Olympia:Russische Weitspringerin Klischina ausgeschlossen

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Rio de Janeiro (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat der russischen Weitspringerin Darja Klischina nachträglich das Sonderstartrecht für die Olympischen Spiele in Rio entzogen.

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Rio de Janeiro (dpa) - Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat der russischen Weitspringerin Darja Klischina nachträglich das Sonderstartrecht für die Olympischen Spiele in Rio entzogen.

Klischina ging umgehend beim Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen den Ausschluss vor. Der IAAF hatte 67 weitere russische Leichtathleten wegen systematischen Dopings suspendiert und damit von Olympia ausgeschlossen. Der Präsident des russischen Nationalen Olympischen Komitees, Alexander Schukow, reagierte empört auf den Bann gegen die Athletin.

Klischina postete auf ihrer Facebook-Seite: „Im Moment kann ich mich nur von einem System betrogen fühlen, dem es nicht darum geht, den Sport sauber zu halten und die breite Masse der Athleten zu unterstützen, sondern Siege außerhalb der Sportarenen zu erzielen.“

Der IAAF bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Bann. Die 25-jährige Hallen-Europameisterin von 2011 und 2013 will am Dienstag in der Weitsprung-Qualifikation antreten. Klischina hatte zunächst die Starterlaubnis bekommen, weil sie in den USA lebt und sich dort regelmäßig auf Doping hat testen lassen.

Die IAAF prüfte noch einmal den sogenannten McLaren-Report und die entsprechenden Passagen zu Klischina. Außerdem habe der Weltverband neue Informationen über die Athleten erhalten, sagte ein IAAF-Sprecher weiter.

Deshalb habe die IAAF die eigene Entscheidung vom 9. Juli, ihr ein Ausnahmerecht für die Rio-Spielen und alle anderen internationalen Wettkämpfe zu erteilten, am 10. August widerrufen. Klischina wurden demnach die Gründe für den nachträglichen Bann am Freitag übermittelt. Einen Tag später habe sie Einspruch beim CAS eingelegt. Was der Athletin im Nachhinein genau zur Last gelegt wird, blieb unklar.

Russlands NOK verurteilte den kurzfristigen Ausschluss. Das Startverbot sei eine „zynische Verhöhnung der Sportlerin seitens der IAAF“, sagte NOK-Präsident Alexander Schukow der Agentur Tass zufolge. Der Beschluss der IAAF beruhe auf „zusätzlichen Details zum McLaren-Bericht, die die IAAF unmittelbar zu Klischina erbeten hat“, sagte ein nicht genannter russischer Sportfunktionär der Moskauer Agentur RSport.

Im Doping-Skandal hatte der Kanadier Richard McLaren im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in Russland ermittelt und ein staatlich gelenktes, flächendeckendes Doping nachgewiesen. Trotz dieses Berichtes hatte das Internationale Olympische Komitee auf einen Komplett-Ausschluss Russland bei den Sommerspielen verzichtet. Nach einer vom IOC angeordneten Einzelüberprüfung der nominierten russischen Sportler wurde rund 270 Athleten aus dem Land zugelassen.

Klischina lebt und trainiert seit knapp drei Jahren in der IMG-Akademie in Florida. Zunächst galt es als akzeptiert, dass sie während des Aufenthalts im Ausland getestet worden ist und nicht im betrügerische Sportsystem Russlands involviert gewesen war. Deshalb wurde bei ihr eine Ausnahme gemacht.

In ihrer Heimat sah man das nicht gern. Die nebenbei als Model arbeitende Athletin wurde von den Landsleuten als „Verräterin“ beschimpft. Klischina wollte die Anfeindungen bei Olympia ausblenden. „Sie wird Scheuklappen tragen und sich allein auf den Wettbewerb konzentrieren“, hatte ihr australischer Trainer Loren Seagrave gesagt.

Auch die Doping-Informantin Julia Stepanowa hatte von der IAAF für ihre Verdienste ein außerordentliches Startrecht für internationale Wettbewerbe erhalten und durfte als neutrale Athletin bei der EM in Amsterdam antreten. Das IOC wollte eine ähnliche Regelung für die Russin für die Spiele in Rio nicht zulassen.

Die 30-jährige 800-Meter-Läuferin musste nicht nur diesen umstrittenen IOC-Beschluss hinnehmen, sondern auch noch die Mitteilung, dass ein Hackerangriff auf die WADA ihrem Konto galt. Wie die WADA am Samstag mitteilte, verschaffte sich jemand illegal das Passwort zu Stepanowas Konto im Athletensystem ADAMS.

Stepanowa und ihr Mann Witali halten sich nach den Doping-Enthüllungen an einem unbekannten Ort in den USA auf. Ein Zugang zu ADAMS kann Hinweise auf ihren Wohnort geben.

Die Aussagen der Leichtathletin hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass der WADA-Ermittler Richard Pound in seinem Bericht Beweise für die Doping-Praktiken in der russischen Leichtathletik zusammentragen konnte. Auf Grundlage dieses Berichts waren dann die Leichtathleten komplett von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen worden.

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