FC Augsburg:Matchplan Sonnenschein

Martin Schmidt Trainer FC Augsburg beobachtet die Spieler FC Augsburg Erstes Training mit Marti

„Dieses Zusammen, diese Mentalität und das Feuer will ich wieder entfachen“: Augsburgs neuer Trainer Martin Schmidt.

(Foto: Krieger/Imago)

Trainer Martin Schmidt will mit einfacher Ansprache den Erfolg zurückbringen.

Von Sebastian Fischer, Augsburg

Die Arbeit begann mit Applaus. Als Martin Schmidt am Mittwochmorgen den Trainingsplatz am Stadion des FC Augsburg betrat, da klatschten die Menschen, ungewöhnlich viele waren gekommen. Konstantinos Stafylidis, Augsburgs Linksverteidiger, drückte grinsend auf die Hupe eines Vans, in dem die Fußballer beim FCA den Weg von der Kabine zum Rasen zurücklegen. Es klang beinahe, als hätte gerade jemand geheiratet. Es klang eher nicht so, als hätten sich gerade Sportler voneinander getrennt, denen großer Misserfolg droht.

Der FC Augsburg, derzeit Tabellenfünfzehnter und noch vier Punkte vor dem Relegationsplatz, hat am Dienstag den Trainer Manuel Baum, dessen Assistenten Jens Lehmann und den für Transfers zuständigen Technischen Direktor Stephan Schwarz beurlaubt. Auf Baum, 39, folgt der Schweizer Schmidt, 51, der vor rund einem Jahr beim VfL Wolfsburg zurücktrat. Als er am kühlgrauen Vormittag den Platz betrat, sprach er erst mal von besserem Wetter. "Wo habt Ihr die Sonne?", fragte er.

Schmidt will, dass es beim FCA wieder "eklig" ist, wie früher

Es soll in den kommenden, entscheidenden Wochen auch um den Ton gehen, um "Optimismus", das hatte Manager Stefan Reuter am Vorabend angekündigt, als er den Entschluss erklärte, den Präsident Klaus Hofmann "alternativlos" nannte. Der Bundesliga-Standort Augsburg will ja im Grunde für Ruhe stehen, erst ein einziges Mal in seiner fast acht Jahre langen Erstligageschichte hatte der Klub einen Trainer freigestellt. Doch in den vergangenen Monaten hatte die Unruhe immer mehr zugenommen. Zunächst hatte Abwehrspieler Martin Hinteregger den Trainer kritisiert, war suspendiert und nach Frankfurt verliehen worden; auch Angreifer Caiuby musste gehen. Die Mannschaft zeigte zwar immer mal ihr Potenzial, doch hohe Niederlagen nahmen zu. Und nach der jüngsten, einem traurigen 0:4 gegen Hoffenheim am Sonntag, hatte Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw sein Unverständnis über taktische Umstellungen Baums geäußert, eine gemeinsame Idee vermisst. In Augsburg herrschte schlechte Laune.

Nun, am Mittwoch, eine Stunde nach dem Training, gab Schmidt seine erste Pressekonferenz beim FCA. Und es hatte dort, auf einem kleinen Podium, wohl lange niemand mehr so gute Laune. Schmidt sagte: "Ich habe es vermisst."

Man kennt ihn in der Bundesliga vor allem als Trainer aus Mainz, rund zwei Jahre arbeitete er dort bei den Profis und führte den Klub in den Europapokal. Weitaus unrühmlicher verlief seine Zeit in Wolfsburg, wo er im Februar 2018 im Abstiegskampf nach fünf Monaten freiwillig ging, auch weil er Unterstützung und Kompetenz im Vorstand vermisste. "Ein Mix aus Weiterbildung und Erholung", so beschrieb er am Mittwoch die Zeit danach. Im Urlaub in Marbella, als er Mannschaften im Trainingslager sah, habe er gemerkt, "dass ich wieder dazugehören will". Er schwärmte von Augsburg, verglich den Verein mit Mainz, wo ebenfalls eher wenig Geld, dafür viel Leidenschaft da sei - man durfte das wohl auch so interpretieren, dass er sich nach Wolfsburg nicht gerade zurücksehnt. Schmidt erzählte begeistert, wie er Spiele beim FCA früher gefürchtet habe, "da war es eklig". Er sagte: "Dieses Zusammen, diese Mentalität und das Feuer will ich wieder entfachen." Er habe gleich gewusst, dass er zusagen werde, als Reuter anfragte - angeblich erst am Montag.

Sein Vorgänger hatte nicht erst seit Gouweleeuws Worten am Sonntag auf die Kritik antworten müssen, sein taktischer Plan sei manchmal zu kompliziert, seine Ansprache zu fordernd. Es half auch nicht unbedingt, dass sein Assistent, der frühere Nationaltorwart Lehmann, die Dinge offenbar oft noch mal anders erklärte. Schmidt sprach nun von Emotionalität, die es zu wecken gelte. Das sei es ja auch, sagte er, was ein Verein erwarte, der sich entschließe: "Wir wollen so'n Kerl holen wie den Schmidt." Einen, ohne den Hinweis kommt keine Geschichte über ihn aus, der als Kind Kühe hütete, später Skirennen fuhr und als Kfz-Mechaniker arbeitete, Spezialität Tuning. Er habe vor, die kommenden Wochen "mit einem einfach gestrickten Plan" anzugehen. Und er sagte über seine neue Mannschaft schon nach einem halben Arbeitstag: "Meine Ansprache hat sicher auch geholfen, ein paar Dinge zu lösen."

Schmidt unterschreibt bis 2021, Manager Reuter bis 2023

Im Training vorher hatte er viel geredet und ins Spiel eingegriffen, den jungen Simon Asta zog er am Arm auf die richtige Position auf dem Feld. Er werde auf Experimente verzichten, kündigte er an. In Mainz war er für Konterfußball bekannt, für "schnellstmögliches Umschalten". Und es passt natürlich gut, dass ja auch Augsburg für diesen Fußball stehen will.

Schmidt hat einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, der sich in der ersten Liga bis 2021 verlängert. Stefan Reuter soll übrigens noch länger bleiben, seinen Vertrag demnächst bis 2023 verlängern, der enttäuschenden Saison zum Trotz. Er beobachtete das Training am Mittwoch vom Seitenrand - und sah für einen Manager im Abstiegskampf ausgesprochen zufrieden aus.

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