Olympia:Kaum noch Medaillenchancen: Leichtathleten kriseln

Rio de Janeiro (dpa) - Für den Deutschen Leichtathletik-Verband läuft es am Zuckerhut überhaupt nicht gut.

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Rio de Janeiro (dpa) - Für den Deutschen Leichtathletik-Verband läuft es am Zuckerhut überhaupt nicht gut.

Ein Debakel wie bei den Olympischen Spielen 2008 mit nur einmal Bronze kann es zumindest nicht mehr geben, nachdem Christoph Harting und Daniel Jasinski Gold und Bronze mit dem Diskus holten. Ansonsten blieben einige Medaillenhoffnungen unerfüllt. Die Ausbeute der London-Spiele 2012 mit acht Edelplaketten (1 x Gold/4 x Silber/3 x Bronze) ist nicht mehr erreichbar.

"Das war damals ein herausragendes Ergebnis", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop schon vor dem Olympia-Endspurt mit nur noch wenigen Chancen auf erste Platzierungen. Dafür gab es viele Trümpfe, die nicht stachen und keine Überraschungerfolge, die dies kompensierten.

So hatte man die Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz als Gold-Lieferantin fest auf der Rechnung und musste sich mit ihrem sechsten Platz abfinden. Auch auf ihren Disziplinkollegen und Trainingspartner David Storl hatte man als Medaillenkandidaten gesetzt, doch es reichte für den den mehrfachen Welt- und Europameister nur zu Rang sieben. "Das ist schon enttäuschend, das Ganze", sagte der 26-Jährige, der nur 20,64 Meter weit kam und mit seiner Technik haderte: "Ich hätte auch aus dem Stand stoßen können."

Im 89 Athleten großen Olympia-Team gab es aber auch Starter, die über sich hinauswuchsen - auch wenn dabei keine Medaillen heraussprangen. Dazu zählen Zehnkämpfer Kai Kazmirek, der mit persönlicher Bestleistung von 8580 Punkten Vierter wurde, und die Siebenkämpferin Caroline Schäfer, die einen guten fünften Platz erreichte. Gleiches gilt für Gesa Felicitas Krause, die im 3000-Meter-Hindernis-Finale in deutscher Rekordzeit Sechste wurde - mehr kann man nicht verlangen.

Trotz der verpassten Bronzemedaille gehörte Kazmirek zu den wenigen Lichtblicken. "100 Punkte über meiner bisherigen Bestleistung", sagte er. "Es hat viel Spaß gemacht und ich bin sehr zufrieden. Das ist ja kein Wald- und Wiesensportfest hier." Der nach seinen 8605 Punkten von Ratingen als Medaillenkandidat gehandelte Arthur Abele enttäuschte als 15.

Beim Speerwerfen waren in Christina Obergföll, Linda Stahl und Christin Hussong drei Medaillenkandidatinnen angetreten - und erlebten ein Debakel. Obergföll, die Olympia-Zweite von 2012 und -Dritte von 2008, zog sich als Achte mit 62,92 Metern bei ihrer letzten internationalen Meisterschaft noch einigermaßen achtbar aus der Affäre.

Die EM-Zweite Stahl als Elfte und die deutsche Meisterin Christin Hussong als Zwölfte waren schon nicht mehr dabei, als es um Edelmetall ging. Danach brach auch noch der Streit um die Tickets für Rio neu auf. "Der Kampf um die Nominierung hat uns alle viel Körner und Energie gekostet", sagte die Leverkusenerin Stahl. Ihre Clubkollegin Katharina Molitor hatte versucht, ihren Startplatz einzuklagen und Obergföll aus dem Team zu verdrängen - ohne Erfolg.

Viele Chancen zum Aufbessern der mageren Bilanz gibt es bis zur Schlussfeier der Rio-Spiele für die DLV-Topkräfte nicht mehr. Gute Aussichten, noch Zählbares zu erringen, haben die drei Speerwerfer Thomas Röhler, Julian Weber und Johannes Vetter am Samstag. Vielleicht darf man 44 Jahre nach dem Triumph von Klaus Wolfermann in München wieder auf einen deutschen Speerwurf-Olympiasieger hoffen?

So einen Erfolgsdruck sollte man Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleich vielleicht nicht aufbürden, aber eine Medaille ist selbst für sie nicht undenkbar. "Die zwei Meter von Eberstadt haben mich motiviert und mir gezeigt, dass ich es drauf habe", sagte Jungfleisch nach der mühsamen Qualifikation. 1,92 Meter schaffte sie erst im dritten Versuch, die nötige Höhe von 1,94 Metern aber im zweiten. "Auch wenn es heute nicht besonders lief: Ich weiß, ich kann es", sagte sie.

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