Es war zu erwarten, dass es ungemütlich werden würde vor Anpfiff dieser Fußball-Weltmeisterschaft. Viele Brasilianer sind nachhaltig verärgert. Für Stadien wurden Milliarden ausgegeben, obwohl mehrere von ihnen nach dem Turnier kaum mehr gebraucht werden.
In Schulen, Krankenhäuser oder Nahverkehrszüge dagegen wurde zu wenig investiert. Die Proteste sind nicht so groß wie vor einem Jahr, aber dazu kommen nun Streiks von Polizisten, Lehrern oder Metro-Personal für bessere Löhne. Was tun?
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und die teilweise oppositionellen Regionalregierungen können nur noch versuchen, die Demonstranten so weit wie möglich zu besänftigen. Und sie sollten dabei achtgeben, die oft brutalen Polizeieinheiten im Zaum zu halten.
Bilder von schwer bewaffneten Sicherheitskräften und Tränengas passen schlecht zum größten Sportfest der Erde. Die große politische Auseinandersetzung sollte die Nation am besten auf die Wahlen im Oktober verlegen, sonst wird diese WM zum Chaos.
Natürlich haben die Widerständler recht. Es wurde Geld verschwendet, und Politiker, Funktionäre und Unternehmer verdienen an der WM besser als das Volk. Die Fifa stolpert von einer Affäre in die nächste und benimmt sich trotzdem wie eine Mischung aus Heilsstifter und Kolonialmacht. Aber die WM wird trotz allem beginnen, und vielleicht ist es auch an der Zeit, dass fürs Erste der Ball rollt.