Neuer Sportdirektor:Stuttgarts Coup mit Mislintat

Lesezeit: 2 min

Seine längste Station zuvor: Sven Mislintat machte sich als Scout in Dortmund einen Namen. (Foto: DeFodi / imago)
  • Der VfB Stutttgart stellt Sven Mislintat als neuen Sportdirektor vor.
  • Als Kaderplaner hat Mislintat die große Zeit von Borussia Dortmund unter dem Trainer Jürgen Klopp geprägt.

Von Christof Kneer

Für Markus Weinzierl war das eine schwierige Frage. Was er davon halte, dass der VfB Stuttgart offenbar Sven Mislintat als Sportdirektor verpflichte, wurde der VfB-Trainer am Donnerstag gefragt. Weinzierl hatte sich eigentlich in diese Pressekonferenz gesetzt, um vor dem Heimspiel gegen Leverkusen die üblichen Fragen zu beantworten. Nein, Christian Gentner, Gonzalo Castro und Denis Aogo würden nicht spielen können, und ja, er mache sich "Gedanken, wo wir mehr Torgefahr herkriegen".

Und Mislintat? Ja gut, meinte Weinzierl, den kenne er natürlich, mit dem habe er 2011 die Fußballlehrer-Lizenz gemacht, der habe "eine gute Idee von Fußball" und sei "ein guter Typ". Ansonsten könne er, Weinzierl, "dazu nichts sagen".

FC Augsburg
:Matchplan Sonnenschein

Trainer Martin Schmidt will mit einfacher Ansprache den Erfolg zurückbringen.

Von Sebastian Fischer

Natürlich hätte Weinzierl etwas dazu sagen können, aber das wäre ein recht komplizierter Satz geworden, zu dem man sich zusätzlich Weinzierls Intonationskurve hätte vorstellen müssen, die eher eine monotone Intonationsgerade ist. Weinzierl hätte also sagen können, dass das ja ganz okay sei mit diesem neuen Sportdirektor, dass der im Abstiegskampf aber auch keine Tore schießen und neue Spieler sowieso erst für die nächste Saison verpflichten könne. Und ob er, Weinzierl, in der nächsten Saison noch Trainer beim VfB Stuttgart sei?

Mislintat verließ den BVB zu Arsenal

Tatsächlich deutet im Moment nicht sehr viel darauf hin, dass Weinzierl nächste Saison noch auf dem VfB-Mannschaftsfoto steht. Sein Vertrag bis 2020 gilt nur für die erste Liga, und auch im Falle eines Klassenverbleibs gilt seine Bilanz als etwas zu finster, um gemeinsam in eine leuchtende Zukunft aufzubrechen. Die Hoffnung auf Zukunft verbinden sie beim VfB jetzt vor allem mit zwei Namen, und keiner davon heißt Weinzierl. Die Hoffnung trägt die Namen Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat.

Auf dem Rasen fällt dem VfB das Stürmen gerade fürchterlich schwer, tröstlich ist immerhin, dass die Stuttgarter jetzt wenigstens im Büro mit zwei Spitzen denken. Schon der ehemalige Sportvorstand Michael Reschke hatte sich Verstärkung fürs Ressort Kaderplanung gewünscht, er brachte die Suche aber nicht ans Ziel, weil ihm die lästige Abberufung dazwischen kam. Sein Nachfolger Thomas Hitzlsperger, 37, ohnehin als vorbildlicher Teamplayer bekannt, hat die Aufgabe gerne weiterverfolgt und nun die Lösung Mislintat präsentiert, die in der Branche als Coup gefeiert wird. Er suche zur Unterstützung einen starken Mann mit ausgeprägter eigener Meinung, hat Hitzlsperger zum Amtsantritt gesagt, und den hat er nun definitiv bekommen.

In dem gerne zu Übertreibungen neigenden Fußballfeuilleton gilt Mislintat, 46, als der Mann, der Borussia Dortmund erfunden hat. Als Kaderplaner hat er die große Zeit unter dem Trainer Jürgen Klopp geprägt, in dieser Zeit kamen Spieler wie Lewandowski, Kagawa, Dembélé oder Aubameyang zum BVB, später überwarf er sich mit Klopps Nachfolger Thomas Tuchel wegen eines spanischen Defensivspielers namens Torres, dessen Kauf Mislintat befürwortete und Tuchel ablehnte. Mislintat verließ den BVB für den FC Arsenal, blieb aber nur 14 Monate dort, wegen vereinsinterner Umstrukturierungen, wie es immer so schön heißt.

Der umworbene Mislintat hat sich nun trotz des scheußlichen Tabellenplatzes für den VfB entschieden, sein Vertrag bis 2021 gilt für beide Ligen. Im schlimmsten Fall müsste er mit dem Vorgesetzten Hitzlsperger halt den Wiederaufstieg planen.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungBundesliga-Trainer
:Die Feuerwehrleute löschen nur noch analog

Die Trainer-Rauswürfe in dieser Bundesliga-Saison haben nichts bis gar nichts gebracht. Die Klubs haben auf verschärfte Art eine alte Erfahrung machen müssen.

Kommentar von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: