Basketballer Isaiah Hartenstein:Er weiß, wie man sich wehrt

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Isaiah Hartenstein mit einem Dunk im heimischen Madison Square Garden: In New York hat der Deutsche aus Quakenbrück eine Umgebung gefunden, die ihm liegt. (Foto: Wendell Cruz/USA Today/Reuters)

"Not in my house", das alte Motto der besten Shotblocker beherzigt auch der deutsche Basketballer Isaiah Hartenstein. Seine Aktionen bescheren den New York Knicks in der NBA wichtige Zündfunken - und ihm eine beachtliche Karriere.

Von Jonas Beckenkamp

In zwei Jahren spulen Basketballer eine Menge Kilometer herunter, Isaiah Hartenstein zum Beispiel hat in dieser Zeit etwa 150 Einsätze angehäuft. Kein Wunder, denn der Deutsche ist einer von nur zehn Akteuren, die in der vergangenen Spielzeit der US-Profiliga NBA in jedem der 82 Saisonspiele ihren Job verrichteten. Zwei Jahre, da kann es schon mal passieren, dass ein gegnerischer Hochspringer über einen hinwegfliegt und den Ball in den Korb steckt. "Poster Dunk" heißt das im großen Zirkus des Basketballs. Ein Bild zum Ausdrucken und Einrahmen. Das Spektakel des einen als Schmach für den anderen.

"Ich habe keine Angst vor solchen Dunkversuchen", sagt NBA-Profi Hartenstein

Aber Hartenstein, 25 Jahre alt und 2,13 Meter lang, hat sich in dieser Hinsicht weitgehend schadlos gehalten, wie er nun erzählte. "Über mich haben sie nicht oft gedunkt in den vergangenen beiden Jahren, diese Bilanz kann gerne so bleiben", sagte er jüngst nach einer Partie gegen Miami Heat. Dort lieferte er wieder eine Szene, die sein Spiel charakterisiert: Miamis Haywood Highsmith hatte bei einem Schnellangriff nicht mehr mit viel Gegenwehr gerechnet, er hob ab zum Dunk - und wurde vom heraneilenden Hartenstein gerupft. Ein "Monsterblock", der auch einen psychologischen Effekt hatte. Zu dem Zeitpunkt lagen Hartensteins New York Knicks mit 21 Punkten zurück.

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Am Ende hieß es 100:98 für die Knicks, die mit einer ordentlichen Siegquote von zuletzt neun Siegen und sieben Niederlagen auf Playoffkurs liegen. Hartensteins Aktion hatte den Zündfunken für die Wende geliefert. "Ich habe keine Angst vor solchen Dunkversuchen", sagt er. Er weiß, wie man sich wehrt. Wer die Auftritte des Centers in seinem siebten Jahr in der NBA verfolgt, landet oft bei solchen Momenten: Hartenstein baut sich in der Zone auf, reicht mit seinen Armen bis über den Ring und verhindert Einschläge. Es sind fürs Defensivkonstrukt seines Teams wichtige Aktionen, die nicht immer in den Statistiken auftauchen. Manchmal steht er einfach da und nutzt seinen 113 Kilogramm schweren Körper. Manchmal schirmt er den Korb ab, indem er mit seiner Länge gegnerische Würfe erschwert, ohne sie zu blocken.

Und manchmal bilden Timing und Athletik jene Einheit, die in der laufenden Woche auch Devin Booker von den Phoenix Suns die Tour vermasselte. Der flog im vierten Viertel der Partie gegen die Knicks voller Elan Richtung Reuse, als es dunkel wurde. Hartenstein. Die nächste Ansage nach dem alten Dikembe-Mutombo-Motto: "Not in my house." Der gebürtige Kongolese zelebrierte in den Neunzigern das emphatische Shotblocking wie kein anderer, sein wedelnder Zeigefinger nach solchen Aktionen hat sich in die Ikonografie des Basketballs eingebrannt.

Beschützer am eigenen Ring: Hartenstein ist ein wichtiger Defensivfaktor bei den New York Knicks. (Foto: Brynn Anderson/AP)

Natürlich bringen Hartensteins Interventionen nicht immer den Sieg (gegen Phoenix revanchierte sich Booker mit einem Dreier in letzter Sekunde), dafür ist seine Rolle als Sonderhilfskraft von der Bank zu klein. Aber er hat das geschafft, was einem in der NBA eine solide Karriere ermöglicht, auch wenn man nicht in vorderster Reihe wirbelt: Er ist ein gerne gesehener Rollenspieler, der seinen Part beherrscht. Seine knapp sechs Zähler pro Partie gelingen ihm entweder selbst mit Dunks oder mit Abstaubern aus kurzer Distanz. Seine durchschnittlich fünf Rebounds klaubt er zuverlässig in 17 Einsatzminuten pro Spiel zusammen. So war es schon bei seinen Stationen in Los Angeles bei den Clippers und in Cleveland.

Die Hartensteins sind eine Familie zwischen den Welten, hier Manhattan, da das Artland bei Osnabrück

"Isaiah hat sich hier reingebissen seit seiner Ankunft", erklärte neulich sein Coach Tom Thibodeau, "er musste sich erst zurechtfinden, aber seitdem spielt er wirklich gut." Sein Ersatzcenter sei physischer geworden, "kann sich am Korb durchsetzen und eröffnet unserer Offensive mit guten Pässen Räume". In Kombination mit Mitchell Robinson, dem "Big Man" in der New Yorker Startformation, bildet er eines der besten Center-Paare der Liga. "Sie beschützen unseren Korb und sind darüber hinaus tolle Teamkameraden, weil sie sich selbstlos einbringen", lobte Thibodeau.

In New York belohnen sie Hartensteins Fähigkeiten mit 16 Millionen Dollar über zwei Jahre - und der Deutsche fühlt sich nach eigenen Angaben immer wohler im "Big Apple". Er schätzt das New Yorker Fachpublikum, das wiederum Malocher wie ihn ins Herz schließt. Auch privat scheint es zu laufen: Isaiah Hartenstein ist seit vergangenem Sommer mit dem Model Kourtney Kellar verheiratet, einer früheren Miss Texas. Mittlerweile lebt auch sein Vater Florian wieder bei ihm. Die Hartensteins sind eine Familie zwischen den Welten, hier Manhattan, da das Artland, ein Gemeindeverband nördlich von Osnabrück. Geboren wurde Isaiah in Oregon, als sein Vater dort an der Uni Basketball spielte. Dann folgte der Umzug nach Quakenbrück, wo Florian in der Bundesliga auflief und später Isaiah zum Profi reifte. Viele Kilometer herunterzuspulen, das liegt offenbar in der Familie.

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