Olympia:Böhler besiegt den Krebs und startet in Sotschi

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Krasnaja Poljana (dpa) - Steffi Böhler grüßt freundlich, lacht, kämpft sich durch die Loipe und lacht wieder. Die Langläuferin aus Ibach hat eine völlig neue Beziehung zu ihrem Sport gefunden. Sie genießt ihn, aber er ist nicht alles für die Schwarzwälderin.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Steffi Böhler grüßt freundlich, lacht, kämpft sich durch die Loipe und lacht wieder. Die Langläuferin aus Ibach hat eine völlig neue Beziehung zu ihrem Sport gefunden. Sie genießt ihn, aber er ist nicht alles für die Schwarzwälderin.

Die Olympia-Teilnahme sieht sie als Geschenk, jeden Einsatz wie den am Donnerstag im 10-Kilometer-Klassikrennen als Herausforderung. Vor knapp zwei Jahren nämlich war die Karriere der Steffi Böhler schon fast beendet.

Diagnose Krebs. Den 16. April 2012 wird die Ende Februar 33 Jahre alt werdende Langläuferin nicht vergessen. Nach einer Schilddrüsen-Operation erhielt sie die schockierende Nachricht. Glück im Unglück: Gerade Schilddrüsen-Krebs ist sehr gut heilbar. Eine hohe Dosis radioaktives Jod reichte, eine Chemotherapie war nicht notwendig. Und sie bekam von den Ärzten grünes Licht für ihren Sport, den die Ibacherin seit ihrem vierten Lebensjahr betreibt.

Böhler stand immer im Schatten einer Evi Sachenbacher-Stehle oder einer Claudia Nystad, die größte Hochachtung vor der Leistung ihrer Teamkollegin hat: „Wenn du solch eine Krankheit hast, relativiert sich vieles im Leben.“ Auch Bundestrainer Frank Ullrich zollte Böhler Anerkennung: „Kompliment, wie sie sich zurückgekämpft hat.“

Den großen Erfolgen in Einzelrennen war Böhler schon zuvor vergeblich hinterhergejagt. Ein dritter Platz im Weltcup 2009 in Rybinsk steht bis heute als einzige Podestplatzierung in der Statistik. Die Klassikspezialistin galt aber lange Zeit als verlässliche Staffel-Startläuferin. Bei den Spielen in Turin 2006 holte sie mit dem Team die Silbermedaille, ein Jahr später in Sapporo wurde sie mit der Staffel WM-Zweite.

Ab der Saison 2009/2010 wurde es ruhiger um die in Ruhpolding trainierende Grafik-Design-Studentin. Böhler kränkelte oft, wirkte müde und konnte ihr Leistungspotenzial nicht abrufen. Erst seit der Operation weiß man, dass es die Vorboten ihrer Erkrankung waren. In Vancouver verpasste sie deshalb den Staffel-Platz, bei den Weltmeisterschaften in Oslo 2011 konnte sie nicht überzeugen.

Seit April 2012 ist alles anders. „Ich musste lernen, wieder Vertrauen zu meinem Körper aufzubauen“, erzählt Böhler. Sie begann, positiv mit der Erkrankung umzugehen, wurde ruhiger und reifer. Die Trainer ließen sie gewähren. Kein Druck, sondern Wettkämpfe zur Selbstfindung. Zur WM nach Val di Fiemme nahmen sie sie dennoch nicht mit. Als Schutz für die Langläuferin, um sie aus dem Fokus der Medien zu nehmen. Als WM-Touristin sollte sie nicht abgekanzelt werden.

Böhler nutzte den Sommer zum intensiven Training. Dennoch dauerte es bis zum 19. Januar und damit dem letzten möglichen Termin, um sich für Sotschi zu qualifizieren. „Das war für mich der wichtigste Wettkampf, und ich habe diesen persönlichen Erfolg genossen. Es ist für mich ein Traum und eine Ehre, noch einmal Olympia zu erleben. Ich genieße hier jeden Moment, auch wenn Platz 35 im Skiathlon nicht das war, was ich mir vorstelle“, sagt die Schwarzwälderin. Und lacht dennoch. Steffi Böhler ist zurück - im Leben, im Sport, bei Olympia.

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