Champions League:Leipzig verabreicht sich bittere Medizin

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Lionel Messi feiert sein drittes Tor. (Foto: Christian Hartmann/Reuters)

Drittes Spiel, dritte Enttäuschung in der Königsklasse: RB Leipzig verliert bei Paris Saint-Germain eine Partie, die es nicht hätte verlieren müssen. Lionel Messi dreht das Spiel mit zwei Toren.

Von Javier Cáceres, Paris

Am Abend eines strahlenden Spätsommertags, der zwingend dazu einlud, auf der Spitze des Eiffelturms Champagner zu trinken, verabreichte sich RB Leipzig im Wege der Selbstmedikation bloß bittere Medizin. Nach kapitalen Fehlern von Tyler Adams und Mohamed Simakan gaben die Leipziger in ihrem dritten Champions-League-Gruppenspiel bei Paris Saint-Germain eine 2:1-Führung aus der Hand - und verloren eine Partie, die sie nicht hätten verlieren müssen, 2:3. Trotz einer lediglich blassen Leistung wurde Zugang Lionel Messi zum PSG-Heroen des Dienstags - unter anderem durch einen à la Panenka verwandelten Foulelfmeter, der den Sieg bedeutete. Leipzig bleibt mit null Zählern auf dem letzten Platz der Vorrundengruppe A. Ihre Hoffnungen, in Europa zu überwintern, sind aber noch nicht völlig zerstoben. Auch, weil Manchester City im zweiten Spiel der Gruppe A beim FC Brügge 5:1 gewann.

Nach acht Gegentoren aus zwei Spielen hatte Trainer Jesse Marsch eine Aufstellung gewählt, die sich defensiv las. Die "Siebener-Kette", über die er noch am Vorabend gewitzelt hatte, schien von der Realität gar nicht so weit entfernt zu sein. Aber: Leipzig legte eine Aggressivität an den Tag, die Paris Saint-Germain vor größere Probleme stellte, als es der überwältigende Ballbesitz (72:28 Prozent zur Halbzeit; fast 70:30 Prozent am Ende) vermuten ließ. PSG-Coach Mauricio Pochettino wiederum hatte eine Reihe von Ausfällen zu verkraften. Die spektakulärsten Absenzen: Neymar klagte über Adduktorenbeschwerden und verfolgte das Spiel auf der Ehrentribüne; Mauro Icardi meldete sich mit Liebeskummer ab, weil Ehefrau Wanda ein paar Whatsapp-Nachrichten einer Dame für erklärungsbedürftig hielt. Das machte den Weg für einen alten Bekannten aus der Bundesliga frei: Julian Draxler. Und statt des italienischen Europameisters Gianluigi Donnarumma stand Keylor Navas im Tor. Wer hat, der hat.

Navas stand rasch im Fokus, in beiden Strafräumen war mehr los als in der Pariser Metro. In der zweiten Minute musste Navas einen Schuss von Konrad Laimer abwehren, der nach einem Fehlpass von Marco Verratti im Strafraum freigespielt worden war. Danach prüfte André Silva den früheren Keeper von Real Madrid (8.). Doch die Führung erzielte PSG (9.). Messi störte - womöglich regelwidrig - André Silva am eigenen Strafraum, über Julian Draxler wanderte der Ball zu Kylian Mbappé, der nach einem Hüftwackler durch die Beine von Willi Orban flach einschoss: 1:0.

Der Treffer verlieh dem Spiel eine trügerische Ruhe. Denn Leipzig blieb gefährlich, vor allem nach Aktionen über die linke Seite, wo Angeliño und Amadou Haidara den früheren BVB-Profi Achraf Hakimi und Messi gut im Griff hatten. Nach einer Freistoßflanke von Angeliño spitzelte RB-Verteidiger Nordi Mukiele den Ball in den Fünfmeterraum, doch PSG-Kapitän Marquinhos stupste ihn über die Querlatte des eigenen Tores (26.). Hernach traf André Silva nur den Pfosten (27.). Wiederum eine Minute später erzielte der Portugiese dann doch den 1:1-Ausgleich. Christopher Nkunku erkannte die Unordnung der PSG-Abwehr, spielte auf den ungedeckten Angeliño hinaus, der wiederum André Silva mit einem Pass in den Rücken der Abwehr mustergültig bediente: Der Portugiese drosch ohne Gnade zum Ausgleich ins Tor.

Nach der Pause sendete der bis dahin unsichtbare Lionel Messi Lebenszeichen aus. Doch just, da er zu einer Drangperiode der Pariser zu blasen schien, meldeten sich Leipzig mit einem sehenswerten Angriff, der zum 2:1 führte. Wieder wurde der Ball nach links auf Angeliño hinausgespielt - und der Spanier hatte ausreichend Zeit, um den Ball gefühlvoll an den Fünfmeterraum zu chippen. Mukiele schoss zum 2:1 ein (57.).

Doch die Leipziger Euphorie währte nicht lange. Erst leistete sich Tyler Adams einen kapitalen Schnitzer: Von Hakimi bedrängt spielte er den Ball gen eigenes Tor, was keine so gute Idee ist, wenn dort Mbappé steht. Der Franzose spielte zurück auf Messi, der aus zwölf Metern kein Pardon kannte. Dann foulte Mohamed Simakan auf ungelenke Weise Mbappé - und Messi lupfte den Strafstoß ins Tor. Kylian Mbappé vergab in der Nachspielzeit sogar die Chance auf das 4:2. Denn einen Strafstoß (nach VAR-Entscheidung) drosch er gen Eiffelturm-Spitze.

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