Testspiel gegen Deutschland:Peru feiert seine neue Mentalität

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In Peru verehrt: Trainer Ricardo Gareca. (Foto: Imago)
  • Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Sonntagabend auf Peru.
  • Nach der ersten WM-Endrunden-Teilnahme seit 1982 will die Euphorie im Team einfach nicht abebben, das Selbstvertrauen ist enorm.
  • Das liegt vor allem an Trainer Ricardo Gareca, der von den Fans regelrecht verehrt wird.

Von Javier Cáceres

Wie sehr sie ihn lieben, las Perus Nationaltrainer Ricardo Gareca, 60, neulich Schwarz auf Weiß. In Clarín, einer der größten Zeitungen seiner argentinischen Heimat. Vor ein paar Wochen buchten peruanische Fans dort eine ganze Seite und druckten eine Anzeige: "GARECA. Komm zurück nach Peru. 32 Millionen bedingungslose Unterstützer warten auf Dich, damit Du uns nach Katar bringst. DENK NICHT NACH: KEHRE ZURÜCK/ #GarecaKommWieder", lautete der Text, der erschien, weil Gareca als neuer argentinischer Nationalcoach gehandelt wurde. Anfang August aber entschied er sich für einen Verbleib - und verlängerte seinen Vertrag in Peru bis zur nächsten Weltmeisterschaft 2022 in Katar.

Seit 2015 hat Gareca den Trainerposten mit beachtlichem Erfolg inne. Mit der Qualifikation für die WM in Russland feierte Peru die erste Endrunden-Teilnahme seit dem Turnier 1982 in Spanien, und auch wenn die Mannschaft in der Vorrunde ausschied, zählte sie zu den wenigen südamerikanischen Mannschaften, die nicht enttäuschten. Zuletzt wurde Peru auch vom französischen Offensivkünstler Antoine Griezmann gelobt. Das schwerste der Spiele, die Frankreich auf dem Weg zum WM-Titel absolvieren musste, sei die Vorrundenpartie gegen Peru gewesen (1:0): "Peru hat in Russland gut gespielt. Vielleicht hat ihnen Erfahrung gefehlt", sagte Griezmann.

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Angesichts solcher Äußerungen ist kaum verwunderlich, dass in Peru die Euphorie nicht abebben will. Auch nicht nach der 1:2-Niederlage im Testspiel vom Donnerstag in Amsterdam gegen die Niederlande, obwohl sie daheim schöner geredet wurde, als sie war: "Wie nur haben wir dermaßen unsere Mentalität verändern können?", rätselte am Freitag die peruanische Zeitung La República.

Das Blatt feierte das "solide Selbstvertrauen", das Garecas Elf an den Tag gelegt habe: "Peru zog verärgert von dannen, denn mittlerweile tut es weh, zu verlieren." Gareca ärgerte sich freilich darüber, dass sich sein Team nach dem imposanten Kopfballtreffer von Pedro Aquino (12.) zu sehr in die Defensive drängen ließ. Den Sieg der Niederländer (bei denen der große Wesley Sneijder sein Abschiedsspiel gab) durch zwei Tore von Memphis Depay (59./83.) begünstigte Peru durch haarsträubende Abwehrfehler.

Der Blick der Peruaner richtet sich auf die Copa América

Immerhin: Es war zu sehen, dass die Peruaner ihren Stil konserviert haben - und eingespielt sind. Unter den 23 Spielern, die für die Partien gegen die Niederlande und nun gegen Deutschland ( Sonntag, 20.45 Uhr im SZ-Liveticker) berufen wurden, sind 17 WM-Fahrer. Es fehlt der (wieder) dopinggesperrte, frühere Bundesligastürmer Paolo Guerrero. Dafür sind junge, Hoffnung weckende Spieler wie Debütant Horacio Calcaterra dabei, vor allem aber der frühere Schalker Jefferson Farfán (Lokomotive Moskau), der mit 33 Jahren das Team als Kapitän anführt.

Keine Hoffnung mehr hat der schon lange ausgebootete Claudio Pizarro, noch einmal für Peru aufzulaufen: "Ich habe keine Erklärung erhalten und verstehe es auch nicht", sagte der Stürmer von Werder Bremen schmollend in der Bild-Zeitung. Der Grund liegt nahe: Der Blick der Peruaner richtet sich auf die Copa América 2019; man würde gern mit Gareca zum dritten Mal in der Geschichte nach 1939 und 1975 die Südamerika-Meisterschaft gewinnen. Und dafür ist Pizarro wohl doch zu alt.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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