Neue WM-Helden (10): Nilmar:Happy End für "Nilmarvilha"?

Lesezeit: 2 min

Schon einmal wurde er als aufgehender Stern am Fußballhimmel gefeiert - und verglühte ebenso schnell auch wieder. Im Sturm der brasilianischen Seleçao will es Nilmar jetzt endlich allen zeigen.

Lena Jakat

Es schien eine Karriere wie aus dem Fußballmärchenbuch: Honorato da Silva Nilmar, kurz Nilmar, geboren in der südbrasilianischen Kleinstadt Bandeirantes, gehörte schon mit 19 Jahren zur Stammbesetzung des traditionellen Erstliga-Clubs Internacional in Porto Alegre. Der Stürmer schoss 16 Tore in 42 Spielen, wurde Weltmeister mit der U21-Auswahl, 2004 entließ ihn sein Heimatverein nach Europa. Bei Olympique Lyon sollte er für 5,75 Millionen Euro Ablöse seinen Landsmann Giovane Élber ersetzen, der zu Borussia Mönchengladbach gewechselt war. Beobachter sagten dem ballaffinen Brasilianer eine goldene Zukunft voraus.

Beim Freundschaftsspiel gegen Tansania stand es ihm förmlich ins Gesicht geschrieben: Im dritten Anlauf will es Stürmer Nilmar allen zeigen. (Foto: AP)

Und dann kam alles ganz anders. Bei seinem Debüt auf französischem Rasen konnte Nilmar beim Saisonauftakt gegen Rennes zwar gleich zwei Tore erzielen - auf mehr brachte es der junge Hoffnungsträger dann allerdings während der ganzen Saison nicht, 32 Spiele lang. War der Wechsel nach Europa zu früh? Waren die Erwartungen an Nilmars Talent schlicht zu hoch? Fehlten ihm die nötigen Ellbogen, sich gegen die Konkurrenz beim französischen Erstligisten durchzusetzen? Schon nach einer Saison in Europa kehrt er ernüchtert nach Brasilien zurück, zu den Corinthians São Paolo.

Dort fand er wieder zu Selbstvertrauen, zurück in die ihm prognostizierte Erfolgsspur und mit dem Argentinier Carlos Tévez einen Spielpartner im Sturm, mit dem er sich blind verstand. Um Tévez und Nilmar formierte sich eine der stärksten Offensiven des Landes. Schon 2005 wurde der Club aus São Paolo dafür mit dem Sieg in der brasilianischen Bundesliga Campeonato belohnt.

Doch der Held des Märchens vom brasilianischen Sturm-Wunder musste sich weiteren Prüfungen unterziehen: 2006 und 2007 riss er sich jeweils ein Kreuzband, einmal links und einmal rechts. Und wieder schien er von der Fußballwelt - und auch der Nationalauswahl - vergessen.

Vor drei Jahren knüpfte Nilmar dann dort an, wo er seine Karriere begonnen hatte: Bei Internacional in Porto Allegre. Seitdem gibt es kaum noch Zweifel an der Weltklasse des Angreifers. In Brasilien zögert man längst nicht mehr, ihn mit Balllegende und Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona zu vergleichen - technisch stark und sehr schnell. Im dritten Anlauf konnte sich Nilmar so auch auf der internationalen Bühne nach vorn spielen: Mit einem aufsehenerregenden Fallrückzieher gegen Inter Mailand holte er für seinen Club den Sieg im Dubai-Cup und er war es auch, der mit einem Anschlusstreffer in der Verlängerung der Mannschaft den Titel des Südamerika-Cups sicherte. Endgültig zum Nationalhelden schoss sich der Stürmer dann im WM-Qualifikationsspiel am 10. Juni 2009 mit seinem 2:1-Treffer gegen Paraguay.

Lexikon der Fußball-Gesten
:Hand aufs Herz

Vor einiger Zeit hat König Fußball damit begonnen, sein Gestenrepertoire zu erweitern. Für die Verbreitung seiner Ideen beim Volk sorgte die Großaufnahme im Fernsehen. Ein Lexikon in Bildern.

Lothar Müller

Dabei ist der drittbestbezahlte Spieler Brasiliens niemand, der zahllose Torgelegenheiten braucht, um sich zu beweisen. Oft reicht schon eine einzige und die Treffer, die er erzielt, haben oft das Zeug zur Legendenbildung. So etwa sein 1:0-Treffer gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen aus Sao Paolo, den Brasiliens Fußballstammtische 2009 zum Tor des Jahres kürten.

Inzwischen zweifelt kaum jemand mehr an Nilmars Weltklasse. Der Stürmer ist der drittbestbezahlte Spieler Südamerikas. (Foto: AP)

Nilmar ist ein Angreifer, der den Ball fast eifersüchtig ins Tor geleitet, ein Spieler der Platz braucht, um zur Höchstform aufzulaufen, dann aber brandgefährlich werden kann. Seit vergangenem Herbst ist er zurück in Europa - der spanischee Club Villareal hat ihn für 16,5 Millionen Euro dem VfL Wolfsburg weggeschnappt. Bei Villareal trainiert Nilmar zudem die legendäre Spielweise des "toque", das Spiel des schnellen Passwechsels.

Ob der 25-Jährige die Chance bekommten wird, sein Torgefühl in den Gruppenspielen gegen Nordkorea, Portugal und die Elfenbeinküste zu zeigen, hängt allerdings ganz von Trainer Carlos Dungas ab. In der ohnehin sturmstarken Seleçao muss sich Nilmar für einen Platz in der Startelf gegen den Dribbel-Künstler Robinho beweisen - noch so eine brasilianische Märchen-Karriere.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: