Olympia:Olympischer Geist 2.0: Freestyler und Snowboarder die neue Generation

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Krasnaja Poljana (dpa) - Der moderne Olympionike trägt bunte Klamotten, die ihm zwei Nummern zu groß scheinen. Er tritt auf, als sei das Leben und der Wettkampf eine einzige Party. Sein Motto lautet: der Sieg ist wichtig, der Spaß ist wichtiger.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Der moderne Olympionike trägt bunte Klamotten, die ihm zwei Nummern zu groß scheinen. Er tritt auf, als sei das Leben und der Wettkampf eine einzige Party. Sein Motto lautet: der Sieg ist wichtig, der Spaß ist wichtiger.

Die Freestyler und Snowboarder verkörpern in Sotschi den Olympischen Geist 2.0. „Das sind sehr coole Jungs. Das ist die moderne Generation“, meinte IOC-Präsident Thomas Bach schon nach den ersten Slopestyle-Wettbewerben in der Bergregion Krasnaja Poljana.

Als das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Halfpipe-Wettbewerb der Snowboarder in das Olympia-Programm aufnahm, sollten wieder jüngere Leute für Olympia gewonnen werden. Mittlerweile sind weitere Wettbewerbe hinzugekommen. Doch in Sotschi fremdeln die Zuschauer noch etwas mit den etwas anderen Olympioniken. Etliche Wettbewerbe fanden vor halbleeren Rängen statt. Dabei liefern die jugendlichen Freigeister mit ihren waghalsigen Sprüngen über Rails (Geländer) und Kicker (Sprünge) im Slopestyle, in der Halfpipe oder auf der Buckelpiste die spektakulärsten Bilder der Spiele.

Der guten Stimmung unter den Artisten und Künstlern auf Schnee tut der fehlende Zuspruch keinen Abbruch. Für sie ist jedes Rennen mehr ein Familienfest als ein Wettkampf. „Die einzige Zeit, in der wir Gegner sind, sind die 45 Sekunden während des Laufs. Und dann kommen wir ins Ziel, schauen uns den nächsten an und sagen: Oh, er hatte einen abgefahrenen Lauf“, meint US-Ski-Freestyler Nicholas Goepper, der im Slopestyle Dritter wurde.

Die Freude über den Sieg des anderen scheint genauso groß wie die über einen eigenen Erfolg. „Wir wünschen dem anderen nichts Schlechtes, damit man selbst besser dasteht. Wir sind alle froh für unsere Freunde und können so zusammenfeiern“, sagt der norwegische Snowboarder Staale Sandbech, Olympia-Zweiter im Slopestyle.

Die Freestyle- und Snowboard-Gemeinde liefert Typen, die nicht von Verbänden, Sponsoren oder Managern geschliffen wurden und etwas zu erzählen haben. Snowboarder und Halfpipe-Olympiasieger Iouri Podladtchikov aus der Schweiz zeigt auf seinem Blog sein Talent als Fotograf und will Fotografie und Kunstgeschichte studieren. Legende Shaun White, in Sotschi das erste Mal von Podladtchikov geschlagen, will als nächstes mit seiner Band Bad Things auf Tour gehen.

Snowboard-Olympiasiegerin Kaitlyn Farrington, mit Nasenpiercing als Markenzeichen, wuchs als Cowgirl im US-Staat Idaho auf. Der kanadische Buckelpisten-Olympiasieger Alex Bilodeau rührte wie schon bei seinem Sieg 2010 mit Geschichte über seinen behinderten Bruder.

Wenn die Freestyler und Snowboarder die Zukunft für den olympischen Wintersport sind, dann sieht es für Deutschland allerdings düster aus. Der Snowboard Verband Deutschland fordert daher den Bau von Sportstätten. „Wenn man es wirklich ernst meint mit den neuen Sportarten, muss man die Trainingsmöglichkeiten schaffen“, erklärte Präsident Hanns-Michael Hölz. Sonst findet die Olympia-Party in Pyeongchang 2018 ganz ohne deutsche Beteiligung statt.

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