Olympia-Qualifikation:Fehlstart verhindert

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Ach du Schreck: Lange sah es so aus, als würde es mit dem Sieg gegen Mexiko nichts werden, doch dann steigerten sich Johannes Voigtmann und Kollegen und gaben Fabian Jaimes und Gustavo Ayon das Nachsehen (v.l.). (Foto: Tilo Wiedensohler/Imago Images)

Das deutsche Basketball-Nationalteam kämpft Außenseiter Mexiko nach schwachem Beginn 82:76 nieder. Gegen Russland bedarf es am Donnerstag einer deutlichen Steigerung

Von Ralf Tögel

"Wenn wir so weiterspielen, gewinnen wir." Als Omar Quintero das sagte, führte sein Team zur Halbzeit mit 42:40 Punkten gegen die deutsche Basketball-Nationalmannschaft. Mexiko war als Außenseiter in das Olympia-Qualifikationsturnier im kroatischen Split gegangen, die Zuversicht des Trainers war aber berechtigt, vor dem letzten Viertel erhöhte Mexiko den Vorsprung sogar auf 67:62. Dann allerdings steigerte sich die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) und gewann dank einer immerhin kämpferisch tadellosen Leistung noch mit 82:76 Punkten.

Damit war der Fehlstart auf dem Weg nach Tokio verhindert, gleichwohl bleibt die Erkenntnis, dass sich das Team für die Zulassung zu den Olympischen Spielen wohl wird steigern müssen. Sechs Mannschaften balgen sich in zwei Dreiergruppen um diesen einen Olympia-Platz, am Donnerstag schon (16.30 Uhr, Magentasport) steht für die DBB-Auswahl der Vergleich gegen Russland an, das am Mittwochabend überraschend gegen Mexiko verloren hat und nun gegen Deutschland einen Sieg benötigt, um den vorzeitigen K.o. zu verhindern. Die beiden Gruppenersten erreichen das Halbfinale, die jeweiligen Sieger das Endspiel. In der Parallelgruppe stehen Tunesien, Brasilien und Gastgeber Kroatien, wobei die Südamerikaner mit zwei Siegen das Halbfinale bereits gebucht haben. Besonders die 67:94-Pleite von Kroatien gegen Brasilien kam dabei überraschend.

Irritationen um Joshiko Saibo, Dennis Schröder darf nicht spielen, der letzte Test fällt aus - entsprechend schwach startet die deutsche Mannschaft

Das zeigt indes, dass alle Nationen Schwierigkeiten haben, ihre Teams nach den pandemiebedingt langen nationalen wie internationalen Spielzeiten angemessen vorbereitet in die Qualifikation zu bringen. Doch Bundestrainer Henrik Rödl sah sich besonders großen Problemen gegenüber. Erst sagten die namhaften NBA-Profis Maximilian Kleber und Daniel Theis ab, dann nominierte Rödl den des Querdenkertums verdächtigen Joshiko Saibou und erntete einen Sturm der Entrüstung. Zwar hat sich der 31-Jährige neben einem vom DBB veröffentlichen Video mittlerweile auch in einem Interview der dpa von jeglichen Verschwörungstheorien distanziert, die Personalie bleibt dennoch irritierend. Und kurz vor dem ersten Spiel musste auch noch Anführer Dennis Schröder passen, der Spielmacher war zwar mit den Los Angeles Lakers früh in de NBA-Playoffs gescheitert und verspätet angereist, doch fand sich nun keine Versicherung, die das Risiko einer Verletzung und einem damit verbundenen Ausfall abdecken wollte. Schröder ist derzeit ohne Vertrag, strebt aber ein Jahressalär in zweistelliger Millionenhöhe an, eine Dimension, die auf dem durch Corona geschädigten Versicherungsmarkt nicht zu realisieren war. Als wären dies nicht Störungen genug, fiel auch noch das letzte Testspiel gegen Senegal wegen einer Corona-Infektion im Kader der Afrikaner flach, so mussten die drei Berliner Maodo Lo, Johannes Thiemann und Niels Giffey, die wegen der langen Saison des deutschen Meisters verspätet zum Kader stießen, ohne jede Spielminute mit der Mannschaft auflaufen.

Bundestrainer Rödl gibt den Spieler einen Tag frei, es gilt Kräfte für das Spiel gegen Russland am Donnerstag zu sammeln

Wenig verwunderlich hatte Rödl Startschwierigkeiten prophezeit, sofern es seinem Team nicht gelänge, den Mexikanern frühzeitig ihre Stärken zu nehmen. Trotz einer augenscheinlichen physischen Überlegenheit gelang es den Deutschen nicht, die kleinen und quirligen Guards des Gegners auf dem Weg zum Korb zu bremsen. Auch bei ihren bekannt starken Distanzwürfen wurde der Gegner zu selten gestört, zudem hat Trainer Quintero in dem NBA-erfahrenen Gustavo Ayon, und Francisco Cruz, dem besten Scorer der türkischen Liga, zwei Akteure von internationalem Format im Kader. Center Ayon sammelte 18, Cruz gar 30 Punkte.

Die DBB-Auswahl hat indes auch ohne die besten Spieler klar mehr Qualität im Kader. Es dauerte allerdings, bis sie dies zu zeigen in der Lage war, erst als Andreas Obst, der elf Punkte beisteuerte, im letzten Viertel seine Qualität von der Dreier-Linie offenbarte und Thiemann mit viel Wucht von der Bank kam, gelang der entscheidende 18:3-Lauf zum letztlich sicheren Sieg. Neben Obst trafen die beiden NBA-Akteure Isaac Bonga (13) und Moritz Wagner (11), sowie Johanes Voigtmann (10), der sich zudem zehn Rebounds griff, zweistellig. Topscorer war mit 17 Punkten wie schon bei den drei Siegen im Supercup Saibou, der in der Schlussphase viel Energie ins deutsche Spiel brachte.

Gegen Russland gilt es vor allem, die Intensität in der Defensive sowie die Treffsicherheit in der Offensive zu verbessern. Neben dem Einsatz funktionierte immerhin das Reboundspiel auf hohem Niveau - gegen allerdings physisch unterlegene Mexikaner. Das war letztlich der Grund, dass Omar Quinteros Prophezeiung daneben ging.

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