NFL in Frankfurt:Ein Football-Fest in Übersee

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Quarterback Patrick Mahomes (2.v.r) von den Chiefs wird von Linebacker Jaelan Phillips (M) von den Dolphins angegangen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Die NFL kann zufrieden sein: Beim 21:14-Sieg der Kansas City Chiefs gegen die Miami Dolphins in Frankfurt ist das Stadion ausverkauft, die Zuschauer laut und eine eigene Halbzeitshow gibt es auch noch. Nur Taylor Swift fehlt.

Von Christoph Leischwitz

Wenn man das über American Football in Deutschland so sagen darf, dann hat Frankfurt am Main schon eine lange Tradition in dieser Sportart. Von hier stationierten US-Soldaten importiert, kam schon Anfang der Neunzigerjahre eine fünfstellige Zuschauerzahl ins Waldstadion, mit Unterbrechungen spielte hier das Team der Galaxy bis 2007. Nun war wieder großer Football geboten an selber Stelle, auch wenn es sich offiziell um ein Heimspiel der Kansas City Chiefs handelte.

Die Chiefs bezwangen die Miami Dolphins 21:14, in einem Spiel, dass drüben im zeitverschobenen Heimatland des Footballs spätestens im Schlussviertel viele Zuschauer frühmorgens richtig wach gemacht haben dürfte. Diese Zuschauer durften sich erneut darüber freuen, wie vor einem Jahr beim deutschen NFL-Premieren-Spiel in München, wie dieses Spiel auf der anderen Seite des Atlantiks zelebriert wird. Wieder sang das ganze Stadion "country roads" von John Denver, wieder waren tausende Handys erleuchtet. Das Ritual, dieses Lied zu singen, stammt aus den alten Galaxy-Zeiten.

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Die NFL kommt für zwei Spiele nach Frankfurt, mit Quarterback Patrick Mahomes als Hauptfigur. Der vergangene Auftritt von Tom Brady in München hatte viel Begeisterung in Deutschland ausgelöst - nun soll ein nachhaltiges Interesse entstehen.

Von Christoph Leischwitz

"Das Publikum war phänomenal", sagte Andy Reid, Trainer der Chiefs, nach dem Spiel. Viel Lärm im Stadion ist im Football oft auch ein Vorteil für die Heimmannschaft, und laut war es auf jeden Fall, wahrscheinlich sogar lauter als vor einem Jahr in München. Aus ganz Europa waren sie angereist, was auf den Rängen leicht zu hören war. Da war es letztlich gar nicht mehr so schlimm, dass eine Frau dann doch nicht über den Atlantik geflogen war. "Es interessiert mich nicht, ob Taylor Swift kommt", das hatte ein Chiefs-Fan leicht genervt am Vormittag im Zug nach Frankfurt gesagt. Der Hype um die Country- und Popsängerin hatte den sportlichen Wert dieses Spitzenspiels zwischenzeitlich in den Hintergrund gerückt. Swift hat ein Techtelmechtel mit Chiefs-Spieler Travis Kelce, und immer, wenn sie ihm live zusah, spielte Kelce auch besser. Passend dazu blieb Kelce diesmal komplett unauffällig.

Zwischendurch ließ die Spannung nach - dafür machte einer vor der Kamera einen Heiratsantrag

Doch die Swift-Story erzählt eben viel darüber, worum es der NFL beim Marktausbau geht: Schon allein mit der Gerüchteküche in den Sozialen Medien - Samstagabend war Swift noch in New York, aber sie hat doch ihren eigenen Jet! - dürfte die NFL zahlreiche Menschen in Deutschland erreicht haben, die sich nicht einmal für Football interessieren.

Das Rahmenprogramm des ersten von zwei Frankfurt-Spielen (am kommenden Sonntag empfangen die New England Patriots die Indianapolis Colts) hatte auch so genug fürs Gefühl zu bieten: Ein Chiefs-Fan machte vor laufender Kamera seiner Freundin einen Antrag, vor 48 000 jubelnden Fans. Es gab diesmal auch eine Halbzeit-Show, die erste in Deutschland, Nico Santos und der Rapper Kontra K gaben einen Kurzauftritt zwischen vielen Lasern.

Das alles war bis zur Pause auch deshalb nötig, weil das Spiel scheinbar die Spannung nicht halten konnte, die es im Vorfeld versprochen hatte. Die Miami Dolphins fanden in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zu ihrem explosiven Angriffsspiel, die Chiefs zumindest ab und zu: Spielmacher Patrick Mahomes trieb seine Mannschaft gleich im ersten Angriff erfolgreich zu einem Touchdown, Ende der zweiten Halbzeit erhöhte Jerick McKinnon auf 14:0. Dann leistete sich ausgerechnet Miamis Tyreek Hill, bis vor zwei Jahren noch Spieler der Chiefs und vielleicht der beste Passempfänger der Liga, einen folgenschweren Fehler: Unter Druck ließ er den Ball fallen, die Chiefs-Abwehr trug ihn in die Endzone, und mit dem 21:0 schien die Partie fast schon entschieden. Die Dolphins kamen zwar im Schlussviertel noch einmal mit zwei Tochdowns zurück, im letzten Angriff versagten der Offensive aber die Nerven.

Eine typisch deutsche Panne gab es auch: Bei einem weiten Punt prallte das Ei gegen den Videowürfel unter dem Stadiondach, der Kick musste wiederholt werden. Möglicherweise sind deutsche Stadien auf Dauer ein bisschen zu klein für American Football. Aber der Besuch scheint dennoch ein voller Erfolg gewesen zu sein. "Es war die ganze Zeit laut, und überall war rot zu sehen", schwärmte Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes nach dem Spiel. Es habe sich angefühlt "wie ein Heimspiel".

Deswegen wird es in Zukunft davon wohl auch noch mehr geben, auch wenn diese "Heimspiele" 8000 Kilometer von zu Hause entfernt sind.

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