Deutsche Turnerinnen:Nur eine kommt durch

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In Paris dabei: Pauline Schäfer-Betz. (Foto: Kenjiro Matsuo/Aflosport/Imago)

Außer Schwebebalkenturnerin Pauline Schäfer-Betz verpasst das deutsche Frauenteam Olympia in Paris. Obwohl den Sportlerinnen kaum ein Fehler unterläuft, reicht es am Ende nicht - auch wegen des Pechs der vergangenen Wochen.

Von Volker Kreisl, Antwerpen

Die letzten Teams standen noch oben in der Halle. Gleich würde es losgehen, würden die letzten Turnerinnen mit ihren Übungen beginnen, um sich für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu qualifizieren. Nur zwölf Teams sind dabei, die anderen Nationen sind - bis auf ihre Einzelkönner - draußen.

Das war die Situation um kurz nach acht Uhr abends am Montag, als die deutsche Mannschaft von Trainer Gerben Wiersma in der Mixed-Zone im Keller des Sportpaleis im grauen Hafenviertel von Antwerpen mit den Medien sprach. Die allgemeine Erkenntnis war: Wir waren gut, wir können's noch schaffen. Und Wiersma war zunächst auch "stolz auf die Mädchen. Sie sind nicht hingefallen, trotz des Drucks".

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Jedoch, der Trainer und die Sportlerinnen - alle hatten dabei diese drückende Enttäuschung in der Stimme, die besagte, es müsste schon ein Wunder geschehen. Und tatsächlich, es geschah nicht, die Konkurrenz gab sich keine Blöße. Am Ende fehlte zur Olympia-Qualifikation des deutschen Teams die Wenigkeit von "verrückten zwei Zehntelpunkten", wie Wiersma sagte. Es blieb allerdings doch eine gute Nachricht: Pauline Schäfer-Betz gelang eine höchstschwierige und exakt geturnte Schwebebalken-Übung, mit der sie bequem das Finale erreicht hatte. Zudem sicherte sich die Chemnitzerin einen Platz im olympischen Mehrkampf.

Der enttäuschte Rest der Mannschaft hatte einen durchaus ordentlichen Wettkampf ohne nennenswerten Makel vorgelegt. "Die Mädels hatten großen Druck, hatten aber keinen einzigen großen Fehler gemacht", sagte Wiersma. Dass sie dennoch nicht gut genug performten, lag an den Schwierigkeiten. Das Niveau, von den erfahrenen Turnerinnen Sarah Voss und Pauline Schäfer-Betz abgesehen, war zu einfach, und das führte zum Pech der letzten Wochen.

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Erst hatte sich Elisabeth Seitz, die nach wie vor vielseitigste deutsche Turnerin, vor allem am Stufenbarren, wenige Wochen vor der WM schwer verletzt; Seitz erlitt einen Achillessehnenriss. Die langjährige Teamführende war nicht zu ersetzen. Genauso wenig wie Emma Malewski, die 19-Jährige hatte sich beim Abgang vom Stufenbarren verletzt: Einen Syndesmose-Riss diagnostizierten die Ärzte, und zwar am Tag der Abreise zum WM-Trainingslager.

Womöglich entsteht für Trainer Wiersma nun eine weitere Herausforderung. Er muss die Zeit bis zur nächsten WM und den weiteren Höhepunkten auch seine Qualitäten als Motivator einsetzen. Die Olympischen Spiele wird der weibliche DTB-Nachwuchs, also Meolie Jauch aus Stuttgart, Karina Schönmaier sowie Lea Marie Quaas (beide Chemnitz) frühestens 2028 in Los Angeles erleben.

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