Olympia:Deutsches Tischtennis-Team erreicht das Finale

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Jubel an der Platte: Dimitrij Ovtcharov (li.) feiert mit Patrick Franziska (Mitte) und Timo Boll. (Foto: Luisa Gonzalez/Reuters)

Gegen Japan gewinnt die Mannschaft um Dimitrij Ovtcharov ein spannendes Halbfinale - nun wartet China. Die deutschen Ringer holen zwei Bronze-Medaillen. Die Meldungen aus Tokio.

Die Tischtennis-Spieler Timo Boll, Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov haben bei den Olympischen Spielen das Finale erreicht und mindestens Silber sicher. Das Halbfinale gegen Gastgeber Japan gewann das deutsche Männer-Team am Mittwoch in Tokio 3:2. Nach Silber 2008 und jeweils Bronze 2012 und 2016 sicherte sich die Mannschaft damit die vierte Medaille in der vierten Auflage dieses Wettbewerbs bei Olympia. Das Doppel Boll und Franziska sowie im Einzel Boll und Ovtcharov brachten die notwendigen Punkte. Im Endspiel am Freitag (12.30 Uhr MESZ) ist das Trio allerdings klarer Außenseiter gegen die Top-Nation China, die bisher jedes Mal die Goldmedaille gewann. Die deutsche Frauen-Auswahl kämpft zuvor am Donnerstag (4 Uhr MESZ) gegen Hongkong um Bronze.

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Ringen: Der dreimalige Weltmeister Frank Stäbler hat zum Abschluss seiner Karriere doch noch die ersehnte olympische Medaille gewonnen. Der Musberger setzte sich bei den Spielen in Tokio am Mittwoch in einem der beiden kleinen Finals der Gewichtsklasse bis 67 Kilogramm mit 5:4 gegen den Georgier Ramas Soidse durch und holte Bronze. Es ist das würdige Ende seiner beeindruckenden Laufbahn.

Kurz darauf jubelte auch dessen Teamkollege Denis Kudla über Bronze. Der 26-Jährige aus Schifferstadt besiegte in einem der kleinen Finals der Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm den Ägypter Mohamed Metwally. Kudla hatte schon bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro Bronze geholt.

Stäbler hätte in seinem letzten Turnier gerne Gold gewonnen, war im Viertelfinale am Dienstag aber knapp an Mohammad Reza Geraei gescheitert. Da der Iraner danach das Finale erreichte, durfte der 32-Jährige in der Hoffnungsrunde nochmal ran. In der besiegte er den Kolumbianer Julian Stiven Horta Acevedo und qualifizierte sich so für einen der Bronze-Kämpfe. Bei den Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro hatte der Griechisch-römisch-Spezialist eine Medaille noch verpasst.

Stäblers Vorbereitung auf die Spiele in Japan war alles andere als optimal verlaufen. Schon seit längerer Zeit kämpft er mit den Folgen einer Schultereckgelenksprengung. Vergangenen Herbst infizierte er sich mit dem Coronavirus. Zudem musste er für das Event in Tokio acht Kilogramm abnehmen. Am Ende reichte die Kraft aber für Edelmetall.

Skateboard: Die 14 Jahre alte Skateboarderin Lilly Stoephasius hat bei ihrer Olympia-Premiere einen guten neunten Platz belegt und das Finale nur knapp verpasst. Die Berlinerin kam am Mittwoch in der Disziplin Park auf 38,37 Punkte und verfehlte den zur Finalteilnahme nötigen achten Rang um lediglich 3,22 Zähler. Stoephasius hatte ihre Punktzahl im ersten von drei Qualifikationsläufen erreicht. Bei den nächsten beiden Versuchen war der Teenager gestürzt. Jede Teilnehmerin hatte in der Qualifikation drei Läufe von jeweils 45 Sekunden. Die maximal erreichbare Punktzahl ist 100, nur die beste Leistung fließt in die Wertung.

Die jüngste aus dem deutschen Olympia-Team in Tokio: Lilly Stoephanius hat ihre Premiere gut gemeistert. (Foto: Moritz Mueller /imago)

Das Finale gewann Japans Sakura Yosozumi, die 19-Jährige ist damit die erste Olympiasiegerin in der Disziplin Park. Die WM-Zweite setzte sich am Mittwoch im Finale mit 60,09 Punkten vor ihrer Landsfrau, der erst zwölf Jahre alten Kokona Hiraki durch, die auf 59,04 Zähler kam. Bronze sicherte sich die in Japan geborene, 13-jährige Britin Sky Brown mit 56,47 Punkten.

