Neuer DFB-Sportdirektor Dutt:In Löws Land

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Der neue DFB-Sportdirektor Robin Dutt passt nicht nur fußballtaktisch zu den DFB-Strategen um Bundestrainer Joachim Löw. Das Herz der Nationalmannschaft schlägt dank des schwäbelnden Dutt endgültig im Südwesten des Landes. Insofern war der Mittwoch wohl ein guter Tag für den deutschen Auswahl-Fußball - er kann jetzt massiv Reisekosten sparen.

Christof Kneer

Zu Schönau, Mückenloch und Bammental kommen jetzt noch Hirschlanden, Korntal und Leonberg dazu. Basel darf auch nicht vergessen werden in dieser Galerie der malerischen Namen, obwohl es so groß ist, dass mehrere Mückenlochs, diverse Bammentals und vielleicht sogar ein paar Leonberge in ihm Platz finden könnten. Diese Orte könnten darüber entscheiden, wie sich der deutsche Fußball bei der Weltmeisterschaft 2014 schlägt, die in Orten wie São Paolo, Belo Horizonte oder Rio de Janeiro ausgespielt wird.

Die Spieler, die den deutschen Fußball beim Turnier in Brasilien vertreten werden, dürften zu einem hohen Prozentsatz aus München und Dortmund angeliefert werden, aber die Pläne, denen sie folgen, werden ein Produkt süd(west-)deutsch-schweizerischer Bastelarbeiten sein. In obigen Orten wurden Bundestrainer Joachim Löw, Assistent Hansi Flick und Chefscout Urs Siegenthaler geboren oder sozialisiert, zum Teil wohnen sie noch dort.

Vermutlich war der Mittwoch ein guter Tag für den deutschen Auswahl-Fußball, er kann jetzt massiv Reisekosten sparen. Die Strategen können sich jetzt allesamt innerhalb der Landesgrenzen von BaWü treffen, inklusive des schwäbischen U21-Trainers Rainer Adrion, des badischen Trainerausbilders Frank Wormuth - und des neuen Sportdirektors Robin Dutt, der sich einst quer durchs Stuttgarter Umland kickte, wo er bis heute wohnt (Leonberg).

Seine beruflich beste Zeit hatte er als Trainer in Freiburg; mit einem langen Ball hätte man von seinem Wohnort zum Wohnort von Jogi Löw hinüberschießen können - in der Theorie natürlich, denn in der Praxis sind lange Bälle bei der Südwest-Bruderschaft in etwa so beliebt wie Matthias Sammer.

Der deutsche Fußball ist mehr denn je zu Gast bei Löw. Das leuchtet ein, einerseits, weil Löws ästhetisch konsequenter Ansatz den deutschen Auswahl-Fußball aus der Rumpelkammer zurück in den großen Salon geholt hat. Andererseits ist es gerade erst vier Wochen her, dass Löw mit einer stur verkopften Aufstellung das Land unglücklich gemacht hat.

Vor dem Hintergrund dieser frischen Bilder wirkt es mindestens erstaunlich, dass ihm der DFB nun einen weiteren Akademiker zur Seite stellt. Vier Wochen nach dem Italien-Spiel ist Löw innerhalb des Verbandes so autark wie nie zuvor - mit einem Sportdirektor Dutt, der in dem (Schwaben) Christoph Schickhardt seit Jahren einen Ratgeber beschäftigt, der auch zu den diskreten Beratern von Löw und dessen Trainerstab zählt.

Löw hat es sich bis auf Weiteres komfortabel eingerichtet im DFB, er wird Dutts polterbegabten Vorgänger Matthias Sammer nicht vermissen - obwohl Sammer dem Bundestrainer ein zwar ungeliebter, aber stets verlässlicher Mentalitätslieferant war. Unter seiner Führung wurden Junioren wie Khedira, Neuer oder die Benders zu wettbewerbstauglichen Charakterköpfen. Es wird ruhiger werden im Nachwuchsbereich, so viel ist sicher - ob mehr Leonberg dem DFB-Fußball aber wirklich gut tut, wird sich erst bei diesem Turnier erweisen, das in Orten wie São Paolo, Belo Horizonte und Rio de Janeiro ausgespielt wird.

© SZ vom 26.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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