Golden State in der NBA:Läuft in San Francisco

Lesezeit: 3 min

Starker Mann bei den Warriors: Mit Stephen Curry ist bei Golden State weiter nichts unmöglich. (Foto: Ezra Shaw/AFP)

Stephen Curry und seine Warriors haben den Basketball in den vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert. Das soll sich wiederholen - dank einer neuer Idee: Sie wollen Meister werden und gleichzeitig einen Kader für die Zukunft basteln.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Im Kleinen versuchen die Warriors, diese erste NBA-Playoff-Runde zu überstehen und gleichzeitig die Spielminuten von Curry zu verwalten. Der 34-jährige Ausnahmespieler hatte sich am 16. März ein Band im linken Fuß gezerrt und bis zum Beginn der K.-o.-Runde pausiert. Derzeit kommt er meist zur Hälfte eines Viertels von der Ersatzbank und versucht, Einfluss zu nehmen, sich mit den Kollegen einzuspielen für die möglichen nächsten Runden - und sich ja nicht wieder zu verletzen.

Es funktionierte: Zur Pause führten die Warriors dann 57:51, am Ende gewannen sie 126:106. Denvers Center Nikola Jokic war derart genervt, dass er sich zu einer Debatte mit dem Referee hinreißen ließ und des Feldes verwiesen wurde. So führt Golden State in der Best-of-seven-Serie vor der Reise zu den Denver Nuggets nun 2:0, die nächste Partie findet am Freitag statt. Es läuft in San Francisco.

Basketball in der NBA
:Bei Maxi Kleber fällt fast jeder Wurf

Die Dallas Mavericks gleichen in der Playoff-Serie gegen Utah aus, weil ein Deutscher einen monströs guten Auftritt hat - und der Gegner ihn fälschlicherweise als Schwachstelle ausmacht.

Von Jonas Beckenkamp

Curry gelingen gegen Denver in Spiel zwei 34 Punkte

Curry schaffte in nur 23 Minuten auf dem Parkett 34 Punkte, danach sagte er: "Klappt doch ganz gut in dieser Konstellation - das liegt natürlich auch daran, dass meine Mitspieler derzeit so gut aushelfen." Konkret bezog er sich damit auf Ersatzmann Jordan Poole, der im ersten Playoff-Spiel seiner Karriere 30 Punkte geschafft hatte und in Partie zwei dann 29 Zähler nachlegte.

Im Großen wagen die Warriors ein ähnliches Experiment wie im Kleinen: Sie wollen in dieser Saison den Titel gewinnen, gleichzeitig aber einen Kader basteln, der auch künftig um die Meisterschaft spielen kann. Völlig verrückt, sagen viele, aber das sind sie gewohnt bei den Kaliforniern: Vor zehn Jahren hatten die meisten auch erklärt, dass es völlig verrückt sei, diesen Curry so häufig von jenseits der Drei-Punkte-Linie werfen zu lassen und hin und wieder gar von der Mittellinie aus.

Curry hat damit diese Sportart nachhaltig verändert; gemeinsam mit dem kongenialen Werfer Klay Thompson, der mittlerweile nach Verletzungspech von Holger-Badstuber-Ausmaß wieder mitspielt und diesmal 21 Punkte beisteuerte. Nun wollen die Warriors ein weiteres Mal die NBA-Strukturen hinterfragen und verändern.

Das grandiose Schnäppchen in der NBA-Geschichte

Nicht alles war natürlich Strategie bei Golden State, wie immer im Sport braucht es Zufall - oder sogar, nun ja, Pech. Die Manager Larry Riley (bis 2012, nun bei den Atlanta Hawks) und Bob Myers holten die Talente Curry und Thompson, sie wehrten sich lange gegen Megatransfers und Megaverträge. Es half, dass Curry 2012 nach einer Verletzung einen Vertrag über zehn Millionen Dollar pro Jahr unterschrieb. Was damals vernünftig war. Aus heutiger Sicht gilt das indes als das grandioseste Schnäppchen der NBA-Geschichte, weil Golden State Leute wie Thompson, Andre Iguodala und Draymond Green halten konnte und später Kevin Durant holte. Das Resultat: fünf Finalteilnahmen in fünf Jahren, drei Titel. Currys Verletzung war damals der Dominostein für den Erfolg, und Verletzungen sind nun erneut maßgebend für die Planungen.

Die Frage an Klubchef Myers nach zwei Spielzeiten ohne Playoffs, ob er alternden Berühmtheiten noch was zutraue oder einen neuen Kader aufbauen wolle, beantwortete der mit einer Gegenfrage: Warum nicht beides? Curry, 34, Thompson, 32, Green, 32, und Iguodala, 38, sind noch immer das Gerüst des Kaders. Es gibt aber auch Leute wie Poole, 22, der sich in dieser Saison prächtig entwickelt.

Nur: Die Warriors haben mit 346 Millionen Dollar Gehaltsumfang den teuersten Kader der NBA-Geschichte. Sollten sie Poole im Sommer geben, was der nach seinem Leistungssprung verlangen kann, in etwa 100 Millionen Dollar für vier Jahre, dürften die Kosten explodieren - und so müssten andere Akteure gehen. Wie gesagt: Es klingt verrückt, was die Warriors da vorhaben. Aber es könnte klappen.

Gegen einen gefährlichen und bissigen Gegner schlägt sich das Team bislang gut in den Playoffs, weil Trainer Kerr, wenn es nicht so läuft, zur Stadionuhr und dann zur Ersatzbank blicken kann. Dort sitzt dann der noch immer beste Werfer dieser Liga: Steph Curry. Sorgen müssen sich wegen dieser Warriors nur die Gegner machen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUli Hoeneß im Interview
:"Dann muss beim FC Bayern eine neue Ära beginnen"

Der Ehrenpräsident der Münchner spricht über die Aussichten der Basketballer, die Verluste durch die Pandemie - und erklärt, wie sehr er sich ärgert, dass die Meisterschaft der Fußballer nicht mehr ausreichend gewürdigt wird.

Interview von Ralf Tögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: