Real Madrid:Zidane und Ronaldo: Es ist kompliziert

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Es bleibt eine komplizierte Beziehung: Cristiano Ronaldo beim Handschlag mit Zinédine Zidane. (Foto: Michael Probst/AP)

In Dortmund gaben sich der Real-Trainer und der Stürmer immerhin die Hand, nachdem sich Ronaldo zuletzt über eine Auswechslung geärgert hatte. Seine ungeklärte Zukunft könnte zu einem Politikum für den Verein werden.

Von Javier Cáceres

Und nun ist also alles wieder gut? 17 Minuten waren im Dortmunder Stadion gespielt, als Cristiano Ronaldo, der nach einer jüngeren bescheidenen Eigenauskunft "meistgesuchte Fußballer des Internets", beim 2:2 gegen den BVB das Führungstor erzielt hatte.

Am Samstag zuvor war Ronaldo noch im Zentrum aller Diskussionen gewesen, weil ihn Trainer Zinédine Zidane bei UD Las Palmas erstmals aus taktischen Gründen ausgewechselt hatte. Ronaldo schmollte und gab auf der Bank wüste Flüche von sich, die sich auch ohne Hilfe professioneller Lippenleser entziffern ließen. "De puta madre . . .", lautete einer seiner unfeinen Kommentare, die man besser nicht übersetzt. Nun also das Tor, das ihn bis auf fünf Treffer an eine Schallmauer (erster Spieler mit 100 Toren in internationalen Klubwettbewerben) heranrücken ließ - und besänftigte. Es folgte ein kurzer Gruß, eine flüchtige Umarmung mit Zidane. Ein westfälischer Friede? Wenn's denn nur so einfach wäre.

Nachdem Ronaldo getroffen hatte, drehte er sich um und lief tatsächlich zur Bank der Madrilenen. Doch an der Außenlinie wurde klar, wem er sein Tor wirklich widmen wollte: Nicht Zidane, sondern seinen portugiesischen Landsleuten Fábio Coentrão und Pepe, die Zidane auf die Bank gesetzt hatte. Immerhin: Ronaldo lächelte auch noch, als ihm Zidane über den Weg lief. Und Zidane wiederum nahm diesen Gruß entgegen - mit der Miene eines Mannes, der sich nichts anmerken lassen will.

Ronaldo will von Zidane nicht ohne vorherige Absprache ausgewechselt werden

Auch zu seinen Ohren war ja gedrungen, welche Folgen seine Entscheidung von Las Palmas gehabt hatte. Aus der Zentrale von Real Madrid verlautet, Ronaldos mächtiger Manager, Jorge Mendes, habe sich beim wichtigsten Mitarbeiter von Klubboss Florentino Pérez gemeldet, bei Generaldirektor José Ángel Sánchez, und seiner Verärgerung über Ronaldos Auswechslung freien Lauf gelassen. Ronaldo werde es nicht hinnehmen, ohne Absprache ausgewechselt zu werden; er wisse selbst, wann er müde sei und rotieren müsse, habe Mendes gesagt, berichten Eingeweihte der SZ.

Und vor allem sagte Mendes eine fest terminierte Unterredung ab, bei der es um Ronaldos vorzeitige Vertragsverlängerung gehen sollte. Ihm sei eine Reise dazwischengekommen, habe Mendes erklärt, was angesichts der Tatsache, dass Ronaldo sein wichtigster Klient ist, mehr als nur seltsam klingt und eher wie ein Wink mit dem Zaunpfahl wirkt. Denn damit legt Mendes die Vertragsverlängerung Ronaldos de facto vorerst auf Eis.

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Pérez ist zwar nicht der größte Ronaldo-Fan unter der Sonne, er zieht aus Reals Kader den Briten Bale, den Franzosen Karim Benzema und den Deutschen Toni Kroos vor. Aber im kommenden Sommer stehen Neuwahlen an, da kann Ronaldo zu einem Politikum werden. Vor allem dann, wenn es keine Einigung mit dem dreimaligen Weltfußballer geben sollte.

Sein aktueller Vertrag läuft im Januar 2018 aus, Einnahmen aus einem Transfer könnte Real also nur erzielen, wenn der Klub den Portugiesen im Sommer 2017 verkauft. Einer etwaigen Wiederwahl von Florentino Pérez wäre das aber kaum zuträglich - erst recht nicht, falls Real im kommenden Sommer auch noch ohne Titel dastehen sollte.

Dazu kommt der Ärger mit dem Weltverband. Die Fifa hat Real mit einer Strafe belegt, weil der Klub widerrechtlich minderjährige Spieler verpflichtet haben soll. Real darf demnach für die Dauer von zwei Transferperioden nicht auf dem Transfermarkt tätig werden. Der Internationale Sportgerichtshof (Cas) hat die Sperre zwar vorläufig ausgesetzt; sollte sie aber bestätigt werden, wäre nicht mal mehr theoretisch denkbar, Ronaldo zu ersetzen.

In welch komfortabler Verhandlungsposition er sich befindet, tat Ronaldo, 31, schon vor Tagen kund: "Wenn ich Real-Präsident wäre", sagte er, "würde ich mir einen Zehnjahresvertrag anbieten."

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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