Bundesliga-Trainer:Die Feuerwehrleute löschen nur noch analog

Lesezeit: 1 min

Zwei Feuerwehrtrainer: Hannovers Trainer Thomas Doll (r.) neben Stuttgarts Trainer Markus Weinzierl (Foto: dpa)

Die Trainer-Rauswürfe in dieser Bundesliga-Saison haben nichts bis gar nichts gebracht. Die Klubs haben auf verschärfte Art eine alte Erfahrung machen müssen.

Kommentar von Christof Kneer

Nachdem sich nun sogar der treue FC Augsburg von seinem Trainer getrennt hat, wären jetzt eigentlich wieder die Treulosen dran. Der VfB Stuttgart und Hannover 96 müssten dringend mal wieder einen Trainer entlassen, sechs Spieltage haben beide noch Zeit, um sich auf eines ihrer größten Hobbys zu besinnen. Tatsächlich wird ja bereits spekuliert, ob beide nicht doch noch ihre Trainer Weinzierl und Doll ... wobei, da fällt einem ein: Weinzierl und Doll sind ja schon die neuen Trainer. Sie sind die Nachfolger von Korkut und Breitenreiter, deren Entlassungen überfällig waren, weil es danach ja nur besser werden konnte. Es ist halt nur nicht besser geworden.

Seit Erfindung der Bundesliga wird lustvoll darüber gestritten, ob Entlassungen sinnvoll sind, nach fünfeinhalb Jahrzehnten hat sich folgendes Ergebnis aufgedrängt: Ja, Entlassungen sind immer dann sinnvoll, wenn sie sinnvoll sind, sonst allerdings nicht.

Hannover 96 in der Bundesliga
:Rauswurf der besonders krachenden Art

Der Bundesligist aus Niedersachsen trennt sich mit deutlichen Worten von Manager Heldt. Als Nachfolger werden prominente Namen gehandelt - bis hin zum Gladbacher Trainer Hecking.

Von Carsten Scheele

So gesehen überrascht die aktuelle Saison mit zwei verblüffend klaren Erkenntnissen. Erstens sind diesmal (Ausnahme Leverkusen) nur Klubs dem Rauswurf-Reflex erlegen, die eine existenzielle Abstiegsbedrohung verspüren; zweitens haben die Rauswürfe eher nichts bis gar nichts gebracht.

Die Entlassungen könnten jetzt sogar ihr Gutes haben

Hannover verliert immer noch, wird inzwischen aber vom eigenen Trainer beschimpft; Nürnberg wird vom neuen Trainer gelobt, was die Spieler aber nicht torgefährlicher macht; Stuttgart verliert etwas besser als vorher; Schalke spielt jetzt 17 Systeme weniger, holt aber nicht mehr Punkte. Und Augsburg? Der neue Trainer will jetzt "Mentalität und Feuer" sehen.

All diese Klubs haben auf verschärfte Art die alte Erfahrung machen müssen: dass der Markt während der Saison kaum Trainer bereithält, die man auch ausgeruht im Sommer verpflichten würde. Das liegt daran, dass das Anforderungsprofil sich stark verändert hat: Heute suchen alle den modernen, digitalen und trotzdem emotionalen Coach, aber wenn einer mal diesen Ruf hat wie Salzburgs Marco Rose, wechselt er nicht in den Abstiegskampf, sondern nach Gladbach.

Umso auffälliger wirkt dann, wenn die Feuerwehrleute nur noch analog löschen können. So könnten die Entlassungen jetzt sogar ihr Gutes haben: Denn nun sind ja plötzlich Domenico Tedesco und Manuel Baum auf dem Markt, zwei durchaus digitale Coaches.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Marco Rose in Gladbach
:"Der Gehypteste von allen"

Trainer Marco Rose wechselt nach Gladbach und bringt den Ex-Bayer Alexander Zickler und einen früheren Taktikblogger mit - sowie seine ideale Mischkultur.

Von Moritz Kielbassa

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: