Deutsche U21-Fußballer:Gebaut fürs Rampenlicht

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Schon wieder erfolgreich: Hoffenheims Maximilian Beier (rechts) erzielt gegen Bremens Torwart Jiri Pavlenka (li.) den Treffer zum 1:0 am vergangenen Wochenende. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Der Hoffenheimer Maximilian Beier ist eine der Entdeckungen der Bundesligasaison. Beim DFB haben sie ihn längst auf der Rechnung - zuerst soll er aber in der U21 seine Qualitäten unter besonderen Umständen zeigen.

Von Ulrich Hartmann

Der U21-Trainer Antonio Di Salvo kann froh sein, dass er Maximilian Beier im September, als er diesen erstmals für seine Nachwuchsnationalmannschaft nominieren wollte, überhaupt auf dem Handy erreicht hat. "Normalerweise gehe ich nicht an Nummern, die ich nicht kenne", erzählte der 20 Jahre alte Angreifer von der TSG Hoffenheim vor fünf Wochen keck. Di Salvo habe wohl "Glück gehabt".

Beier kann natürlich wunderbar damit leben, dass er damals eine Ausnahme machte. Bei seinem U21-Debüt vor einem Monat erzielte er nach 52 Minuten das 1:0 gegen die Ukraine (Endstand 2:0), drei Tage später trug er beim EM-Qualifikationsspiel im Kosovo seinen spielerischen Teil zum 3:0-Sieg bei. Dass er bei der TSG Hoffenheim soeben zum "Spieler des Monats September" gewählt worden ist und auf der Internetpräsenz der Bundesliga neben Leverkusens Victor Boniface und Leipzigs Xavi Simons zur Wahl zum "Rookie des Monats September" steht, hat mit seinen Leistungen im U21-Nationalteam nicht mal was zu tun.

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In der Bundesliga hat er mit fünf Treffern in sieben Spielen einen derart phänomenalen Saisonstart hingelegt, dass ihn der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann für die USA-Reise der Nationalmannschaft vielleicht nur deshalb nicht anzurufen gewagt hat, weil mittlerweile bekannt ist, dass Beier an fremde Nummern nicht rangeht.

Im Ernst: "Maxi könnte für die A-Mannschaft interessant werden", sagte in dieser Woche der U21-Trainer Di Salvo, bevor seine Mannschaft nach Sofia flog, um dort an diesem Freitag das zweite EM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien zu bestreiten (18.15 Uhr, Prosieben Maxx). Dass das ein Flutlichtspiel wird, gefällt Beier besonders. "Ich spiele gern unter Flutlicht", sagt er, "dann performe ich richtig, das kommt dann einfach."

Zwar war bei vieren seiner fünf Bundesligatore in Nachmittagsspielen keine Zusatzbeleuchtung erforderlich, aber es gibt da drei prägende Flutlichterlebnisse aus der jüngeren Vergangenheit: Im Dezember 2020 steuerte er mit gerade mal 18 Jahren zwei Treffer und eine Vorlage zum abendlichen Hoffenheimer 4:1-Sieg in der Europa League gegen Gent bei; im Oktober 2021 während seiner Ausleihe zum Zweitligisten Hannover 96 gelangen ihm als 19-Jähriger zwei Treffer und eine Vorlage zum 3:0-Zweitrunden-Pokalsieg gegen Fortuna Düsseldorf, und auch im Achtelfinale im Januar 2022 beim 3:0-Pokalerfolg gegen Gladbach erzielte er zwei Treffer. Alles-oder-Nichts im Rampenlicht - so was gefällt Beier, und man lehnt sich vermutlich nicht zu weit hinaus, wenn man prognostiziert: Er wird in seiner Karriere noch einige solcher Spiele absolvieren.

Beier wurde in Brandenburg an der Havel geboren und drei Jahre lang bei Energie Cottbus für Höheres vorbereitet. Mit 15 Jahren wechselte er zur TSG Hoffenheim, war dort zwischenzeitlich mit 17 Jahren und drei Monaten der jüngste Bundesliga-Debütant des Klubs und wurde mit 18 für zwei Jahre nach Hannover verliehen, wo ihm in 68 Pflichtspielen 15 Tore und sieben Vorlagen gelangen.

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Diese stattlichen Werte in Liga zwei deuteten freilich nicht zwingend darauf hin, was ihm nun in den ersten sieben Saisonspielen in Hoffenheim eine Etage höher gelingen sollte: Mit seinen fünf Treffern ist er aktuell der zweitbeste deutsche Torschütze hinter Bayerns Leroy Sané (sechs Tore); mit fünf Toren und einer Vorlage hat er in der Scorerliste zudem genauso sechs Punkte wie der Dortmunder Julian Brandt, der Leverkusener Jeremie Frimpong und der Leipziger Lois Openda. Für Hoffenheim ist Beier dieser Tage der Erfolgsindikator Nummer eins: Immer, wenn er getroffen hat, hat Hoffenheim gewonnen - als er zwei Mal leer ausging, verlor die TSG 1:2 gegen Freiburg und 1:3 gegen Dortmund.

Beier und sein Hoffenheimer Trainer Pellegrino Matarazzo bleiben betont demütig. "Es läuft gerade gut", sagte der Spieler kürzlich mit gewissem Understatement, und der Trainer antwortete auf die Frage nach den Gründen für den Lauf des Talents: "Maxi hat einfach dieses Gen, Tore zu machen." Dazu zählt auch Tempo, Beiers Bestwert betrug kürzlich 35,5 km/h. Bemerkenswert ist vor allem, dass sich der Junior so stark behauptet in der kaderinternen Konkurrenz: gegen namhafte und viel erfahrenere Stürmer wie Andrej Kramaric, Wout Weghorst, Ihlas Bebou, Mergim Berisha und Marius Bülter.

Und so hofft nun auch der DFB-Coach Di Salvo mit gutem Grund, dass Beier den deutschen Angriff mit den Dortmundern Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko sowie dem derzeit starken Mainzer Brajan Gruda auf internationales Topniveau hebt - zumindest in dieser Altersstufe. Und je besser sie dort spielen, desto interessanter werden sie wiederum für den Bundestrainer Nagelsmann.

Beier bleibt in dieser aufregenden Gemengelage entspannt. Er will die Form halten, und wenn man ihn mit heimlichem Blick auf seine Ambitionen fragt, ob er eigentlich einen internationalen Lieblingsverein besitze, dann verneint er zwar - fügt aber hinzu: "Vielleicht mal in England zu spielen, wäre ein Traum."

In Hoffenheim wissen sie zugleich sehr gut, was sie an ihm haben. Sein Vertrag gilt zwar bis 2025, aber wie man hört, laufen bereits Bemühungen, mit Beier zu verlängern. Eine Qualifikation für den Europapokal mit vielen Flutlichtspielen wäre womöglich hilfreich.

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