Regionalliga:Pipinsried dreht an der Lautstärke

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"Manche wissen gar nicht, wie gut sie sind", sagt Andreas Pummer (links) über sein neues Team. (Foto: Goldberg/imago images/Beautiful Sports)

Der emotionalere Andreas Pummer hat den ruhigen Andreas Thomas beim Dorfklub abgelöst - dabei habe sich sein Vorgänger wenig vorzuwerfen, wie Sportchef Sarisakal findet.

Von Christoph Leischwitz

Wenn Tarik Sarisakal über den Trainerwechsel beim FC Pipinsried spricht, dann ist gar nicht so leicht herauszuhören, ob er gerade den Vorgänger oder den Nachfolger meint: Andreas Pummer löste Andreas Thomas ab. Der Andreas hat gute Arbeit geleistet, der Andi nach seinem ersten Spiel auch. Es liegt aber nicht nur am Vornamen, sondern auch daran, dass Sarisakal es noch immer sehr bedauert, dass Andreas Thomas nicht mehr Trainer beim abstiegsbedrohten Dorfklub ist, weshalb er weiterhin so positiv über ihn spricht wie über den Andi.

Am vergangenen Samstag sei er im Urlaub gewesen, sagt Pipinsrieds Sportlicher Leiter, deshalb hat er den 3:2-Sieg gegen den SV Heimstetten verpasst (wenngleich natürlich im Stream verfolgt). Aber selbst nach diesem dringend benötigten Erfolg - zuvor hatte Pipinsried sieben von acht Partien verloren - sagt Sarisakal noch: "Da muss man auch mit der Mannschaft ein Stückweit hart ins Gericht gehen. Sie hat dazu beigetragen, dass es so weit gekommen ist." Er schätze Thomas fachlich wie menschlich sehr, man könne ihm eigentlich nichts vorwerfen. Die Mannschaft habe sein Coaching "nicht angenommen, das ist nicht das Problem vom Trainer". Dafür hat er noch ein weiteres Problem ausgemacht: Der sehr ruhige und sachliche Trainer sei "von außen" mit Unruhe konfrontiert worden, schon zu Beginn der Negativserie - es ist unschwer herauszuhören, dass Sarisakal damit die Berichterstattung der örtlichen Presse meint. Was wiederum zu der durchaus beachtlichen Erkenntnis führt: Selbst in einem 700-Seelen-Ort kann es geschehen, dass ein Trainer medial in die Mangel genommen wird.

Zu Pummers Debüt kommen auch Türkgücü-Fans - und feiern ihren ehemaligen Coach

Andi Pummer scheint jedenfalls zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Der ehemalige Co-Trainer des Drittligisten Türkgücü München, der dort zweimal auch als Interimscoach an der Seitenlinie stand, hatte zuvor andere Angebote ausgeschlagen; in Pipinsried sagte er sofort zu. Eigentlich ist Pummer jener Typ, der gerne 1:0 gewinnen lässt. Das war in diesem Fall allerdings nicht möglich. Erstens, weil Heimstetten nach exakt einer Minute durch einen Traumfreistoß von Lukas Riglewski in Führung ging. Zweitens, weil Pummer gar nicht den Kader zur Verfügung hat, um seinen kratzbürstigen Lieblingsfußball zu spielen. Er tat zum Auftakt das einzig Richtige: Der 39-Jährige befreite das Team von taktischem Ballast, ließ im Mittelfeld einfachen Doppelpass-Fußball spielen und den Rest die schnellen Außenspieler erledigen.

Vor dem Anpfiff hatte er mit der Ruhe seines Vorgängers allerdings schnell gebrochen. Am Montag lernte er das Team kennen, am Dienstag soll es dem Vernehmen nach richtig laut geworden sein. Zu seiner durchaus erfolgreichen Vita, sagt Sarisakal, "kommt noch dazu, dass Andi sehr emotional ist". Und er damit also anders zu Werke geht als Andreas Thomas. "Manche wissen gar nicht, wie gut sie sind", sagte Pummer nach dem 3:2-Sieg bezüglich des Selbstvertrauens im Team. Nach zweimaligem Rückstand habe sich die Mannschaft "reingekämpft, reingebissen, wir sind nicht zusammengefallen". Ein echter Pummer-Spruch. Er wolle "nicht unbedingt" immer offensiven Fußball spielen lassen, sondern "das, was gefragt ist". Die Handschrift des Trainers werde sich erst noch zeigen, sagt Sarisakal, ihm seien tatsächlich erst einmal Ergebnisse wichtig. Mit anderen Worten: Der Trainerwechsel hatte keine taktischen Gründe. Von Pummer erwartet man in Pipinsried erst einmal die Lautstärke, um die Mannschaft wieder anzutreiben.

Dass es bei Türkgücü etwas überraschend im vergangenen Sommer nicht weiterging, das hatte den Münchner nach vier Jahren im Verein zunächst geschockt. Vergessen hat man ihn dort nicht. Eine Gruppe aus seinem ehemaligen Klub, an dessen Aufstiegen er teilhatte, war am Samstag nach Pipinsried gekommen und feierte Pummer mit Sprechchören und schrie Türkisch "Trainer, Trainer". Offensichtlich ist er noch beliebt in dem Verein, den er verlassen musste. Das wiederum hat er wohl mit Andreas Thomas gemeinsam. Der, sagt Sarisakal, musste nur deshalb gehen, weil der Trainer oft das "schwächste Glied in der Kette" sei.

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