Bahnrad: Der Vierer der Männer hat den sechsten Platz belegt und muss damit weiter auf seine erste olympische Medaille seit 21 Jahren warten. Roger Kluge (Berlin), Felix Groß (Leipzig), Leon Rohde (Hamburg) und Domenic Weinstein (Villingen-Schwenningen) verloren am Mittwoch in Izu mit einer Zeit von 3:50,023 ihren Platzierungslauf gegen Kanada. An den deutschen Rekord vom Vortag (3:48,861) kam das Quartett nicht heran.

Bei den Frauen erreichte Dreifach-Weltmeisterin Emma Hinze über den Hoffnungslauf doch noch das Viertelfinale im Keirin erreicht. Die 23-Jährige aus Cottbus schaffte am Mittwoch in Izu als Zweite in ihrem Rennen hinter der Niederländerin Shanne Braspennincx das Weiterkommen, nachdem sie in der ersten Runde des sogenannten Kampfsprints überraschend gepatzt hatte. Teamkollegin Lea Sophie Friedrich (Dassow) hatte sich dagegen schon in ihrem Auftaktrennen souverän vor der Russin Daria Schmelewa durchgesetzt. Die Entscheidung im Keirin-Wettbewerb fällt am Donnerstag (ab 9.06 Uhr MESZ). Im Sprint der Männer hat Maximilian Levy (Cottbus) nach einem Sieg gegen Jair Tjon En Fa aus Surinam die erste Runde gemeistert. Ex-Weltmeister Stefan Bötticher muss nach einer Niederlage gegen den Kanadier Nick Wammes in den Hoffnungslauf.

Kanusport: Die deutschen Kajak-Boote mit dem Duo Max Hoff/Jacob Schopf sowie die Einer mit Jule Hake und Sabrina Hering-Pradler sind direkt ins Halbfinale gepaddelt. Auf Umwegen schaffte das auch Canadier-Spezialistin Lisa Jahn, die als Zweite im Viertelfinale der Kanu-Wettbewerbe bei ihrer Olympia-Premiere ebenfalls weiter kam.

Der Mitfavorit im Kajak-Zweier über 1000 Meter zeigte am Mittwoch auf dem Sea Forest Waterway eine gute Vorstellung mit Platz zwei im Vorlauf. Im Endspurt fuhr das Duo souverän an den Slowaken vorbei, allerdings ließen sich die siegreichen Australier nicht mehr abfangen. "Alles kontrolliert, morgen geht's um die Wurst, da können wir noch ein bissel zulegen", sagte Hoff. Schopf, der im Einer mit Platz vier die Medaille knapp verpasste, zeigte sich angriffslustig. "Es sind noch genügend Körner für den Zweier da", meinte er und war froh, nicht eine Extra-Runde drehen zu müssen. "Eigentlich muss man nach jeden 1000 Metern hier einmal 5000 Kilokalorien zu sich nehmen. Es ist ein Riesenenergieakt hier."

Im Kajak-Einer der Frauen über 500 Meter schaffte Jule Hake aus Lünen als Vorlauf-Dritte den direkten Einzug ins Halbfinale. Sabrina Hering-Pradler aus Hannover zog als Zweite hinter Topfavoritin Lisa Carrington aus Neuseeland ebenfalls direkt in die Vorschlussrunde ein. Nach Platz acht im Einer war sie erleichtert. "Nachdem man den ganzen Tag fast nur geweint hat, kann ich dann heute doch mit einem Lächeln ins Dorf fahren", sagte sie. "Ich freue mich auf den Vierer und schaue, was im Einer geht. Und ich habe einfach Bock, hier jetzt Deutschland noch einmal gut zu präsentieren."

Bei der olympischen Premiere ihrer Canadier-Disziplin über 200 Meter mussten Lisa Jahn aus Berlin und Sophie Koch aus Karlsruhe einen Umweg nehmen. Beide verpassten als Vierte und Fünfte ihres Vorlaufes den direkten Einzug ins Halbfinale. Im Viertelfinale paddelte Jahn dann auf Rang zwei und kam weiter. Für Koch kam das Aus. Die Halbfinal-Läufe und Finals finden an diesem Donnerstag statt.

Tischtennis: Deutschlands Tischtennis-Frauen haben das Halbfinale gegen Topfavorit China erwartungsgemäß klar verloren und kämpfen nun um Bronze. Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona blieben gegen die an Nummer eins gesetzten Asiatinnen am Mittwoch in Tokio beim 0:3 weit entfernt von der erhofften Sensation. Am Donnerstag (4 Uhr/MESZ) spielen die Olympia-Zweiten von 2016 gegen die an vier gesetzte Auswahl von Hongkong um Platz drei.

