Rehden jubelt über Bayern als Pokalgegner:Ausnahmezustand in der Pampa

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Bald auch in Rehden? David Alaba und Franck Ribéry dürften im Pokal eine neue Gegend kennenlernen. (Foto: dpa)

"Mal sehen, wie hoch wir gewinnen": Das Pokal-Los FC Bayern löst beim Dorfklub BSV Schwarz-Weiß Rehden riesige Euphorie aus. Für die Niedersachsen ist die Partie gegen die Berühmtheiten von der Isar das Spiel des Jahrhunderts. Fragt sich nur, ob der vereinseigene Sportplatz für das Spektakel taugt?

Von Jonas Beckenkamp

Wer sich den Luxus erlaubt, einmal die Homepage des Dorfklubs BSV Schwarz-Weiß Rehden anzuklicken, gerät sofort in Ferienstimmung. Zwei bestens gelaunte, knallgelbe Smileys empfangen Interessierte direkt auf der Startseite - darunter steht: "Wir machen Urlaub". So ist das im Fußball, der in diesen Tagen eben ein wenig pausiert, auch wenn im fernen Brasilien natürlich konföderativ gekickt wird.

Doch ganz untätig scheinen sie in Rehden trotz des Sommerlochs nicht zu sein. Der Netzbeauftragte des Vereins musste am Sonntag noch eine Nachricht unter die Urlaubsverkündung platzieren: "Die Bayern Kommen (sic, großgeschrieben!), das abolute Traumlos ist da."

Der Viertligist Rehden empfängt in der ersten Runde des DFB-Pokals (2. bis 5. August) den großen FC Bayern, jenen prominenten Wanderzirkus des Geschäfts, den sich wohl jeder Winzling des deutschen Fußballs einmal als Gegner wünscht. Das Bekanntwerden dieses Großereignisses legte am Samstag kurzerhand die Homepage der Niedersachsen lahm, schließlich hat es so etwas in der 59-jährigen Vereinshistorie noch nie gegeben.

Natürlich gerieten die Verantwortlichen ins Schwelgen und Schwärmen, als sie von dem Los erfuhren. Trainer Predrag Uzelac saß im Kroatien-Urlaub in Sibenik gebannt vor dem Fernseher, als in Köln die Spiele der ersten DFB-Pokal-Runde ausgelost wurden. Seinen Urschrei wird wohl die halbe Stadt an der Adria-Küste gehört haben.

"Das ist der absolute Hammer! Mehr geht momentan ja nicht im Weltfußball. Alle wollten die Bayern haben - nun kommen sie", sagte der 47-Jährige. Und weil er gerade in Sommerlaune war, schickte er noch ein paar humorige Grüße an die Isar: "Mal sehen, wie hoch wir gewinnen."

Uzelac hatte nach dem Einzug in die erste Hauptrunde schon so eine Ahnung gehabt. "Ich habe immer gesagt, wir bekommen jetzt die Bayern. Das wird ein Riesending!" Allerdings seien seine Spieler keineswegs blutige Amateure: "Wir haben eine geschlossene Mannschaft, alle werden voll beschäftigt. Rehden ist absolut top."

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Nun, immerhin mitteltop, das käme der Wahrheit wohl etwas näher - in der abgelaufenen Saison der Regionalliga Nord landete der Klub am Ende auf Platz neun, irgendwo zwischen dem Goslarer SC und den einstigen Zweitliga-Folkloristen des SV Meppen.

Ähnlich euphorisch wie der Trainer klang nach der Auslosung auch der Klub-Vorsitzende Friedrich Schilling: "Das ist der absolute Wahnsinn. Das ist unglaublich. Wir haben davon geträumt. Dass es wahr geworden ist, kann ich gar nicht glauben", sagte er, nachdem Losfee Nia Künzer am Samstag in der ARD-Sportschau den Ausnahmezustand in Rehden Realität werden ließ - Coach Uzelac dachte dagegen gleich an das große Spiel: "Wir werden in ein anderes Stadion umziehen müssen."

Der eigene Sportplatz im Landkreis Diepholz trägt den schönen Namen "Waldsportstätten" und er macht auf der Vereins-Webseite einen astreinen Eindruck. Sogar "VIP-Karten" soll es geben, auch am Flutlicht würde es nicht scheitern und überhaupt ist die Rehdener Heimstätte längst pokalerprobt: In Runde eins des Wettbewerbs im Jahr 2003 versuchte sich der Dorfklub schon einmal gegen einen Münchner Verein - damals unterlagen die Niedersachsen dem TSV 1860 mit 1:5.

Problematisch könnte nur das Fassungsvermögen von 4350 Plätzen werden, weshalb die Festspiele dieses Mal tatsächlich ins nahe Osnabrück verlegt werden könnten. "Am liebsten würden wir hier spielen", sagte Klub-Boss Schilling, der in Rehden in den vergangenen Jahren einiges aufgebaut hat: "Wir müssen erst einmal mit dem DFB sprechen, was da auf uns zukommt." Allerdings spielt der VfL Osnabrück ebenfalls daheim. Der Drittligist muss gegen Erzgebirge Aue oder den MSV Duisburg ran, wenn dieser die Zweitliga-Lizenz zurückerhält.

Es scheint also nicht ausgeschlossen, dass die Berühmtheiten aus Bayern wirklich in die Pampa zwischen flachen Moorgebieten und hübschem Niemandsland reisen müssen. Falls es dazu kommt, dürften die Rehdener ihre Gäste freundlich begrüßen: Die Smileys auf der Homepage sind ja schon eine klare Ansage.

(mit Material von dpa und sid)

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