Deutsche Nationalmannschaft:"Ware Sie scho mal im schöne Schwarzwald?"

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Bilder aus Zeiten vor Videokonferenzen: Bundeskanzlerin Angela Merkel (2.v.r.) 2006 beim Treffen mit der Nationalmannschaft. (Foto: Tobias Kuberski/dpa)

Die Nationalspieler treffen die Kanzlerin diesmal nur im virtuellen Raum. Die SZ hat zugehört. Eine Glosse.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Die Begegnung mit der Bundeskanzlerin gehört bei der Nationalmannschaft zur guten Tradition. Pandemiebedingt muss ein direkter Kontakt diesmal entfallen, die Kanzlerin hatte allerdings ein virtuelles Treffen am Donnerstagabend zugesagt. Die SZ hatte Gelegenheit, in die interessante Konversation hineinzuhorchen und zitiert die packendsten Passagen. Aus Gründen der nationalen Sicherheit werden die Antworten der Kanzlerin nicht erwähnt.

Bevor sich die anderen Mitspieler melden können, drängelt sich Niklas Süle nach vorne: "Bei mir dauert's nicht lang: Frau Merkel: Haben die McDonald´s-Filialen schon geöffnet?" Das Recht der ersten Frage gebührt dann aber dem Kapitän Manuel Neuer, er will wissen, ob man am Schalker Abstieg "nicht noch was drehen könnte". Anschließend erkundigt sich Thomas Müller, ob Merkel nicht als Nachfolger "einen bayerischen Siegerkanzler" brauche - "Uli Hoeneß oder wenigstens diesen Söder?" Danach meldet sich Mats Hummels: "Merkel, Merkel an der Wand, wer ist der schönste Kicker im Land?" Sein Nachsatz "außer mir?" geht in erregten Zwischenrufen unter. Eine Sammelfrage trägt der Freiburger Christian Günter vor, "ausdrücklich" auch im Namen von Matze Ginter und Jogi Löw: "Ware Sie scho mal im schöne Schwarzwald?" Nun ergreift Joshua Kimmich das Wort: Wie die Kanzlerin damit umgehe, wenn ihre Partei "gegen die eigene Überzeugung immer wieder auf die rechte Außenbahn gedrängt" werde? Er frage das "aus persönlicher Betroffenheit", betont Kimmich. Politisch interessiert zeigen sich auch die Torhüter Leno und Trapp: Sie übermitteln der Kanzlerin die Bitte, bei Olaf Scholz nachzuforschen, "wie man sich als chancenlose Nummer zwei so fühlt".

Schließlich will Oliver Bierhoff noch wissen, ob Merkel seine preisgünstigen Slogans für den Wahlkampf ("Wenn ich grün sehe, sehe ich schwarz" und "#Laschet-no-Luschet") erhalten habe. Jogi Löw fragt nach ("sicherheitshalber"), ob die Politik auch beim nächsten Lockdown offene Frisiersalons garantieren könne. Als die Kanzlerin zum Schlusswort ansetzt, ist ein wildes Handgemenge zu hören, die Funktionäre Rainer Koch und Peter Peters rangeln ums Mikro und rufen gleichzeitig: "Frau Dr. Merkel, ich bin doch der beste DFB-Präsident, oder???"

Sofort schaltet sich eine energische Stimme aus dem Off ein: "Die Zeit ist abgelaufen!"

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