Neuer Investor bei der SpVgg Unterhaching:Ein Millionär für Unterhaching

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Im vergangenen Jahr ist Rainer Beck bei 1860 München abgeblitzt, nun versucht er es in Unterhaching. Der Immobilienunternehmer will unter dem möglichen neuen Vereinsboss Manfred Schwabl offenbar Vizepräsident beim Münchner Vorstadtklub werden. Das Ziel der Vereinsführung ist vor allem eines: ein Neubeginn für mehr Kontinuität.

Andreas Liebmann

Seit einigen Wochen taucht er auffallend oft im Vereinsheim der SpVgg Unterhaching auf, dieser Mann mit den kurzen grauen Haaren, den graublauen Augen und dem vielen Geld; ein Immobilienunternehmer, dem nach eigenen Angaben mehrere hundert Wohnungen in der Münchner Innenstadt gehören; der sich vor etwas mehr als einem Jahr beim TSV 1860 München engagieren wollte; der sich den Eishockey-Zweitligisten Landshut Cannibals hält; und der sich vor einigen Wochen noch als möglicher Retter des EHC München ins Gespräch gebracht hatte.

Noch-Sportdirektor Manfred Schwabl: Kandidiert zur Wahl des Präsidenten von SpVgg Unterhaching. (Foto: dpa)

Inzwischen ist klar, dass dieser Mann, Rainer Beck, 50, etwas vorhat beim Fußball-Drittligisten: Er will Vizepräsident werden. Am Donnerstag soll er sich in Unterhaching den Mitgliedern zur Wahl stellen, am Montag trat er bereits vor den Wahlausschuss.

"Wir haben viele Gespräche geführt", sagt Manfred Schwabl, der sich am Montag zu dieser Personalie auf Nachfrage bedeckt hielt. Er selbst, bisher Sportdirektor und Nachwuchskoordinator, will sich ja bei den Neuwahlen am kommenden Donnerstag als Präsident zur Verfügung stellen. Nun sieht es so aus, als bekäme er einen finanzstarken Mitstreiter.

Von einem wie Beck hat der scheidende Vereinspräsident Engelbert Kupka vermutlich die letzten Jahre geträumt. Sein Verein wartete verzweifelt auf jene fünf Millionen Euro, die ihm der mutmaßliche Hochstapler Franco Levis versprochen hatte, er stand in seiner Not sogar kurz davor, sich an den Österreicher Peter Svetits zu verkaufen - als Beck gerade mit einer beachtlichen Offerte bei den Münchner Löwen abblitzte. "18 Millionen Euro wären gegangen", bedauerte Beck später. Nach langen Verhandlungen hatten die Sechziger dem Jordanier Hasan Ismaik als Geldgeber den Vorzug gegeben. Nun investiert Beck anderswo.

Wobei: Dem Vernehmen nach steht noch gar nicht fest, ob der aus Landshut stammende Unternehmer hier Millionen einsetzen würde. "Wenn, dann würde er erstmal gar nichts reinbringen", sagt Schwabl dazu, "wir würden nicht wegen einer Personalie unser ganzes Konzept über den Haufen werfen." Das sieht bekanntlich einen schlanken Kader vor, der bislang kaum eine Million Euro kostet, sowie die Rückbesinnung auf junge Talente. "Wir versuchen Dinge zu tun, die sinnvoll sind, um eine stabile Basis hinzubekommen", sagt Schwabl. "Es müssen nicht immer teure Spieler sein."

Offenbar steht nun die Führungscrew fest, mit der Schwabl das Erbe von Kupka und Mäzen Anton Schrobenhauser antreten will. Peter Wagstyl wird erneut als Vizepräsident kandidieren, er wäre der einzige, der vom alten Präsidium bliebe. Christian Schorbach hatte sich ja schon im vergangenen Jahr als Vizepräsident zurückgezogen, und der in gleicher Funktion handelnde (und ebenfalls nie gewählte) Can Cobanoglu spielt in den Planungen keine Rolle mehr.

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Cobanoglus großspurige Zielsetzung, binnen fünf Jahren in die erste Liga zu gelangen, hatte ohnehin in ulkigem Widerspruch zum Nachwuchs- und Konsolidierungskonzept gestanden, für das Sportdirektor Manfred Schwabl eintrat. Auch die nötigen Geldgeber hatte der Türke nie aufgetan.

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Als neuer Schatzmeister soll ein renommierter Münchner Wirtschaftsprüfer vorgesehen sein. Der frühere Pressesprecher Markus Sieger wird kein Amt übernehmen, er soll im operativen Geschäft Marketing und Kommunikation verantworten. Den ehemaligen Sponsor Erich Lejeune will Schwabl einbinden: "Auf seine Kontakte möchte ich auf keinen Fall verzichten", sagt er.

"Wenn er Hilfe anbietet, wäre ich blöd, sie auszuschlagen. Lejeune mit seinem Netzwerk ist für mich ein wichtiger Baustein." Zudem verkörpere er "das alte Haching", dem Schwabl wieder mehr Leben einhauchen möchte. Dazu passt auch Markus Oberleitner, der sich im Kleinfeldbereich engagieren soll. Pressesprecherin Maximiliane Jetter indes verlässt die SpVgg.

Beck als größte Unbekannte hat der sechsköpfige Wahlausschuss am Montag unter die Lupe genommen. Er soll den Mitgliedern eine Art Wahlempfehlung geben. "Wir versuchen uns ein Bild über ihn und seine Vorstellungen zu machen", erklärte der Ausschussvorsitzende Sebastian Nunberger vor dem Treffen, "wir werden kritisch hinterfragen und uns eine Meinung bilden." Es sei ja nicht mehr so, dass ins Präsidium gelange, wer das meiste Freibier zahle.

Nach manch "katastrophalen Kandidaten" sei es das Ziel, wieder Kontinuität herzustellen. "Wir wollen aus den negativen Schlagzeilen raus", sagt Nunberger, "das ist doch nicht Haching! Mir liegt am Herzen, dass bei uns wieder Normalität einkehrt." Das Gespräch mit Beck, berichtete er später, sei auch diesbezüglich gut gelaufen.

© SZ vom 22.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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