Im Halbfinale war die an Nummer drei eingestufte deutsche Frauen-Auswahl von Bundestrainerin Jie Schöpp chancenlos. Solja und Shan Xiaona konnten beim 0:3 (9:11, 2:11, 4:11) im Doppel gegen die Weltranglisten-Erste und Tokio-Olympiasiegerin Chen Meng sowie Wang Manyu nur den ersten Satz ausgeglichen gestalten. Han Ying verlor gegen die Finalistin im Einzel dieser Sommerspiele, Sun Yingsha, ebenfalls 0:3 (6:11, 4:11, 9:11). Solja leistete zum Abschluss gegen Chen Meng große Gegenwehr und holte beim 1:3 (11:5, 4:11, 9:11, 11:13) den einzigen Satzgewinn.

Ausgeglichene Begegnung nur im ersten Satz: Petrissa Solja (links) und Shan Xiaona blieben mit dem deutschen Frauen-Team gegen Tischtennis-Favorit China insgesamt chancenlos. (Foto: Kin Cheung/AP)

China und Gastgeber Japan bestreiten am Donnerstag (12.30 Uhr/MESZ) das Finale. Seit der Einführung des Team-Wettbewerbs bei den Sommerspielen 2008 haben die Chinesinnen stets die Goldmedaille gewonnen. Vor fünf Jahren in Rio hatte die deutsche Auswahl in gleicher Besetzung mit Silber überrascht, war aber im Endspiel gegen die Chinesinnen ebenfalls ohne einen Punkt unterlegen gewesen.

Golf: Sophia Popov (St. Leon-Rot) und Caroline Masson (Gladbeck) ist am Mittwoch ein ordentlicher Start ins olympische Turnier geglückt. Auf dem Par-71-Platz im Kasumigaseki Country Club spielten die zweimalige Solheim-Cup-Gewinnerin Masson und British-Open-Champion Popov jeweils Runden auf Platzstandard und belegten den 23. Platz im 60-köpfigen Feld.

Erste Spitzenreiterin war die Schwedin Madelene Sagström. Die 28-Jährige blieb mit 66 Schlägen fünf unter Par und führte mit einem Schlag Vorsprung vor der Inderin Aditi Ashok und Nelly Korda aus den USA. Deren Schwester Jessica Korda war schlaggleich mit Popov und Masson. Vater der beiden Korda-Schwestern ist Petr Korda, der 1998 die Australian Open im Tennis gewonnen hatte.

Das Turnier der Männer hatte Xander Schauffele, ein US-Amerikaner mit deutschem Pass, vor Rory Sabbatini (Slowakei) und T.C. Pan (Taiwan) gewonnen. Hurly Long (St. Leon-Rot) und Maximilian Kieffer (Düsseldorf) hatten die Plätze 35 und 45 belegt.

Basketball: Die US-Basketballerinnen haben auf olympischer Bühne ihren 53. Sieg in Serie gefeiert und Kurs auf die neunte Goldmedaille genommen. Der Rekordsieger schlug Australien im Viertelfinale nach einer Machtdemonstration mit 79:55 (48:27), nur zwei weitere Siege fehlen zum siebten Triumph bei Sommerspielen nacheinander. Breanna Stewart, die nach dem EuroLeague-Sieg in diesem Jahr mit UMMC Jekaterinburg auf Klub- und Nationalmannschaftsebene alle großen Titel im Basketball gewonnen hat, war beste Werferin der US-Frauen. Die 26-Jährige verbuchte in der Saitama Super Arena 23 Punkte.

Im Halbfinale bekommen es die USA am Freitag (06.40 Uhr MESZ) mit Serbien zu tun, das China in der Runde der letzten Acht 77:70 (35:33) bezwang. Die Serbinnen waren 2016 in Rio de Janeiro Olympiadritte geworden. Ihre bislang letzte Niederlage bei Olympischen Spielen haben die Amerikanerinnen 1992 im Halbfinale von Barcelona erlitten (73:79 gegen die GUS).

Hockey: Die niederländischen Hockey-Frauen haben Olympiasieger Großbritannien im Halbfinale von Tokio klar geschlagen und das Endspiel erreicht. Die Weltmeisterinnen gewannen am Mittwoch mit 5:1 (2:0). Im Finale am Freitag geht es gegen Indien oder Argentinien, das die deutsche Mannschaft im Viertelfinale ausgeschaltet hatte (3:0). Die Niederländerinnen spielen um ihre vierte Goldmedaille nach 1984, 2008 und 2012. Im Falle eines weiteren Erfolges wäre "Oranje" alleiniger Rekordchampion, auch Australien steht bei drei Olympiasiegen.

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