtig. Mittlerweile misst er 1,91 Meter. Er ging zum FC Villarreal und lebte lange im Studentenwohnheim, zusammen mit Kommilitonen aus der BWL-Fakultät, obwohl er sich eine eigene Wohnung hätte leisten können. Er mochte das Ambiente. Dort lernte er auch Laura kennen, seinerzeit Medizinstudentin.

Rodri wollte unbedingt mit Pep Guardiola arbeiten

2018 kehrte er als gestandener, spielintelligenter und doch robuster Profi zu Atlético zurück und lernte bei Trainer Diego Simeone vor allem defensiv dermaßen dazu, dass er rasch umgarnt wurde. Atlético wollte ihn halten. Unbedingt. Rodri galt auch in der Nationalelf Spaniens als der legitime Erbe von Sergio Busquets (FC Barcelona). "Es ist keine Frage des Geldes, sondern des Fußballs", sagte Rodri damals zu Miguel Angel Gil Marín. Atléticos Generaldirektor bekam den Mund nicht mehr zu. Denn sein Gehalt durfte Rodri selbst bestimmen.

Aber die Idee, mit Pep Guardiola zusammenzuarbeiten, verführte ihn dann doch. Unter ihm ist Rodri in Manchester zum vielleicht besten Sechser der Gegenwart geworden, Guardiola jedenfalls hält ihn dafür und steht damit nicht allein. "Beruhige dich, du warst in dieser Saison der beste defensive Mittelfeldspieler Europas", habe er zu Rodri in der Halbzeit gesagt, verriet Guardiola: "Sei ein Leader!" Und was soll man sagen? Er war genau das. Denn nur Leader schießen solche Tore.

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