Wechsel zu Başakşehir:Özil plötzlich "sehr glücklich" über Transfer

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Mesut Özil hat seit März nicht mehr für Fenerbahçe gespielt - er wurde von seinem angeblichen Herzensklub suspendiert. (Foto: Kenan Asyali/dpa)

Vor wenigen Wochen wollte er noch seine Karriere bei Fenerbahçe beenden, jetzt wechselt Mesut Özil den Klub - und spielt künftig bei Erdoğans Lieblingsverein. Nebenbei arbeitet er an einer ganz anderen Karriere.

Der Wechsel des früheren Weltmeisters Mesut Özil zum türkischen Erstligisten Medipol Başakşehir ist perfekt. Man heiße Özil in der Familie willkommen und wünsche ihm viel Erfolg im orange-dunkelblauen Trikot, teilte der Klub am Donnerstag auf seiner Internetseite mit. "Ich bin sehr glücklich", sagte Özil bei der Unterschriftszeremonie in Istanbul.

Präsident Göksel Gümüşdağ sagte, man habe Özil einen Zwei-Jahres-Vertrag vorgeschlagen. Er aber habe einen Einjahresvertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr gewollt - nach einem Jahr werde man dann noch einmal auswerten. Başakşehir wurde 2014 als Nachfolger des Vereins der Istanbuler Stadtverwaltung gegründet und gilt als Lieblingsklub des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

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Klubpräsident Gümüşdağ ist Mitglied der Partei AKP und mit einer Nichte der Ehefrau Erdoğans verheiratet. Der Klub wird vor allem von regierungsnahen Unternehmen wie der Gesundheitsgruppe Medipol gesponsert. Vor dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland war Özil wegen seiner Fotos mit dem türkischen Staatschef in die Kritik geraten.

Fenerbahçe verabschiedet Özil mit karger Mitteilung

Nach dem Turnier trat er aus dem Nationalteam zurück und kritisierte den Umgang mit seiner Person - er berichtete auch von Rassismus beim DFB. Bei Özils Hochzeit im Sommer 2019 soll Erdoğan Trauzeuge gewesen sein. Erst am Mittwoch hatte Fenerbahçe in einer knappen Mitteilung offiziell die Vertragsauflösung mit Özil bekannt gegeben.

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"Eines der Dinge, die das Leben ausmachen, ist, dass es voller Unsicherheiten ist", twitterte der 33-Jährige nun: "Unsere Pläne, Verlangen und Wünsche gehen möglicherweise nicht immer in die gewünschte Richtung." Es sei sein "Kindheitstraum" gewesen, im Fenerbahçe-Trikot zu spielen. Özil, der im vergangenen Jahr vom FC Arsenal aus der englischen Premier League zu Fenerbahçe gewechselt war, ist seit März aus dem Fenerbahçe-Kader ausgeschlossen. Sein Vertrag lief eigentlich noch bis zum 30. Juni 2024. Vor einem Monat hatte er betont, diesen trotz Suspendierung erfüllen zu wollen.

Im Frühjahr war er nach einer angeblichen Auseinandersetzung mit dem damaligen Trainer İsmail Kartal suspendiert worden, absolvierte seither kein Spiel und blieb auch unter dem neuen Coach Jorge Jesus außen vor. "Mesut Özil ist ein sehr guter Fußballer, aber die Entscheidung des Klubs bleibt bestehen", sagte Jesus zuletzt: "Hier zählt nicht Özil, Jesus oder irgendein anderer Spieler - sondern Fenerbahçe." Im November hatte Klubpräsident Ali Koç beklagt, der 92-malige deutsche Nationalspieler müsse sich endlich auf seine Arbeit konzentrieren und seine geschäftlichen Angelegenheiten beiseitelegen.

Damit könnte er sich auch auf Özils Nebentätigkeiten im Bereich E-Sports bezogen haben. Zuletzt mehrten sich Berichte über eine mögliche Karriere in der Games-Branche nach Vollendung seiner aktiven Laufbahn. "Er wird mehr in den E-Sport gehen, selbst spielen und vielleicht ein E-Sportler werden", sagte Özils Berater Erkut Söğüt etwa dem britischen Telegraph. Der Mittelfeldspieler sei "wirklich gut in 'Fortnite' und es würde mich nicht überraschen, wenn er an einem Wettbewerb teilnimmt", sagte Söğüt.

Schließlich gehört Özil in dieser Sparte sogar ein Team mit dem Namen "M10 Esports". "Und er hat Spieler. Er hat eine Spielerschmiede in Deutschland", ergänzte Söğüt. E-Sport, der sportliche Wettkampf mit Computerspielen, ist mittlerweile ein weltweiter Millionenmarkt. Ähnlich wie Profifußball also - die Frage ist nur, wo Özil seine Prioritäten setzt.

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