SpVgg Unterhaching:Mit Tipps vom Papa

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Ozapft is: Patrick Hobsch und Markus Schwabl beim gemeinsamen Torjubel. (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Imago)

Hachings Stürmer Patrick Hobsch traf in den vergangenen drei Pflichtspielen je zwei Mal. Zum Saisonende läuft sein Vertrag aus - Präsident Schwabl will zügig verlängern. Im Sommer hatte der TSV 1860 ein "Interesschen" an ihm.

Von Stefan Galler

Der Papa habe ihn nie dazu gedrängt, eine Fußballkarriere zu starten, sagt Patrick Hobsch, Stürmer beim Drittligisten SpVgg Unterhaching. Aber von dem Moment an, als der Junior höherklassig kickte, stand Vater Bernd, der 150 Bundesligaspiele für Werder Bremen, 1860 München und den 1. FC Nürnberg bestritten hat, ihm stets mit Rat und Tat zur Seite: "Er hat mich zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht, dass ich oft, wenn ich in einem Spiel getroffen habe, zufrieden wirkte und es dann verpasste, nachzulegen." Dieses Phlegma hat Patrick Hobsch offensichtlich abgelegt: In den vergangenen drei Pflichtspielen gegen Waldhof Mannheim, Fortuna Düsseldorf und seinen früheren Klub VfB Lübeck schlug er jeweils doppelt zu. "Jetzt hat Papa gesagt, ich soll drei in einem Match machen. Und wenn ich das geschafft habe, will er den Spielball", erzählt der 29-Jährige und lacht.

Es läuft derzeit ziemlich rund bei "Hobschi", wie ihn im Sportpark alle nennen. Neben den beiden Treffern beim unglücklichen Pokal-Aus gegen die Fortuna (3:6 nach Verlängerung) hat er nun schon sieben Drittligatore in den ersten 14 Saisonspielen verbucht. Das ist noch nicht ganz die Quote, die er in den vergangenen beiden Jahren in der Regionalliga hatte, als er zweimal Torschützenkönig wurde - mit 28 und 27 Treffern. Aber das konnte ja auch niemand erwarten in der nun höheren Spielklasse.

Offensichtlich war auch bei den Verantwortlichen beim TSV 1860 München das Vertrauen in die Fähigkeiten des Mittelstürmers nicht grenzenlos, sonst hätten sie sich womöglich etwas intensiver um ihn bemüht. Lose Gespräche habe es im Sommer gegeben, räumt Patrick Hobsch ein - und gut gepasst hätte es womöglich auch, schließlich hat Vater Bernd dereinst in 39 Bundesligaspielen binnen anderthalb Jahren für Sechzig 18 Mal getroffen. Aber das Ablöseangebot sei dann doch hinter dem geblieben, was sich Hachings Präsident Manfred Schwabl für seinen treffsichersten Mann vorgestellt hatte. "Es war eher so ein Interesschen", sagt Schwabl. "Nach dem Motto: Ich will ihn, hab aber kein Geld." Letztlich entschieden sich die Münchner für Joël Zwarts von Jahn Regensburg, für den sie Geld hatten.

Ganz der Vater: Auch Patricks Papa Bernd Hobsch, hier nach einem Treffer gegen Hertha BSC Berlin in der Bundesligasaison 1998/99, war ein Torjäger. (Foto: Bernd Müller/Imago)

Schwabl ist froh, dass er den Spieler mit der Nummer 34 behalten hat: "Er ist halt ein richtiger Torjäger, und die gibt es nicht so oft." Noch dazu sei Hobsch wegen seiner bodenständigen Art "absoluter Publikumsliebling", sagt der Präsident: "Er passt zu Haching wie die Faust aufs Auge." Denn der Stürmer ist ein geselliger Mensch, der sich mit allen gut versteht, auch mit seinem Sturmpartner Mathias Fetsch, der in der neuen Saison auch schon sieben Pflichtspieltreffer auf dem Konto hat. "Wir ergänzen uns gut, er war in der vergangenen Saison das Puzzlestück, das uns zum Aufstieg noch gefehlt hat", findet Hobsch.

Mit Sandro Wagner hat Patrick Hobsch noch immer regelmäßig Whatsapp-Kontakt

Auch mit Präsidentensohn und Sportdirektor Markus Schwabl geht immer ein Spaß, zuletzt etwa bejubelten sie Tore des Stürmers auf dem Platz mit einer Anzapf-Geste. "Der Zusammenhalt in der Mannschaft zeichnet uns aus, das ist nicht nur so dahergesagt", bekräftigt Hobsch. Das sei unter dem neuen Cheftrainer Marc Unterberger genauso wie davor unter Sandro Wagner. Zu Wagner habe er "noch viel Whatsapp-Kontakt, der gemeinsame Aufstieg verbindet uns für immer". Der neue Co-Trainer der Nationalmannschaft habe ihm viel vermittelt, "menschlich wie sportlich".

Der Drittligaaufstieg mit der SpVgg war schon der zweite in der Karriere des gebürtigen Bremers: Schon mit seinem vorherigen Klub VfB Lübeck schaffte er in der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison dieses Kunststück. Den Sprung vom Regionalligisten SpVgg Bayreuth 2018 in den hohen Norden bezeichnet Hobsch heute noch als "beste Entscheidung meines Lebens". Und das, obwohl er die erste Saison wegen einer Rotsperre und einer langwierigen Schambeinentzündung fast komplett verpasste und im Jahr nach dem Aufstieg die große Krise kam: Trainer Rolf Landerl berücksichtigte ihn schon nach wenigen Wochen nicht mehr, später wurde er wegen eines kritischen Interviews, das sein Berater einer Zeitung gab, sogar suspendiert.

An alter Wirkungsstätte: Patrick Hobsch (li.) traf zuletzt auch bei seinem früheren Klub VfB Lübeck doppelt. (Foto: Marcel von Fehrn/Eibner/Imago)

Doch Lübeck war nun einmal Hobschs Eintrittskarte in den Profifußball, weshalb die Rückkehr ins Stadion an der Lohmühle zuletzt extrem emotional gewesen sei: "Da waren so viele bekannte Gesichter im Stadion, man hat mir einen tollen Empfang bereitet." Die Gastfreundschaft quittierte der verlorene Sohn dann gleich mal mit einem Doppelpack, Haching gewann 3:2.

Und nächste Saison? "Ich würde auch nach Zypern gehen, wenn es passt."

Mit diesem Auftritt dürfte Hobsch, der in der A-Jugend auch mal ein halbes Jahr beim 1. FC Nürnberg gespielt hat und über eine abgeschlossene Ausbildung als Speditionskaufmann sowie drei Jahre Joberfahrung in dieser Branche verfügt, seinen Marktwert weiter gesteigert haben. Der Vertrag läuft im Sommer aus. "Ich fühle mich wohl in Haching, plane aber noch gar nichts, weil ich mich auf diese unfassbar schwierige Saison konzentrieren will", sagt Hobsch. Seine Freundin und er sind noch kinderlos und auf den Raum München nicht festgelegt: "Ich würde auch nach Zypern gehen, wenn es passt."

Für den Verein wäre ein Weggang des Stürmers ein herber Schlag, aber Präsident Schwabl sagt auch: "Wenn alles sauber abläuft, würden wir einem verdienten Spieler niemals Steine in den Weg legen." Kampflos gibt er seinen Torjäger aber nicht her: "Vielleicht führen wir jetzt in der Länderspielpause schon mal ein erstes Gespräch."

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