Tour de France: Kolumne "Am Straßenrand":"Une baguette s'il vous plaît"

Lesezeit: 2 min

Verpflegung: Tadej Pogacar mit der landestypischen Brotsorte. Aber wo hat er es gekauft? (Foto: Screenshot, Instagram, @tadejpogacar)

Ganz Frankreich kennt nun die Helden der aktuellen Tour de France: ganz Frankreich? In einer Bäckerei in Clermont-Ferrand erkennt man den Brotkäufer und Gelb-Anwärter Tadej Pogacar nicht.

Von Johannes Aumüller

Oh, lässig, lässig, dieser Monsieur Pogacar. Wie bei einem Familienvater auf dem Weg zum Picknick sieht das aus. Da radelt der Slowene also die Avenue de la République von Clermont-Ferrand entlang, in die hintere Trikottasche hat er ein großes Baguette gestopft, und das nimmt er dann während der Fahrt heraus und beißt einmal kräftig rein. Und damit auch jeder sieht, wie lässig dieser Pogacar ist, hat er diese Sequenz bei Instagram veröffentlicht, unterlegt mit Musik von Plastic Bertrand (Ça plane pour moi) und ergänzt mit einem Satz, der so klingt, als habe er das Brot auch noch selbst bestellt: "Une baguette s'il vous plaît."

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Nun weiß jeder, der sich nicht nur oberflächlich mit dem Radsport beschäftigt, sondern genauer hinschaut, dass Baguettes (und Wasser und faserfreies Hähnchenfleisch) absolut ausreichen, um die Tour-Tortur zu überstehen. Aber so ein zweimaliger Tour-Sieger wird ja nicht irgendein Weißbrot von der Stange zu sich nehmen, also mal schauen, wie es so schmeckt in dem Laden, in dem Pogacar einkauft.

Die Kollegen vom Dauphiné haben einen Laden namens Akademik Cafés in der Rue Lamartine als Ort des Baguettekaufs ausgemacht, also mal vorbeigeschlendert. Ein kleines, sehr modernes Café ist das, über der Tür hängen zwei Fahrrad-Symbole neben dem Namen - na, so leicht lässt sich ein Pogacar bezirzen. Und tatsächlich, versichern Kellner und Chef treuherzig, sei Pogacar hier gewesen. Normalerweise hätten sie am Montag Ruhetag, aber für Pogacar und dessen Mannschaft und noch drei andere Teams hätten sie aufgemacht. Nur: Baguettes, die gibt's hier leider nicht, das müsse sich der Slowene in der Bäckerei auf der anderen Straßenseite besorgt haben.

Also rüber in die Boulangerie, die genau an der Straße liegt, an der am Morgen für ein paar Stunden das Paddock aufgebaut worden ist, also der Bereich, in dem sich die Mannschaften auf den Beginn der Etappe vorbereiten. 22 Busse stehen dann da, zig Autos und Menschen, es ist ein riesiges Gewusel, und nur ein paar hundert Meter entfernt ist auf dem Marktplatz der Stadt die große Teampräsentation. Also rein in die Bäckerei: Ist das hier wirklich der Laden, in dem Pogacar das Baguette gekauft hat? Pardon, wer? Na, dieser Pogacar. Pogatttschar, Pogachaaar, Pooogazar. Es hilft nichts, auch keine Beratung mit drei anderen Verkäuferinnen und Verkäufern. Vielleicht weiß der Chef was? Pogatttschar. Pogachaaar, Pooogazar. Nein, pardon. Draußen vor der Haustür macht die Tour de France drei Stunden lang den größten Trubel, den man sich vorstellen kann, aber es gibt halt selbst in Frankreich Wichtigeres. Na dann, un pain au chocolat, s'il vous plaît.

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